Ice Age - Kollision voraus! [2016]

Wertung: 3 von 6 Punkten  |   Kritik von Jens Adrian  |   Hinzugefügt am 23. April 2018
Genre: Animation / Komödie

Originaltitel: Ice Age: Collision Course
Laufzeit: 94 min.
Produktionsland: USA
Produktionsjahr: 2016
FSK-Freigabe: ohne Altersbeschränkung

Regie: Mike Thurmeier, Galen T. Chu
Musik: John Debney
Sprecher: Ray Romano (Thomas Nero Wolff), John Leguizamo (Otto Waalkes), Queen Latifah (Daniela Hoffmann), Denis Leary (Thomas Fritsch), Seann William Scott (Rainer Fritzsche), Josh Peck (Julien Haggége), Simon Pegg (Michael Iwannek), Jennifer Lopez (Ranja Bonalana), Neil deGrasse Tyson (Norbert Langer), Jesse Tyler Ferguson (Christian Gaul), Jessie J (Gabrielle Pietermann)


Kurzinhalt:

Während es Wollhaarmammut Manni (Ray Romano / Thomas Nero Wolff) noch schwerfällt, den Freund seiner Tochter Peaches (Keke Palmer / Marieke Oeffinger), Julian (Adam DeVine / Roman Wolko), überhaupt zu akzeptieren, plant das junge Paar bereits die gemeinsame Zukunft und denkt darüber nach, wegzuziehen. Diego (Denis Leary / Thomas Fritsch) und Shira (Jennifer Lopez / Ranja Bonalana) hingegen sehen sich als ungeeignet, selbst Nachwuchs großzuziehen, obwohl sie sich Kinder wünschen würden. Faultier Sid (John Leguizamo / Otto Waalkes) wäre indes froh, er würde überhaupt eine Partnerin finden, die bei ihm bleibt. Aber sie alle müssen zusammenarbeiten, als ein von Säbelzahn-Eichhörnchen Scrat (Chris Wedge / Otto Waalkes) zur Erde katapultierter Asteroid droht, ihre Welt zu vernichten. Wiesel Buck (Simon Pegg / Michael Iwannek) hat eine Prophezeiung entdeckt, mit deren Hilfe er glaubt, den Einschlag abwenden zu können. Damit sein Plan jedoch gelingt, müssen alle Tiere im Tal ihre Differenzen überwinden …


Kritik:
Eine alte Regel besagt, dass jede Filmreihe inhaltlich irgendwann den Weg ins Weltall findet, sofern sie denn lange genug läuft, schlicht weil den Machern in ihrer ursprünglichen Umgebung die Ideen ausgehen. Wie früh dies bei der erfolgreichen Animationsfilmreihe Ice Age [seit 2002] der Fall ist, ist durchaus überraschend. Und verrät so einiges über den Zustand der Ideen, die hinter den Geschichten stecken. Dass es darum ohnehin nicht allzu rosig bestimmt war, hat man zuletzt in Ice Age 4 – Voll verschoben [2012] daran sehen können, dass die Macher merklich darum bemüht waren, vom Erfolg und dem Flair der Pirates of the Caribbean-Filme zu profitieren. Was sie den Zuschauern in Ice Age - Kollision voraus! vorsetzen, dürfte aber selbst den Kindern im Publikum einen Schritt zu weit gehen.

Angesichts der Tatsache, dass sich die Truppe um Wollhaarmammut Manni, Faultier Sid und Säbelzahntiger Diego bislang bereits einem Menschenkind, einer Flut, Dinosauriern und Piraten gegenübergesehen hat, davon zu sprechen, die Idee im inzwischen fünften Ice Age-Film wäre absurd, ist, als würde man einen ebenso ungerechten wie unpassenden Maßstab anlegen. Fairerweise muss man dazu sagen, dass nicht die ganze Geschichte von Ice Age - Kollision voraus! im Weltraum spielt und auch nicht alle Figuren dorthin reisen. Genauer gesagt tut dies nur der unangefochtene Star der Reihe, das Säbelzahn-Eichhörnchen Scrat. Das landet auf der Suche nach einem Versteck für seine mühsam erkämpfte Nuss in einem Raumschiff und wird darin ins Sonnensystem befördert, wo er mit den Planeten Billard spielt und sie, inkl. Mond, erst einmal an die richtige Stelle platziert. Dabei lenkt er jedoch einen Asteroiden auf Kollisionskurs zur Erde, den Manni und seine Freunde nun aufhalten müssen.

