John Rambo [2008]

Wertung: 1 von 6 Punkten  |   Kritik von Jens Adrian  |   Hinzugefügt am 30. August 2015
Genre: Action / Thriller

Originaltitel: Rambo
Laufzeit: 92 min.
Produktionsland: USA / Deutschland
Produktionsjahr: 2008
FSK-Freigabe: keine Jugendfreigabe

Regie: Sylvester Stallone
Musik: Brian Tyler
Darsteller: Sylvester Stallone, Julie Benz, Matthew Marsden, Graham McTavish, Reynaldo Gallegos, Jake La Botz, Tim Kang, Maung Maung Khin, Paul Schulze, Supakorn Kitsuwon, Aung Aay Noi, Ken Howard


Kurzinhalt:

Inzwischen in Thailand niedergelassen, wird der ehemalige Elitesoldat John Rambo (Sylvester Stallone) von einer Gruppe amerikanischer Helfer angesprochen, die ins benachbarte Birma reisen wollen. Dort metzelt der grausame Militärdiktator Tint (Maung Maung Khin) die Dörfer der Karen nieder und rekrutiert deren Söhne als Soldaten. Rambo lässt sich von Sarah (Julie Benz) gegen seinen Willen überreden, die Helfer dorthin zu bringen, doch kurz nach seiner Rückkehr wird er von Pastor Marsh (Ken Howard) angesprochen, der meinte, dass die Gruppe nicht wie geplant zurückgekommen sei. Zusammen mit einer Söldnertruppe unter Lewis (Graham McTavish) macht sich Rambo erneut auf nach Birma und er ist bereit, mit aller Gewalt zuzuschlagen, um die gefangengenommenen Helfer zu befreien ...


Kritik:
Es ist ein schmaler Grat, ob gezeigte Gewalt in einem Film abschreckend wirkt oder lediglich der Unterhaltung dienen soll. Feingefühl war dabei noch die Stärke von Actionlegende Rambo und so wundert es nicht, dass Sylvester Stallones vierter Auftritt in der Rolle einen Weg einschlägt, der John Rambo nicht nur weiter weg von dem Ursprung der Figur führt, sondern den Film schon nach wenigen Minuten zu einem indiskutablen Werk macht. Selbst in den gekürzten Fassungen ist das nur schwer zu ertragen.

Was Menschen anderen Menschen antun, ist so schockierend wie unaussprechlich. Keine Nachrichtensendung der Welt kann die Grausamkeiten darstellen, die sich in Kriegsgebieten tagtäglich abspielen. Angesiedelt im südostasiatischen Birma (inzwischen Myanmar genannt), beginnt Regisseur Stallone seinen Film mit einer erschütternden Sequenz aus Fernsehbeitragen, an die sich ein grausam perfides Spiel anschließt, bei dem Soldaten des militärischen Diktators Tint Angehörige der ethnischen Minderheit der Karen zum Vergnügen über ein Minenfeld jagen. Auch später, wenn ein Dorf der Karen in einem vom Militär geleiteten Massaker dem Erdboden gleichgemacht wird, sind Dinge zu sehen, die – so schlimm sie bereits sind – nicht die fürchterlichsten Gewalttaten darstellen, die tatsächlich auf der Erde verübt werden.

Die Frage ist jedoch, ob man dies in einem "Unterhaltungsfilm" so zeigen muss.
Und wenn ja, wie sollte man es schildern?

In John Rambo scheinen diese Szenen ausschließlich dem Zweck der Unterhaltung zu dienen und wenn überhaupt, dann die Gewaltorgie zu rechtfertigen, die Rambo in der zweiten Filmhälfte über die Truppe des Diktators bringt. Widerwillig bringt der wortkarge ehemalige Elitesoldat eine Gruppe christlicher Helfer in ein Dorf flussaufwärts, so dass diese wenig später Tint und seinen Leuten in die Hände fallen. Dem Pastor der Gekidnappten bleibt nichts Anderes übrig, als eine Gruppe Söldner zu engagieren, die die Gefangenen befreien sollen, doch dafür muss Rambo die Truppe ebenfalls flussaufwärts bringen. Was folgt ist ebenso schnell erklärt wie einfallslos: Alle Bösen werden niedergemetzelt, ein paar von den Guten ebenfalls.

Das Schicksal der Opfer interessiert dabei nur am Rande und auch auf Völkerflucht der Karen geht der Film nicht ein. Stattdessen machen Rambo und die Situation dem auf einen friedvollen Ansatz pochenden Michael Burnett deutlich, dass man in diesem Land nur mit Waffengewalt weiterkommt. Das mag wahr sein und sicherlich dem Militärflügel der meisten Regierungen zugute kommen, eine erstrebenswerte Aussage ist es aber nicht.
Ging es beim ersten Film, Rambo [1982], noch darum, dass sich John weit unterlegen einer Übermacht stellen musste, er seine Umgebung für sich einsetzte und improvisierte, hält er hier – einer Karikatur gleich – mit durchgedrücktem Finger am Abzug auf alles, was sich bewegt und lässt nur los, wenn er nachladen muss. Auch dafür gibt es wohl ein Publikum.


Fazit:
John Rambo ist handwerklich (trotz der kurios unpassenden und an eine Videoproduktion erinnernden, langsamen Überblendungen) nicht wirklich schlecht umgesetzt, aber vollkommen einfallslos inszeniert und permanent mit Fokus auf die Auswirkung der Geschosse auf die Opfer. Wäre es nicht um das Stirnband, das John nun sogar in seiner Freizeit trägt, und die musikalische Untermalung von Brian Tyler, dessen beste Momente hier darin liegen, Jerry Goldsmiths geniale Themen plump zu kopieren, würde man nicht erkennen, dass dies ein Rambo-Film sein soll. Es könnte auch ein beliebiger, gewaltverherrlichender, menschenverachtender Actionschund sein. Das ist er dennoch, aber zumindest mit einer bekannten Figur im Titel.