Matrix [1999]

Wertung: 5.5 von 6 Punkten  |   Kritik von Jens Adrian  |   Hinzugefügt am 23. Mai 2003
Genre: Science Fiction / Thriller / Action

Originaltitel: The Matrix
Laufzeit: 136 min.
Produktionsland: USA
Produktionsjahr: 1999
FSK-Freigabe: ab 16 Jahren

Regie: Andy & Larry Wachowski
Musik: Don Davis
Darsteller: Keanu Reeves, Laurence Fishburne, Carrie-Anne Moss, Hugo Weaving, Gloria Foster, Joe Pantoliano


Kurzinhalt:
"Hattest Du jemals einen Traum, von dem Du so überzeugt warst, er sei real? – Was, wenn Du aus diesem Traum nicht mehr erwachen könntest? Wie würdest Du den Unterschied zwischen der realen Welt und der Traumwelt feststellen?" - Der charismatische Morpheus (Laurence Fishburne) spricht dem jungen Softwareprogrammierer Thomas Anderson (Keanu Reeves) aus der Seele.
Schon seit jeher hatte er das Gefühl, dass mit der Welt etwas nicht stimmt, obwohl er nicht wusste, was es war. Darum streift er nachts als Hacker Neo im Internet umher, auf der Suche nach Antworten – und insbesondere auf die Frage: "Was ist die Matrix?"
Morpheus ist in der Lage, ihm diese Antworten zu geben, Einsichten, die Neos Blick auf die Welt für immer verändern könnten. Allerdings verfolgt Morpheus mit Neo ganz besondere Pläne, die weit über das hinausgehen, was sich Neo im Entferntesten erträumt hätte.
Doch neben Morpheus und der geheimnisvollen Trinity (Carrie-Anne Moss) zeigt auch noch der ebenso dubiose, wie skrupellose Agent Smith (Hugo Weaving) Interesse an Neo.
All das ist aber erst der Beginn von Neos unglaublichen Reise ... – aus der Matrix.


Kritik:
Eines vorweg: Man kann keine Kritik zu Matrix verfassen, ohne die einen oder anderen Überraschungen vorweg zu nehmen. Wer den Film noch nicht gesehen hat, sollte somit besser zum Fazit springen, um sich den Spaß an den vielfältigen Erkenntnissen nicht verderben zu lassen.

Vor vier Jahren kamen, passend zum anbrechenden Jahr 2000, einige apokalyptisch angehauchte Filme ins Kino, die im Kern religiöse Themen beinhalteten, darunter End of Days – Nacht ohne Morgen [1999] und Stigmata [1999].
Ebenfalls mythologisch angehaucht, aber dennoch völlig unterschiedlich präsentierte sich Matrix, geschrieben und inszeniert von den beiden Brüder Andy und Larry Wachowski, die drei Jahre zuvor mit dem unkonventionellen Erotikthriller Bound – Gefesselt [1996] für Furore sorgten, auch wenn jener Film kein kommerzieller Erfolg war.
Matrix gehört zu den erfolgreichsten und innovativsten Filmen der letzten Zeit. Viele – Kritiker wie Publikum – sehen in ihm zu Recht quasi den ersten Film des neuen Jahrtausends, der durch seine Ideen und bahnbrechende Umsetzung eine neue Generation von Filmen und Filmemachern geprägt hat, und an dem sich alle zukünftigen Filme mit ähnlich gelagerter Thematik messen lassen müssen.
Vor allem jedoch hatte er nachhaltigen Einfluss auf das Filmemachen, wie man es seither sowohl im Kino, als auch auf dem heimischen Fernseher beobachten kann. Die bekannte Bullet-Time-Technik, wurde für Werbespots, Serien, Filme und allerlei andere Projekte kopiert (oder plagiiert, je nachdem, wie man es sieht) und seitdem finden sich immer wieder Filme, die versuchen, mit einem vergleichbaren Setdesign oder einer ähnlichen Ausstattung an das Aussehen und den Erfolg des Films anzuschließen – glücklicherweise vergebens.
Man vergisst allerdings recht schnell, dass Matrix trotz der übewältigenden Optik, des mitreißenden Sounds und der fast schon legendären Actionsequenzen vor allem durch seine Story und Charaktere überzeugte – das Drehbuch der Wachowski-Brüder verdient es, mindestens ebenso ausgezeichnet zu werden, wie die oscarprämierte Technik des Films.

