Stargate [1994]

Wertung: 4.5 von 6 Punkten  |   Kritik von Jens Adrian  |   Hinzugefügt am 02. Februar 2008
Genre: Science Fiction / Action

Originaltitel: Stargate
Laufzeit: 121 min. / 128 min. (Director's Cut)
Produktionsland: Frankreich / USA
Produktionsjahr: 1994
FSK-Freigabe: ab 12 Jahren

Regie: Roland Emmerich
Musik: David Arnold
Darsteller: Kurt Russell, James Spader, Alexis Cruz, Viveca Lindfors, Mili Avital, John Diehl, Carlos Lauchu, Djimon Hounsou, Erick Avari, French Stewart, Gianin Loffler, Jaye Davidson


Kurzinhalt:
Für Tausende von Jahren lag das Artefakt unter Sand vergraben – und schon seit einem dreiviertel Jahrhundert versuchen Forscher den Geheimnissen des Sternentores auf die Schliche zu kommen. Nun erhält Ägyptologe Daniel Jackson (James Spader) die Gelegenheit sein Wissen unter Beweis zu stellen und wird engagiert, die Zeichen am Rand der ringförmigen Struktur zu entziffern.
Als ihm dies gelingt, öffnet sich das Tor zu einer fernen Welt, in der ein Expeditionskommando unter Colonel Jack O'Neill (Kurt Russell) und mit Jackson als Übersetzer als bald auf eine Zivilisation stoßen. Doch die Menschen dort scheinen weit mehr als mit den alten Ägyptern verwandt. Sie berichten von einem Wesen, das von den Sternen kam – der Sonnengot Ra (Jayr Davidson) und ihr Volk versklavte.
Als bald ein Raumschiff eintrifft, ahnen die Soldaten und Jackson noch nicht, dass Ra viel mehr im Schilde führt. Zusammen mit den Einwohnern Skaara (Alexis Cruz) und Sha'uri (Mili Avital) nehmen O'Neill und Jackson den Kampf mit Ra und seinen Soldaten auf. Nicht nur für jene Welt, für ihre eigene ebenso ...


Kritik:
Nach wie vor gehört der deutsche Filmemacher Roland Emmerich zu den erfolgreichsten Hollywoods. Nach dem inhaltlich fragwürdigen, wenn auch erfolgreichen Universal Soldier [1992] konnte sich der in Stuttgart geborene Regisseur endlich einem Traumprojekt widmen, auf dessen Idee er laut eigenen Angaben bereits 1979 während seiner Zeit an der Filmhochschule kam. Stargate war sei jeher ein Wunschfilm Emmerichs gewesen und unterstreicht noch, welche große Anziehungskraft die ägyptische Kultur auf den Filmmacher hat. Sein nach wie vor geplanter Monumentalfilm um Tutanchamun befindet sich derzeit in der Warteschleife, mit 10,000 B.C: [2008] wagt sich Emmerich allerdings erneut in fantasylastige Gefilde vor unserer Zeit vor.
Die Geschichte selbst scheint dabei aus allerlei Versatzstücken zu bestehen, vereint viele Elemente verschiedenster, etablierter Science Fiction-Reihen und würzt das Ganze mit dem Hauch des "neuen Bekannten" – und liefert eine Erklärung für die seltsame Pyramidenform, die man in der Tat so noch nicht gesehen hat. Im Vorfeld machten die Produzenten Roland Emmerich und sein langjähriger Kollege Dean Devlin damit auf sich aufmerksam, dass Stargate als erster Film überhaupt eine offizielle Webseite besaß. Selbst ins Netz gestellt von Devlin zeigte sie Bilder, Trailer und Informationen zur Produktion. Nachdem der Film allerdings veröffentlicht wurde, warf die eingebrachte Klage eines Ägyptologen einen Schatten auf das Projekt. Er behauptete, Emmerich und Devlin vor Jahren schon ein Skript geschickt zu haben, das abgesehen von einigen Namensänderungen genau dem entspräche, was die Produzenten schließlich auf Film bannten. Auf Grund der außergerichtlichen Einigung lässt sich nicht sagen, ob an den Vorwürfen etwas Wahres gewesen ist. Rückblickend, immerhin beinahe 15 Jahre nach Stargate, lässt sich der Science Fiction-Film, der immerhin zwei TV-Serien nach sich zog (Stargate Kommando SG-1 [seit 1997] und Stargate: Atlantis [seit 2004]), die jeweils unzählige Stunden füllen, als genreweisend bezeichnen, auch wenn Emmerich kein Klassiker wie George Lucas oder Steven Spielberg gelungen ist.

