Stakeout - Die Nacht hat viele Augen [1987]
Wertung: |
Kritik von Jens Adrian |
Hinzugefügt am 19. Juli 2009
Genre: Thriller / Komödie / ActionOriginaltitel: Stakeout
Laufzeit: 117 min.
Produktionsland: USA
Produktionsjahr: 1987
FSK-Freigabe: ab 16 Jahren
Regie: John Badham
Musik: Arthur B. Rubinstein
Darsteller: Richard Dreyfuss, Emilio Estevez, Madeleine Stowe, Aidan Quinn, Dan Lauria, Forest Whitaker, Ian Tracey, Earl Billings, Jackson Davies, J.J. Makaro, Scott Andersen, Tony Pantages, Beatrice Boepple
Kurzinhalt:
Als Richard Montgomery (Aidan Quinn) aus dem Gefängnis flieht, vermutet das FBI, dass er früher oder später bei seiner ehemaligen Freundin Maria McGuire (Madeleine Stowe) auftauchen wird. Um Personal einzusparen wird die Polizei von Seattle um Hilfe gebeten, Maria zu beschatten. Die undankbare Aufgabe fällt Chris Leece (Richard Dreyfuss) und seinem Partner Bill Reimers (Emilio Estevez) zu, die sich wie beim letzten Auftrag dieser Art die 24-Stunden-Schicht mit Phil (Dan Lauria) und Jack (Forest Whitaker) teilen.
Von den Kabbelleien der vier Polizisten abgesehen, ist es ein Routine-Job. Doch schon als sich Chris vor Maria als Telefontechniker ausgibt, um in ihrer Wohnung Wanzen installieren zu können, ändert sich sein Verhalten gegenüber der jungen Frau. Wenig später begegnet er ihr zufälligerweise im Supermarkt und entgegen jedem gesunden Menschenverstand und seiner beruflichen Überzeugung kommen sich beide näher. Während Bill die Katastrophe schon anrollen sieht, setzt Montgomery seinen Weg nach Seattle fort. Denn bei Maria hat er das versteckt, was ihm seine Flucht in die Freiheit garantiert …
Kritik:
Weswegen es den Filmemachern in den 1980ern gelungen war, interessante, witzige und actionreiche Buddy-Filme zu drehen, sie diese Fähigkeit in den 90ern allerdings verlernt hatten, wird ein Geheimnis Hollywoods bleiben. Mit Filmreihen wie Lethal Weapon beispielsweise, bewies man, dass auch erwachsenen Zuschauern sympathische Figuren in einer knallharten Story zuzutrauen waren. Stakeout, der im selben Jahr entstand, gibt sich dabei bedeutend humorvoller, jedoch keineswegs als kindgerechter Film. Regisseur John Badham, dem nach vielen TV-Produktionen mit Nur Samstag Nacht [1977] (auch bekannt als Saturday Night Fever) erfolgreich der Sprung auf die große Leinwand gelungen war, erzählt seinen Film über die Beschattung der ehemaligen Lebensgefährtin eines entflohenen Schwerverbrechers mit einer Leichtigkeit, dank der man beinahe aus den Augen verliert, dass der Thriller einen ernsten Kern besitzt.
Eingerahmt wird der Film dabei von einem nicht übertrieben dargestellten Gefängnisausbruch und einem Finale, das ebenso realistisch gehalten ist. Dazwischen scheint sich beinahe eine andere Geschichte abzuspielen, bei der Polizist Chris Leece, mit Augenzwinkern und viel Charme verkörpert durch Richard Dreyfuss, der beschatteten Maria McGuire näher kommt. Da die Geschichte auch vor 20 Jahren nicht wirklich neu war, halfen die Darsteller der Erzählung mit sichtbar gelungenen Darbietungen weiter. Madeleine Stowe beispielsweise gibt sich ebenso entwaffnend wie im rechten Moment aufbrausend, während Emilio Estevez als Chris Partner Bill Reimers ebenso viele Witze auf seine Kosten zu genießen scheint, wie er gern welche austeilt.