Was immer man nach den beiden einprägsamen und beeindruckenden Kino-Trailern des Films geglaubt haben mag, erwarten zu können – als der Film 1999 weltweit in den Kinos anlief, wurde man völlig überrascht. Bereits in den ersten Minuten, spätestens als die Kamera in Zeitlupe um die in der Luft schwebende Trinity fuhr, war klar, dass dieser Film irgendwie anders sein würde – und als Neo dann die Wahrheit über die Erde und die Matrix erfuhr, kam man sich als Zuschauer vor, als hätte man bislang den falschen Film gesehen.
Die Grundidee ansich, laut welcher Maschinen die Menschheit versklavt haben, mag nicht neu sein, doch die Art und Weise, wie diese Geschichte erzählt wird, mit wie vielen Details sie gespickt ist und die Tatsache, dass sie völlig durchdacht erscheint, machte Matrix zu einem neuen Film mit einer neuen, anspruchsvollen Science-Fiction-Story, die sich eindeutig an erwachsene Zuschauer richtet – ja, zu einer Erfahrung für die Sinne und den Verstand. Das hatte es seit Ewigkeiten nicht mehr auf der großen Leinwand gegeben, umso mehr eine Freude für das Publikum.
Und dennoch wurden einige durch den Film vor den Kopf gestoßen; vielen war die Story zu neuartig, zu "andersartig" und seltsam – die Geschmäcker sind eben doch verschieden.

Wer sich allerdings auf den Film einlässt, bekommt so viel zu denken mit auf den Weg, dass die fulminant inszenierten Actionsequenzen, die einem sprichwörtlich den Atem rauben, fast in den Hintergrund geraten. Doch gerade die Verschmelzung der beiden Elemente ist es, was Filmfans so beeindruckt, wobei der Schwerpunkt weiterhin auf der Handlung liegt und die Action die Möglichkeit für die Macher war, ihre Story zu erzählen. Sie ist Teil der Geschichte und ist gerade deshalb so faszinierend.
Bei den Charakteren gelang den Autoren das Kunststück, vertraute Figuren zu erschaffen, die dennoch in gewisser Weise immer noch undurchschaubar sind – sie wirken, ebenso wie die Dialoge und die Szenen ansich, völlig durchdacht, bis in die letzten Spitzen ausgefeilt und fügen sich in die Rahmenhandlung perfekt ein. Hier wurde glücklicherweise auch wieder Wert auf einen starken und eindrucksvollen Gegner gelegt: Agent Smith sammelt aufgrund seiner Monologszenen, seiner Art, sich auszudrücken und zu handeln, beinahe mehr Sympathiepunkte, als die Helden – obwohl er eindeutig einer der Bösewichte ist.
Längen sucht man in dem Film vergebens; wenn die Action eine Pause einlegt, und dem Zuschauer Zeit lässt, einmal Luft zu holen, wird die Hintergrundgeschichte vorangetrieben. Eigentlich hätten die Macher aus dem Inhalt von Matrix bereits mehrere Filme machen können, andere Autoren hätten davor nicht zurückgeschreckt. Dadurch wird der Film zu einem atemlosen Erlebnis.
Etwas verwundert wird man allerdings am Schluss zurückgelassen, da sich das Drehbuch durch die gewonnene Allmacht des Hauptcharakters und seines Schlussmonologs – der die Zuschauer auffordert, den Film und die Entscheidungen seiner Protagonisten selbst im Kopf weiterzuspinnen – in gewisser Weise jede Möglichkeit auf eine Fortsetzung nimmt. Während des Films sind die drei menschlichen Figuren immer noch Menschen gewesen, sie konnten Fehler machen, verletzt werden, ja sogar sterben – genau aus diesem Grund entwickelte man schnell Sympathien für sie und fieberte mit ihnen mit. Doch in der Schluss-Szene wird ihnen eben diese Menschlichkeit genommen und eine Fortsetzung quasi ausgeschlossen. Was für einen Sinn macht eine Weitererzählung der Geschichte, wenn die Hauptfigur gottgleich unverwundbar und allmächtig ist?
Für mich persönlich stellt dies das einzige Manko des ansonsten brillianten Drehbuchs dar, auch wenn sich viele Zuschauer mit Sicherheit mehr an der Liebesgeschichte stören werden, insbesondere an dem lebensspendenden Höhepunkt derselben, der einen leichten Hang zum Kitsch offenbart.