Was den beiden Produzenten gut gelungen ist – immerhin verfassten sie auch das Skript zusammen – ist der Genremix, der verschiedenste Elemente enthält und dabei doch einen roten Faden besitzt, an dem sich die Geschichte orientiert.
Auch wenn das Schreiben an sich Emmerichs größte Schwäche darstellt, das Gefühl des Staunens, das er dem Zuschauer allein in den ersten Minuten vermittelt, wenn das Sternentor in der Wüste ausgegraben wird, ist in gewissem Sinne ansteckend und hält die Neugier auch so lange aufrecht, bis das Skript das Verlangen nach Antworten auf dem neuen Planeten wieder anheizt. Insofern überzeugt die Vorlage nicht nur durch einen ständig aufgebauten, immer stärker angespannten Spannungsbogen, sondern auch dadurch, dass es den Machern gelingt, Erklärungen für die verschiedenen Fragen zu finden. Als die Bedrohung schließlich nicht nur für die Expeditionstruppe, sondern auch für die Erde in greifbare Nähe rückt, lösen Emmerich und Devlin das auf Entdeckung ausgelegte Skript durch eine Reihe packender Actionszenen ab, die die begrenzten Mittel nicht nur vollends ausreizen, sondern auch dank der sympathischen, wenn auch zugegebenermaßen eindimensionalen Figuren packend bleiben.
Umso faszinierender ist an sich die Hintergrundgeschichte, die das Drehbuch nur beiläufig etabliert und dabei schon mit Erklärungen und Anleihen versieht, die in einem weiteren Film auszuloten sich wirklich lohnen würde. Auch wenn die Dialoge sich deutlich über dem Niveau von Godzilla [1998] befinden, sie setzen im Genre keine Maßstäbe.
Was bleibt ist ein durchweg solides Skript, das einige wirklich gelungene Charaktermomente besitzt, viele gute Ideen (wenn auch wenig neue) vereint und durch eine erfrischende Abwechslung aus Entdecker- und Actiongeschichte überzeugt. Mehr kann man nicht erwarten.

Auch die Darsteller scheinen sich damit gut arrangieren zu können. Selbst Kurt Russell, der hier zwar nicht allzu gefordert ist, macht eine gute Figur und scheint sich in der Rolle des widerspenstigen Colonel O'Neill wohl zu fühlen. Auch wenn seine mimische Darbietung die Nuancen vermissen lässt, angesichts vorangegangener Filme wie Captain Ron - Kreuzfahrt ins Glück [1992] oder nachfolgender wie John Carpenter's Flucht aus L.A. [1996] zählt Stargate sicherlich zu seinen besseren Filmen der 1990er Jahre.
James Spader, bekannt aus Filmen wie Sex, Lügen und Video [1989] oder auch Der Preis der Macht [1991], findet sich hier in einer Rolle wieder, die weit mehr dem Mainstream entspricht, als seine bisherigen. Doch als trotteliger Ägyptologe mit einem Schuss Charisma hinterlässt er einen wirklich guten Eindruck und festigt seine Massenkompatibilität, die er mit seiner preisgekrönten Anwaltsrolle in Boston Legal [seit 2004] erneut unter Beweis stellte.
Interessanterweise sind die Rollen der Bewohner des wüstenartigen Planeten deutlich anspruchsvoller ausgefallen, unter anderem deshalb, weil die Akteure auf Grund der unverständlichen Sprache mit dem Zuschauer mehr durch Mimik und Gestik kommunizieren müssen. Sowohl der junge Alexis Cruz, als auch die in ihrer Heimat Israel sehr hoch angesehene Mili Avital machen diesbezüglich ihre Sache sehr gut; so auch Erick Avari, der in den meisten seiner Rolle zumindest routiniert agiert.
Die übrigen Darsteller John Diehl, French Stewart oder auch der damals noch unbekannte Djimon Hounsou werden kaum gefordert – fallen aber zumindest nicht negativ auf. Etwas unausgewogen erscheint hier allerdings Viveca Lindfors, die allerdings nur kurz zu sehen ist. In der Rolle des Ra an sich gut besetzt ist Jaye Davidson, der sich inzwischen aus dem Filmgeschäft zurückgezogen hat.
Insofern ist der Cast gut zusammen gestellt, auch wenn keine der ganz großen Namen Hollywoods zu finden sind. Doch ähnlich wie bei Emmerichs nächsten Film Independence Day [1996] war es schließlich diese Produktion, die die Karrieren mancher Beteiligter wieder anheizte.

