The Expendables 2 [2012]

Wertung: 3 von 6 Punkten  |   Kritik von Jens Adrian  |   Hinzugefügt am 15. August 2012
Genre: Action / Thriller / Komödie

Originaltitel: The Expendables 2
Laufzeit: 102 min.
Produktionsland: USA
Produktionsjahr: 2012
FSK-Freigabe: keine Jugendfreigabe

Regie: Simon West
Musik: Brian Tyler
Darsteller: Sylvester Stallone, Jason Statham, Terry Crews, Randy Couture, Liam Hemsworth, Dolph Lundgren, Jet Li, Nan Yu, Jean-Claude Van Damme, Scott Adkins, Chuck Norris, Arnold Schwarzenegger, Bruce Willis, Amanda Ooms, Charisma Carpenter, Nikolette Noel


Kurzinhalt:
Nach einer geglückten Rettungsmission erhält Barney Ross (Sylvester Stallone) von Church (Bruce Willis) den Auftrag, mit seinen Spezial-Trupp der Expendables aus einem abgestürzten Flugzeug einen Gegenstand zu bergen. Was es ist, erfährt er nicht, nur dass er dafür die Spezialistin Maggie (Nan Yu) benötigt. Also macht sich die Söldner-Truppe auf den Weg und kann das Wrack auch problemlos ausfindig machen. Doch dann wird das Team von Vilain (Jean-Claude Van Damme), seinem Helfer Hector (Scott Adkins) und einer Kleinarmee überrascht. Nicht nur, dass Ross die Box übergeben muss, er verliert einen seiner Männer.
Darum steht für ihn fest: Er wird nicht ruhen, ehe Vilain tot ist. Wie er zusammen mit Lee Christmas (Jason Statham) erfährt, hat Vilain Ausgrabungen in einer Mine begonnen und dafür Männer aus umliegenden Dörfern gezwungen, mitzumachen. Auch wenn der Widerstand gegen ihn in der Bevölkerung wächst, sie haben keine Mittel, VIilain beizukommen. Es liegt an den Expendables, Vilain und seiner Organisation den Krieg zu erklären. Nicht nur für ihren gefallenen Kameraden, oder die Sicherheit der freien Welt – sondern auch für jene Frauen und Kinder, die darauf hoffen, ihre Väter und Brüder wiederzusehen ...


Kritik:
Für Fans des brachialen Actionkinos der 1980er Jahre hält schon die Besetzung von The Expendables 2 so viele Namen bereit, dass man sich in einen Jugendtraum zurückversetzt fühlt. Sylvester Stallone, Arnold Schwarzenegger, Chuck Norris, Bruce Willis und Jean-Claude Van Damme sind nur einige. Wer hatte damals nicht davon geträumt, was möglich wäre, wenn diese Ikonen gemeinsam vor die Kamera treten würden? Einen Großteil konnte Stallone bereits in The Expendables [2010] vorstellen und die Hoffnung hielt sich bis zuletzt, dass die Fortsetzung besser ausfallen würde als das Original, schon allein weil Stallone nicht mehr Regie führte. Abgesehen von dem hohen Grad an Brutalität waren es insbesondere die uninspirierten Actionszenen, die den ersten Film zu einer Enttäuschung werden ließen. Viel besser, das lässt sich nach dem zweiten Teil sagen, ist Simon Wests Regie zwar nicht, dafür halten sich die Macher bei dem inflationär eingesetzten Kunstblut zumindest etwas zurück.

Es erinnert dabei nicht von ungefähr an ein Computerspiel, wenn der Sondereinheit der Expendables keine Gruppe an Gegnern gegenübersteht, sondern in jeder Szene eine ganze Kleinarmee. Statt fünf bis zehn Schützen sind es hier durchschnittlich 30-50, wobei ihr einziger Sinn und Zweck im Film ist, neben die Helden zu schießen, um wenig später von ihnen niedergestreckt, zerquetscht, erstochen oder zu Brei geschlagen zu werden. Darum hält sich The Expendables 2 auch nicht damit auf, Namen vorzustellen – denjenigen des Schurken-Gehilfen hört man bis zum Schluss nicht – oder gar Gesichter. Aus großer Distanz werden die aufmarschierenden Gegner gezeigt, ehe der Schusswechsel beginnt, was dann folgt ist so schnell geschnitten und verwackelt gefilmt, dass einzelne Gesichtsausdrücke gar nicht mehr zu erkennen sind. Das dazwischen irgendwo so etwas wie eine Geschichte erzählt wird, kann man sich kaum vorstellen, aber dass sie nicht besonders wichtig ist erkennt man schon daran, dass sich der Film nicht damit aufhält, die Szenen aneinander anschließen zu lassen. Lücken und Sprünge sind immerhin auch ein künstlerisches Stilmittel.

