Meg [2018]

Wertung: 3 von 6 Punkten  |   Kritik von Jens Adrian  |   Hinzugefügt am 7. August 2018
Genre: Action / Science Fiction / Thriller / Horror

Originaltitel: The Meg
Laufzeit: 113 min.
Produktionsland: China / USA
Produktionsjahr: 2018
FSK-Freigabe: ab 12 Jahren

Regie: Jon Turteltaub
Musik: Harry Gregson-Williams
Darsteller: Jason Statham, Bingbing Li, Rainn Wilson, Winston Chao, Ruby Rose, Cliff Curtis, Robert Taylor, Page Kennedy, Shuya Sophia Cai, Jessica McNamee, Ólafur Darri Ólafsson, Masi Oka


Kurzinhalt:

Bei einer Rettungsmission tief unter der Meeresoberfläche entscheidet sich Jonas Taylor (Jason Statham), zwei seiner Freunde zu opfern, um das Leben der anderen Geretteten nicht zu gefährden. Zumal er der Überzeugung ist, dass sie dort unten von etwas Großem angegriffen werden. Einige Jahre später wird Jonas von Dr. Zhang (Winston Chao) und seinem Freund Mac (Cliff Curtis) aufgesucht, die ihn für eine Tiefseerettungsoperation gewinnen wollen. Jonas‘ Ex‑Frau Celeste (Jessica McNamee) ist mit zwei Wissenschaftlern auf dem Grund des Marianengrabens gestrandet, dem tiefsten Punkt der Erde, und die Zeit läuft aus. Als Zhangs Tochter Suyin (Bingbing Li) einen eigenen Rettungsversuch unternimmt, sieht sie sich in mehr als 11 Kilometern Tiefe mit einem monströsen Angreifer konfrontiert: Einem prähistorischen Hai, dem Carcharodon Megalodon. Der Meeresräuber, der in dieser verschlossenen Unterwasserwelt überleben konnte, folgt ihnen aus seinem Habitat und steuert bewohnte Strandgebiete an. Es liegt an Jonas und der Forschungscrew um Sponsor Jack Morris (Rainn Wilson), das Monster aufzuhalten …


Kritik:
Auch wenn Meg am Ende die Art Film ist, die man sich angesichts der Story um einen prähistorischen Riesenhai, der auf die moderne Menschheit losgelassen wird, vorstellen mag, er wird den eigenen Ansprüchen und Steve Altens populärer Romanvorlage Meg – Die Angst aus der Tiefe [1997] nicht gerecht. 20 Jahre lang versuchte Hollywood mit verschiedenen Regisseuren und Drehbüchern, die Geschichte auf die Leinwand zu bringen. Es erklärt vielleicht, weshalb Jon Turteltaubs leichtfüßiger Monster-Horror den Eindruck erweckt, die Beteiligten hätten keinen Spaß an der Materie, als wäre es mehr Pflicht als Kür.

Dass man hier durchaus seinen Spaß haben kann, beweist nicht zuletzt Darsteller Jason Statham, der Hauptfigur Jonas Taylor mit viel Augenzwinkern zum Leben erweckt, als wäre er sich der unzähligen Klischees und der übertriebenen Situationen wohl bewusst. Taylor wird auf die hochmoderne Forschungsstation „Mana One“, 200 Meilen vor der chinesischen Küste gebracht, wo seine Ex‑Frau unter dem Grund des Marianengrabens mit zwei weiteren Tauchern verschollen ist. Als Spezialist auf dem Gebiet der Tiefseerettung soll Jonas das U-Boot bergen. Die waghalsige Operation ist zumindest teilweise ein Erfolg und sie bestätigt, was er nach einer traumatischen und verheerenden Rettung fünf Jahre zuvor immer wieder behauptet hatte: Dort unten ist etwas.

Die Idee, dass der Boden des Marianengrabens keine feste Materie ist, ist ein guter Einfall und auch die Unterwasserwelt, die Meg vorstellt, kann durchweg überzeugen. Bis man den Carcharodon Megalodon tatsächlich zu sehen bekommt, dauert es erstaunlich lange. Turteltaub tut es hier Filmemacher Steven Spielberg in Der weiße Hai [1975] gleich und hält sich mit seinem Monster zurück, um die Spannung zu erhöhen. Nur ist das, was geschieht, nie überraschend, sondern hangelt sich von einer Szene, wie sie in diesen Filmen wohl vorkommen müssen, zur nächsten. Das trifft auch auf die Dialoge zu, die so vorhersehbar sind, dass man sie in den einzelnen Szenen, wie beim Abschied von Suyins Vater, wortwörtlich mitsprechen kann, ohne den Film zuvor gesehen zu haben.
Man sollte es den Machern an sich anrechnen, dass sie zur Mitte des Films versuchen, die Figuren stärker in den Mittelpunkt zu rücken, doch scheitert dies daran, dass sie dennoch nicht vielschichtig ausgearbeitet sind, sondern eindimensional bleiben. Vor allem kommt das Erzähltempo dabei merklich ins Stocken und gerade wenn man erwarten würde, dass der Hai mehr Platz in der Geschichte einnimmt, glänzt er durch Abwesenheit.

Dafür beweist der Film merklich mehr Selbstironie als Altens Vorlage, meist ausgehend von dem gut gelaunten, wenn auch nie sonderlich geforderten Jason Statham. Obwohl nicht alle Sprüche und Kommentare der Figuren für Lacher sorgen, die meisten verfehlen zumindest nicht ihre Wirkung. Ein paar Anleihen sowohl an Der weiße Hai als auch Findet Nemo [2003] erfreuen dafür Filmfans und auch das Design des Forschungslabors ist gelungen, so wie die Inszenierung durchweg tadel- wenngleich schnörkellos.
All das ist nur ein kleiner Trost, da Meg keine einzige überraschende Monster-Szene zu bieten hat und folglich nie wirklich mitreißt. Auch das mäßige Erzähltempo schadet dem Unterhaltungswert und erst zum Finale scheinen die Macher Gefallen an der Hai-Action zu finden. Das ist nicht nur spät, der eigentliche Höhepunkte des Films fällt in gewisser Hinsicht erstaunlich unspektakulär aus. So bleibt Meg selbst hinter den Erwartungen an einen übertriebenen Monster-Horror-Film zurück. Das ist schon deshalb schade, da die Zutaten alle versammelt sind.


Fazit:
Mit dem Prolog um den oberflächlich rauen Helden Jonas, der Tiefseetauchexpedition und der anschließenden Rettungsoperation ist es, als würden die Macher drei Mal eine neue Geschichte beginnen, ehe sie endlich dorthin kommen, wo sie hinwollen und das Publikum sie auch sehen möchte: Bei einem prähistorischen Riesenhai am Badestrand. Es ist beinahe, als wollte Regisseur Jon Turteltaub es so lange wie möglich vermeiden, sich diesem Klischee hinzugeben, während der Rest des Skripts in selbigen förmlich schwimmt. Aber so ordentlich das im Grundsatz gemacht ist, es offenbart im Vergleich zur Romanvorlage ein geradezu behäbiges Erzähltempo und hinterlässt den Eindruck, als hätten die Filmemacher selbst keinen Spaß an trashiger Monster-Hai-Action. Meg präsentiert sich als Mischung aus Deep Blue Sea [1999] und Der weiße Hai, ist jedoch in keinem Moment so unterhaltsam wie der erste oder so Furcht einflößend wie der zweite. Dank Jason Statham im Statham-Modus ist das zumindest nette Unterhaltung, mehr aber leider nicht.