Zwischen den drei Hauptdarstellern herrscht eine Chemie, wie man sie allenfalls von langjährigen Freunden her kennt. Dass sich diese auch auf den Zuschauer überträgt, veredelt die unterhaltsamen Charaktermomente, die sicherlich nicht alle notwendig waren, denen man jedoch schon deshalb gerne beiwohnt, weil sie in den unerwartetsten Fällen für Schmunzeln sorgen.
Dazu zählt auch das zweite Überwachungsteam, dargestellt von Forest Whitaker und Dan Lauria, die sich ebenso Mühe geben, ihre Figuren zu etablieren. Als Bösewicht überzeugt Aidan Quinn durch seine skrupellose Art besonders effektvoll und sorgt in den richtigen Momenten dafür, dass man als Zuseher Die Nacht hat viele Augen nicht als reine Liebeskomödie versteht.
Was viele Produktionen von John Badham auszeichnet ist die routinierte Umsetzung, die sich auch in Stakeout wiederfindet. Mit ausgesuchten, stimmigen Bildern, erweckt der Regisseur sowohl die Actionmomente in seinem Thriller zum Leben, als auch die ruhigen Dialoge, die nicht zuletzt dank der stellenweise eingestreuten, witzigen Musik ebenfalls in Erinnerung bleiben. Durch wenige Einstellungen und Perspektiven wird die knisternde Stimmung zwischen Chris und Maria verdeutlicht, ohne dass die Darsteller dies mit Worten belegen müssten. Und auch Bills Reaktionen darauf lassen sich mit einem Blick ablesen. Badham verweilt nie zu lange bei einer Szene oder beschleunigt sie unnötigerweise mit schnellen Schnitten. Stattdessen darf man sich als Zuschauer über erstklassig ausgetimete komödiantische Einlagen und Wortgefechte freuen, die auch in unscheinbaren Momenten versteckte Lacher präsentieren.
Dass der Mix aus Thriller und Liebesgeschichte gut gelungen ist, ist dem pointierten Drehbuch und den gut gelaunten Darstellern zu verdanken, die allesamt viel Spaß zu haben scheinen. Im rechten Moment ernst und im richtigen wieder gut gelaunt und witzig entpuppt sich Stakeout als ein kleines Juwel aus der Zeit, in der Buddy-Filme meist mit drastischen Gewaltdarstellungen wie in Nur 48 Stunden [1982] aufwarteten. Auch wenn der Film nach wie vor für ein kindliches Publikum ungeeignet ist, finden jüngere und ältere Zuschauer genügend charmante Charaktermomente und routiniert umgesetzten Actioneinlagen, um sich angenehm unterhalten lassen zu können.
Dass man aus heutiger Sicht Vieles als klischeehaft bezeichnen würde, liegt allerdings daran, dass sich in den letzten 20 Jahren bedeutend mehr andere Filme bei Die Nacht hat viele Augen bedienten, als er selbst Ideen aus vorangegangenen Produktionen borgte. Nichtsdestotrotz mögen insbesondere ältere Zuschauer auf Grund von nostalgischen Erinnerungen einen anderen Zugang zum Film finden, als junge. Unterhalten werden allerdings beide Gruppen zwei Stunden lang.
Fazit:
Die Geschichte um einen Polizisten, der sich in eine Ex-Freundin des Schurken verliebt, ist sicherlich nicht neu. Und doch verleiht Regisseur John Badham der Story durch seine Umsetzung einen interessanten und unerwarteten Touch. Einerseits dadurch, dass die Rahmengeschichte um den aus dem Gefängnis entflohenen Bösewicht beinahe losgelöst von der Liebesgeschichte erzählt wird, andererseits durch das charismatische Dreiergespann Chris-Maria-Bill, die jeweils untereinander für die unterhaltsamsten und witzigsten Momente sorgen.
Die Chemie zwischen den Darstellern wirkt sowohl vertraut, wie auch beim ersten Kennenlernen knisternd, die Nebenfiguren sind allesamt sympathisch und mit Augenzwinkern angelegt und zu guter Letzt ist Stakeout - Die Nacht hat viele Augen tadellos und routiniert umgesetzt.
Mehr kann man sich von einem Actionthriller mit Lovestory nicht erhoffen. Und mit nicht weniger runden die Macher den Buddy-Film ab.