Wenn Kinder im Publikum an dieser Stelle große Augen machen und fragen, wie es sein kann, dass Scrat die Sonne erschafft, zuvor aber bereits die Sonne bei Manni auf der Erde geschienen hat, oder wie Mammuts und Faultiere überhaupt einen Asteroiden aufhalten können, dann sind sie für Ice Age 5 wohl zu alt und denken mehr über die Story nach als die hier genannten drei Hollywoodautoren. Es sei insofern verziehen, dass auf die hanebüchene Grundidee nicht weiter eingegangen wird. Entweder man akzeptiert sie oder investiert Zeit und Geld woanders.
Ein unerwartet großes Problem stellen innerhalb der Geschichte die vielen Figuren dar, die aus den vorigen Filmen bekannt sind. So wächst die Zahl der wiederkehrenden Sprechrollen auf mehr als ein Dutzend an. Entsprechend wenig haben die ursprünglichen Hauptakteure der Ice Age-Filme, Manni, Sid und vor allem Diego zu tun. Während Manni sich damit anfreunden muss, dass seine Tochter auszieht und eine eigene Familie gründen will, und Sid einmal mehr auf der Suche nach der großen Liebe ist, bekommt Diego weniger Szenen zugeschrieben – und noch weniger zu tun – als selbst manch neue Figur. Dafür ist Einzelkämpferwiesel Buck wieder mit dabei.

Anstatt die überfrachtete Figurenpalette auszudünnen, sich auf eine kleinere Besetzung mit einem Mehr an Story zu beschränken, schleppt Ice Age - Kollision voraus! alles mit, was die bisherigen Filme aufgeboten haben, als hätten die Macher Angst, irgendein vermarktungsfähiges Spielzeug könnte ihnen entgehen. Das hat zur Folge, dass die Figuren kaum in Aktion treten und außer den zu erwartenden und wenig originellen Charaktermomenten nichts dabei ist.
Weswegen junge wie ältere Zuseherinnen bzw. Zuseher aber hauptsächlich einschalten, ist der Eiszeit-Nager Scrat. Hier haben sich die Macher im Vergleich zum letzten Film zwar insofern zurückgehalten, dass nicht alle Szenen mit ihm in der Vorschau enthalten waren, aber seine Auftritte zünden nicht mehr in dem Maße wie einst. Das liegt hauptsächlich daran, dass er sich im Kampf um seine Nuss einem Bordcomputer des Alien-Raumschiffs gegenübersieht, der ihm regelmäßig zusetzt. Das ist leider weit weniger lustig, als wenn es ihm auf Grund seiner eigenen Selbstüberschätzung nicht gelingt, das Objekt der Begierde zu bekommen. Immerhin gibt es hier gelegentlich etwas zum Schmunzeln. Das ist mehr, als man vom Rest sagen kann.


Fazit:
An sich verpufft alle Kritik an der an den Haaren herbeigezogenen Story, den flachen Charakteren und dem platten, vorhersehbaren und um den heißen Brei herumeiernden Humor, wenn das Publikum, an das sich all dies richtet, bestens unterhalten wird. Nimmt man das Kino-Einspielergebnis von Ice Age - Kollision voraus! als Indikator, dann war das jedoch nicht der Fall. Die solide Machart mag mit den bunten Bildern und den eingestreuten Songs vor allem die ganz jungen Zuseher ansprechen, aber auch wenn das Gezeigte mitunter arg albern ist, es ist nur selten lustig. Nie zotig oder böswillig, wirkt die vierte Fortsetzung stattdessen, als wäre sie am Reißbrett entstanden und als hätte man nur so viel Zeit, Geld und vor allem Ideen wie unbedingt notwendig investieren wollen, um schnell Kasse zu machen. Auf der Heimvideoveröffentlichung ist ein 15-minütiger Zusammenschnitt der Scrat-Auftritte im Film zu finden, inklusive einer erweiterten Szene. Es ist fast, als hätten die Macher geahnt, dass das Zielpublikum daran schließlich bedeutend mehr interessiert sein wird, als am Rest. Man kann es ihnen nicht verdenken. Wer sich darauf beschränkt, spart zumindest mehr als eine Stunde ein, in der man nichts nennenswertes verpasst.