Die Wahl der Hauptdarsteller war für die Produzenten alles andere als einfach, vor allem weil viele gar nicht mitmachen wollten. Ewan McGregor lehnte die Hauptrolle des Neo ab, ebenso wie Will Smith, der stattdessen lieber die Filmgurke Wild Wild West [1999] drehte – Val Kilmer wurde die Rolle von Morpheus angetragen, doch vergebens.
So konnte sich Keanu Reeves dank seiner Hauptrolle in Matrix wieder an die Spitze der Top-Verdiener in Hollywood katapultieren; im Film spielt er sehr überzeugend und ihm gelingt der Balanceakt zwischen dem ungläubigen Neuling und dem Auserwählten hervorragend. Er bildet dadurch die ideale sympathische Identifikationfigur für den Zuschauer.
An seiner Seite stehen Laurence Fishburne und Carrie-Anne Moss, die ebenfalls genug zu tun haben und sich sowohl in dialoglastigen, als auch actionreichen Szenen behaupten müssen und können.
Doch alle drei müssen hinter einem Mann zurücktreten: Hugo Weaving. Der in Nigeria geborene Darsteller spielte unter anderem in der Mini-Serie Bangkok Hilton [1989] mit und gibt in den drei Herr der Ringe-Filmen den Elbenkönig Elrond zum Besten. Sein Charakter in Matrix übertrifft allerdings seine bisherigen Rollen bei weitem, und den Autoren scheint das auch mächtig Spaß gemacht zu haben. Agent Smiths Art zu gehen, zu reden und sich zu bewegen; alleine seine leicht gelangweilte und herablassende Art, wenn er sich mit Thomas Anderson zu Beginn im Verhörraum unterhält, oder er Morpheus seine Offenbarungen mitteilt – als Zuschauer kann man nicht anders, als hin und wieder zu schmunzeln, wie dieser Charakter einen in den Wahnsinn treiben könnte. Aber genau das macht ihn so "sympathisch", besonders als Bösewicht. Weaving bringt dabei sämtliche Aspekte seiner Figur, sowohl die Überheblichkeit, als auch den Zorn, als die Dinge aus den Bahnen geraten, und seine pure Abscheu gegenüber den Menschen ansich, perfekt zum Ausdruck. Dafür wurde er zwar für den "Blockbuster Entertainment Award" nominiert, bekam die Auszeichnung jedoch leider nicht.
Auch die Nebenrollen sind gut besetzt, von denen allerdings nur zwei wirklich gefordert sind. Joe Pantoliano als schmieriges und undurchschaubares Crewmitglied Cypher ist nicht nur witzig, sondern stellt den Zuschauer selbst vor die Frage, wie man an seiner Stelle gehandelt hätte, und ob man die Dinge vielleicht sogar wie Cypher sehen würde – bis zu einem gewissen Grad jedenfalls.
Gloria Foster jongliert in ihrer Orakelrolle mit dem Verstand des Zuschauers, bei den Dreharbeiten zu den beiden Fortsetzungen verstarb sie leider an Diabetes – Matrix markiert ihren vorletzten Film.
Der restliche Cast kann ebenfalls überzeugen, ist aber mehr oder weniger austauschbar, da die Darsteller nicht so viel zu tun haben. Allerdings wurden die meisten nicht nur körperlich durch die immensen Vorbereitungen für den Film gefordert, sondern mussten auch ihr schauspielerisches Können beweisen, was in einer solchen Art Film durchaus eher eine Seltenheit ist.