Eine erfreuliche Konstante bei Roland Emmerichs Produktionen ist nach wie vor das handwerkliche Geschick, mit dem der Filmemacher an seine Projekte heran geht. Kamera und Schnitt sind auch bei Stargate tadellos geraten, ergänzen sich samt der spärlich eingesetzten, dafür aber meistens wirklich guten Spezialeffekte sehr gut und erzeugen trotz der relativ langen Vorlauf Zeit bis zum betreten der fremden Welt ein ordentliches Tempo.
Dass die Produzenten mit jedem Dollar ihres Budgets wohl überlegt umgehen mussten, sieht man schon daran, dass die Explosion am Schluss des Films an sich aus Star Trek VI – Das unentdeckte Land [1991] stammt. Das Design der außerirdischen Welt, der Kostüme, Masken und Bauten kann hingegen vollends überzeugen, insbesondere die Maskenarbeit und das Sternentor selbst verblüffen durch die vielen Details, die die Macher haben einfließen lassen.
An der Inszenierung und dem Produktionsstandard gibt es also nichts zu bemängeln, ganz im Gegenteil. Emmerich und sein Co-Produzent Devlin nutzen alle Möglichkeiten des Skripts aus, um Stargate so opulent und episch wie möglich erscheinen zu lassen.

Ihren Teil trägt auch die musikalische Untermalung durch David Arnold dazu bei. Der inzwischen als James Bond 007-Komponist etablierte Musiker versieht den Science Fiction Film mit einem malerischen, rhythmischen und ebenso abwechslungsreichen Score, dass man die verschiedenen Themen schon nach den ersten Momenten erkennen kann und sich somit auf die Stimmung der Szenen einstellt.
Kenner von Arnolds Werken einige dieser Elemente auch in seinen späteren Arbeiten wieder finden, doch dies schmälert seinen erstklassigen Soundtrack nicht im Geringsten. Zwar sind seine Kompositionen nicht so episch ausgefallen wie bei John Williams Star Wars-Reihe, doch an der packenden Dynamik seiner Musik ändert dies nichts.

Während die erste Filmfassung Berichten zufolge ursprünglich drei Stunden lang gewesen sein soll, wurde Stargate für die Kinoveröffentlichung auf zwei Stunden getrimmt. Auf Laserdisc und später auch auf DVD erschien schließlich eine erweiterte Fassung, die neun Minuten länger dauert. Diese in Deutschland als "Director's Cut"-Version vertriebene Filmfassung enthält nicht nur weitere Kampfszenen und einen ausführlicheren Prolog, bei dem gezeigt wird, wie der junge Mann von Ra vor 10,000 Jahren entführt wurde, sondern auch einige an sich wichtige interessante Szenen.
So wird neben dem Sternentor einer der Wächter bereits zu Beginn ausgegraben und Colonel O'Neill ist sich dieser Figur auch bewusst, bevor sein Team durch das Sternentor tritt. Alle zusätzlichen Szenen hätten dabei sicher nicht sein müssen (und scheinen auch in der Tat überflüssig), einige allerdings verleihen dem Film etwas mehr Zusammenhalt und Tiefe.

Dies ist vielleicht der einzige Vorwurf, den sich Emmerich abgesehen von den etwas faden Dialogen und den nicht wirklich ausgefeilten Figuren gefallen lassen muss. Die Geschichte selbst entwickelt sich zwar sehr schnell und auch ansehnlich spannend, ohne dabei aber mit wirklich Überraschungen aufzuwarten. Auch die unterschiedlichen Elemente des Films werden Kennern des Genres bekannt vorkommen.
Doch daran sollte man sich als Zuseher nicht stören; nicht nur, dass es mehr gibt, was gefällt, als Dinge, die nicht gefallen. Es sind die vielen Kleinigkeiten, die Stargate weit über den Durchschnitt heben. Die grundlegende Ironie und die Tatsache, dass auch die Figuren sich nicht ernst nehmen. Sicherlich finden sich dadurch einige Klischees wieder. Aber auch das gehört zu einem gut gemachten Science Fiction-Sommerfilm.


Fazit:
An sich der größte Verdienst Roland Emmerichs bei Stargate ist weniger die Tatsache, dass ihm ein durchweg unterhaltsamer, actionreicher und mitunter einfallsreicher Science Fiction-Film gelungen ist. Vielmehr ist es ihm gelungen, in einer Zeit, in der Science Fiction entweder mit Star Trek oder mit Monster-Horror gleichzusetzen war, dem Fantastischen Genre neue Facetten abzugewinnen und ihm neues Leben einzuhauchen.
Auch wenn viele Elemente bereits aus anderen Produktionen bekannt sind, es ist die überaus gute Mischung und die Tatsache, dass Emmerich die unterschiedlichen Genres unter einen gut gebracht hat, was in Erinnerung bleibt. Dank der handwerklich tadellosen, teurer erscheinenden Umsetzung und der durchweg gut gelaunten Darsteller sichert sich Stargate einen guten Platz am Science Fiction-Himmel. Dabei ist der Film zwar nicht so gut wie manche, aber besser als die meisten.