Möchte man der Story folgen, beginnt diese damit, dass die Expendables in ein feindliches Lager eindringen, um jemanden zu befreien. Dies tun sie wie aus dem ersten Film bekannt nicht durch Infiltration, sondern ausschließlich durch einen Frontalangriff. Sind die ersten Gastauftritte gesehen, führt der Weg Barney Ross und sein Team auf die Spur eines abgestürzten Flugzeugs, an Bord dessen sich etwas befindet, was Mr. Church unbedingt wiederhaben will. Hätte er Barney verraten, worum es sich handelt, hätte sich dieser vermutlich auf den Hinterhalt von Vilain einstellen können, dem letztlich nicht nur die geborgene Box zum Opfer fällt, sondern auch einer der Expendables. Worum der Rest des Films geht, ist folglich keine große Überraschung: Die Expendables nehmen Rache und dabei sogar einen kleinen Völkermord in Kauf.
Dass Vilain als richtig böser Schurke Männern, Frauen und Kinder wie Sklaven in einer Mine schuften lässt und am Ende niemand mehr lebend davon kommen lassen will, kommt The Expendables 2 insofern gelegen, als dass die Leichenberge, die das Helden-Team zurücklässt so zumindest gerechtfertigt scheinen.

Wie schon beim ersten Film wäre es fatal, hier irgendeinen moralischen Anspruch zu suchen, oder überhaupt die Maßstäbe eines gewöhnlichen Actionthrillers ansetzten zu wollen. Was die Produzenten im Sinn hatten war eine Versammlung einstiger Actionhelden, die ebenso glorreich in Szene gesetzt werden sollten. Dabei gelingt es dem Drehbuch durchaus, das inzwischen betagte Alter mancher Protagonisten in die Geschichte mit einfließen zu lassen, und wenn Arnold Schwarzenegger am Ende meint, dass sie eigentlich alle ins Museum gehörten, erntet er verdient den größten Lacher dafür. Was er bis dahin zu sagen hat, beschränkt sich auf Einzeiler, deren Absicht es ist, sein Image und seine berühmteste Rolle aufs Korn zu nehmen. Doch klingen er, Stallone und Willis in jenen Momenten nicht wie ihre Figuren, die einen solch flapsigen Spruch fallen lassen, sondern eben wie Schwarzenegger, Stallone und Willis, die ihre Rollen parodieren. Konnte man sich dieses Zusammentreffen vor 25 Jahren als explosiv und ebenso unterhaltsam vorstellen, entpuppt es sich schließlich als ein platter Running-Gag, den man sich zündender wünschen würde.

Für die Menge an Schusswechseln könnte The Expendables 2 durchaus einen Preis einheimsen. Für die Umsetzung aber kaum, dafür sind sie zu eintönig und absehbar umgesetzt. Statt intelligente Szenarien oder einfallsreiche Ideen gibt es ausschließlich Haudraufaction zu bewundern, bei der es vorgegeben ist, dass diejenigen Figur, die als einzige eine ausführliche Einführung erfährt, auch diejenige sein wird, die als erstes stirbt. Dass Jean-Claude Van Damme ein entsprechender Bösewicht sein könnte, steht außer Frage – nur sollte er dann auch mehr tun dürfen, als böse in die Kamera zu schauen oder jeglichem Klischee anheimzufallen, das es für dieses Genre gibt.


Fazit:
Auch wenn viele Effekte mühelos zu erkennen sind, der materielle Aufwand hinter The Expendables 2 ist durchaus zu sehen. An dem grundsätzlich eindrucksvollsten Set wird deutlich, was aus der Idee hätte werden können: Die Expendables geraten in einem von den Sowjets nachgebauten Stadtteil New Yorks in einen Hinterhalt durch eine übermächtig bewaffnete Armee. Statt die Expendables auf die Häuser zu verteilen, die Gegner in kleinere Kämpfe zu verwickeln, gibt es wie so oft im Film einen Frontalangriff, der letztlich von einer dritten Partei aufgelöst wird. Dazwischen werden zwar Hunderte Kugeln verschossen, aber das Ganze dauert keine drei Minuten. Ebenso verschenkt gestalten sich viele Abschnitte im Film, der zumindest weniger brutal ausfällt als der erste. Nichtsdestoweniger richtet er sich ausschließlich an ein erwachsenes Publikum.
Handwerklich mittelmäßig bis routiniert, machen nach wie vor die Darsteller den Reiz des Actionspektakels aus. Wer diesen keinen Nostalgiebonus zuordnen kann, sollte von der Wertung noch einen halben Punkt abziehen. Vielleicht sollte man akzeptieren, dass ein Zusammentreffen jener Jugendhelden auch nur in der Fantasie wirklich funktioniert. Zumindest hatte man sich das damals bedeutend besser vorgestellt.