Wie viel Zeit die Macher auf dieses Projekt verwendeten, wird vor allem an der Inszenierung deutlich: Jede Szene, jede einzelne Kameraeinstellung und jeder Schnitt erscheint durchkonzeptioniert, ja komponiert. Der düstere und coole Look wird durch innovative Kameraperspektiven, interessante Kamerafahrten und den exzellent eingesetzten Schnitt hervorragend eingefangen, wobei ganz offensichtlich darauf Wert gelegt wurde, ein an die 50er Jahre angelehntes Design zu erschaffen, was besondern an den Autos zu erkennen ist. Das Ganze verleiht dem Film eine Zeitlosigkeit, die viele andere Science Fiction-Thriller nicht besitzen.
Ein Fest für die Augen sind nicht nur die Actionszenen, die hervorragend fotografiert wurden und nie die Übersichtlichkeit vermissen lassen, vielmehr wird der Zuschauer während des Films mit einem ungekannten Bombast konfrontiert, der die Sinne beinahe überfluten könnte, aber niemals wirklich überfordert.
Hier könnten unzählige andere Filmemacher noch Einiges lernen.

Das Novum in Matrix schlechthin ist zweifelsohne die "Bullet Time" genannte Technik, bei der in Zeitlupe die Kamera das Geschehen in einem Ganz- oder Halbkreis umfährt. Doch obwohl die Technik heute bis zum Erbrechen in allerlei Sendungen und Filmen eingesetzt wurde und wird, dient sie in Matrix nur zur Veredelung bestimmter Szenen, als Bonus sozusagen.
Als Zuschauer wird man in wenigen, dafür umso einprägsameren Szenen mit diesem Bonbon belohnt, anstatt gleich so viel zu erhalten, dass man quasi einem Zuckerschock erliegt. Die beiden Regisseure erkannten offensichtlich, dass weniger eben doch mehr sein kann.
Die Schusswechsel und Martial-Arts-Kämpfe wurden so inszeniert, dass letztere auch Nicht-Fans der Hong-Kong-Filme gefallen können, von denen Matrix sich ohne Zweifel inspirieren ließ.

Die Bullet-Time-Technik kommt dabei, wie der restliche Film, verständlicherweise nicht ohne Spezialeffekte und die heute üblichen Computergrafiken aus; hier wurden allerdings so gekonnt Real- und Computerszenen kombiniert, dass letztere nur in ganz wenigen Szenen mit geschulten Augen wahrgenommen werden können.
Einzig die Außenszenen mit dem Hovercraft und den als Sentinels bezeichneten Wächtern fallen etwas aus der Rolle, da diese einen sehr computergenerierten Eindruck machen - zwar sehen sie immer noch sehr gut aus, qualitativ haben sie allerdings gegenüber dem Rest der Spezialeffekte das Nachsehen. Im Gesamtkontext des Films fällt das aber nicht ins Gewicht.
Technisch und inszenatorisch ist Matrix ein absoluter Meilenstein und eine Meisterleistung zugleich.

Das eigentliche Geheimnis der grandiosen Actionsequenzen nimmt man dabei eher unbewusst war, aber genau das macht es aus: Das vielgerühmte, aber sonst selten erreichte i-Tüpfelchen.
Selbiges ist beispielsweise in der Szene, in der Trinity aus dem Hubschrauber schwingt und jener in das gegenüberliegende Gebäude kracht, die kleine Einstellung, als Trinity auf eine vor der Kamera liegende Fensterscheibe prallt und diese zerspringt. Oder wie Neo beim phänomenalen Lobby-Shoot-Out den letzten Gegner mit einem akrobatischen Fußtritt außer Gefecht setzt.
Diese kleinen Details, winzige Zusätze, finden sich in allen möglichen Szenen im Film und heben ihn deutlich über seine guten Genrekollegen hinaus, da man als Zuschauer sehr schnell sieht, wie viel Zeit und Arbeit in jeder Einstellung steckt.

Ein weiteres Highlight ist die musikalische Untermalung, wobei der instrumentale Score aus der Feder von Don Davis stammt. Bereits bei der Eröffnungssequenz setzt er eine ungewöhnliche, aber eingängige Melodie ein, und ein ähnliches Thema hält er über den gesamten Film aufrecht. Dabei vermischt er geschickt klassische Instrumente und metallische Klänge. Einige Stücke sind beinahe schon kultverdächtig, alle passen sich hervorragend dem Film an und wirken nie aufdringlich.
Dem gegenüber stehen einige "normale" Songs, die als Instrumentalfassung im Film eingebaut wurden, aber auch dort immer sehr gut zur Szene passen. Einzig beim Abspann trennt sich Spreu von Weizen, denn da finden sich Heavy Metal-Lieder, die nicht zum Ton des Films passen wollen und schlicht überflüssig sind. Eine reine instrumentale Score-Suite hätte einen besseren Abschluss ermöglicht. Man wird das Gefühl nicht los, als wollten die Macher unbedingt noch ein Album füllen.

Ein leidiges Thema ist die deutsche Synchronisation, die hier trotz eigentlich routinierter Sprecher überhaupt nicht überzeugen kann. Das liegt vermutlich daran, dass Matrix ein Film ist, der sich nicht synchronisieren lässt.
Insbesondere Hugo Weavings Charakter verliert im Deutschen jegliche Magie und wirkt in keinster Weise imponierend, Laurence Fishburne ergeht es gleich. Sämtliche witzigen oder coolen Sprüche wirken auf deutsch platt und altbacken – wer die Wahl hat, sollte lieber zu einer (wenn nötig untertitelten) Originalversion greifen, als sich die deutsche Version zuzumuten; sie ist eine Tortur für die Ohren.

Für die Darsteller waren die Dreharbeiten übrigens ebensowenig ein Zuckerschlecken, wie die Vorbereitungen dazu: Vier Monate dauerte allein das Kampftraining, und nicht nur währenddessen gab es die eine oder andere Verletzung bei den Schauspielern. Carrie-Anne Moss verdrehte sich den Knöchel bei einer der Aufnahmen, erzählte jedoch ihren Kollegen nichts davon, aus Angst, man würde ihre Rolle neu besetzen. Auch der Auserwählte Keanu Reeves litt an einer Verletzung und trainierte die meiste Zeit mit einer Halskrause.
Die Dreharbeiten dauerten alles in allem beinahe ein halbes Jahr, etwa doppelt so lange, wie bei gewöhnlichen Filmproduktionen.

Ein Grund, wieso es immer wieder ein Genuss ist, sich Matrix anzusehen, sind die zahlreichen Anspielungen, von denen man auch nach dem x-ten Ansehen noch nicht einmal die Hälfte erkannt hat.
So spielt "Alice im Wunderland" immer wieder ein Rolle im Film und auch im Wartezimmer des Orakels zeigt der Fernseher weiße Kaninchen.
Der Spruch "Erkenne Dich selbst" stammt im übrigen vom richtigen Delphi-Orakel.
Bei den Dreharbeiten griffen die Macher zudem auf Sets des 1998 erschienen Dark City zurück, so läuft Trinity anfangs über dieselben Dächer, wie Rufus Sewell in Alex Proyas' Film. Die Orte im Film ("Wells and Lake" beispielsweise) befinden sich dagegen in Chicago, der Heimatstadt der Wachowski-Brüder, obwohl der Film in einer namenlosen Stadt spielen soll. Gefilmt wurde in Sydney, Australien.
Der Film selbst dreht sich dabei übrigens im Kreis, das Hotel, in dem Trinity zu Beginn vor den Agenten flieht, ist dasselbe, in dem Neo beim Finale zum letzten Mal gegen seine Gegner antritt.
Auch bei den Namen und Zahlen haben sich die Macher Mühe gegeben, so besitzt Trinitys Zimmer die Nummer 303, Neo ("The One" – der Auserwählte) ruht in Zimmer 101, wobei Neo selbst ein Anagramm für "One" ist.
Auch Joe Pantoliano hat im Film einen witzigen richtigen Namen, wenngleich er nur einmal genannt wird (ansonsten heißt er schlicht Cypher): Mr. Reagan. In Anbetracht der Tatsache, dass er laut seiner Aussage gerne "jemand Bekanntes" sein würde, vielleicht ein "Filmstar" liegt die Vermutung nahe, dass die Autoren Ronald Reagan im Hinterkopf hatten – der wollte sich zudem auch an Einiges nicht mehr erinnern.
Aufmerksame Zuschauer haben vielleicht bemerkt, dass der erste Telefonanruf zu Beginn am 18.2.99 stattfindet, derjenige am Schluss dann am 18.9.99 – das bedeutet, der Film spielt in einer Zeitspanne von sieben Monaten.
Viele werden sich fragen, woraus der Matrix-Code eigentlich besteht – im Endeffekt aus umgedrehten und gespiegelten Zahlen und Buchstaben, sowie japanischen Katakana-Schriftzeichen.

Es gibt bei Matrix ansich nur zwei Meinungen: "Ein Meisterwerk", oder "Schund"; dazwischen tummeln sich nur ganz wenige. Man muss aber auch als Fan diejenigen verstehen können, die den Film nicht gut fanden, denn um das zu tun, muss man der Story aufgeschlossen sein.
Mit Matrix schufen die Macher, mit der Hilfe von Produzent Joel Silver, aber zweifellos einen Meilenstein der Filmgeschichte und erfanden das Science-Fiction-Genre in gewisser Weise neu. Wer den Film zum ersten Mal sieht, wird sich hin und wieder daran erinnern müssen, den Mund zu schließen. Die Messlatte für kommende Filme wurde sehr hoch angelegt, und weder mit dieser Technik, noch mit einer ähnlichen Geschichte gab es bislang einen Film, der auch nur halbwegs an die Vorgabe herangekommen wäre.
Umso gespannter ist man als Fan natürlich auf die Fortsetzungen, die eigentlich nicht nötig waren. Als Film allein ist Matrix praktisch nicht zu übertreffen. Einzig den Superman-ähnlich fliegenden Neo am Schluss hätte man entfernen und die Szenen mit den Sentinels überarbeiten können. Ansonsten ist Matrix schlicht und ergreifend perfekt.
Inzwischen wurde die Technik so oft plagiiert, dass man als Zuschauer mehr als nur gesättigt ist. Man kann nur hoffen, dass die Macher nicht den Fehler der Konkurrenz begehen und die Bullet-Time im zweiten und dritten Teil zu oft einsetzen. Ob die Hauptgeschichte in den neuen Filmen weitergesponnen und der ersten das Wasser reichen kann, bleibt abzuwarten – die Erwartungshaltung ist jedenfalls noch höher, als bei dem kommenden Herr der Ringe-Film.


Fazit:
Was die Wachowski-Brüder auf die Leinwand gezaubert haben, revolutionierte das Science Fiction- und Action-Genre kurz vor dem Jahrtausendwechsel, nicht nur durch die innovative Kameraführung und düstere Ausstattung, sondern vor allem durch die interessante, mitreissend erzählte und erfreulich komplexe Story, die das Mitdenken des Zuschauers erfordert.
Insofern ist Matrix auf jeden Fall ein Muss für jeden Cineasten oder jeden Science-Fiction- und Action-Fan.
"Unglücklicherweise kann man aber niemandem sagen, was genau die Matrix ist; man muss es selbst gesehen haben."