Flashdance [1983]

Wertung: 4.5 von 6 Punkten  |   Kritik von Jens Adrian  |   Hinzugefügt am 30. April 2023
Genre: Unterhaltung

Originaltitel: Flashdance
Laufzeit: 95 min.
Produktionsland: USA
Produktionsjahr: 1983
FSK-Freigabe: ab 12 Jahren

Regie: Adrian Lyne
Musik: Giorgio Moroder
Besetzung: Jennifer Beals, Michael Nouri, Lilia Skala, Sunny Johnson, Kyle T. Heffner, Lee Ving, Ron Karabatsos, Belinda Bauer, Malcolm Danare, Phil Bruns, Micole Mercurio, Lucy Lee Flippin, Don Brockett, Cynthia Rhodes, Durga McBroom


Kurzinhalt:

Die 18 Jahre junge Alex (Jennifer Beals) will nichts sehnlicher, als Tänzerin werden. Seit vielen Jahren trainiert sie unerbittlich, spart Geld für den Moment, dass sie an der Tanzschule aufgenommen wird und arbeitet tagsüber als Schweißerin, während sie nachts in der Bar von Jake (Ron Karabatsos) mit anderen jungen Frauen tanzt. Doch wenn wenn sie die vielen bereits ausgebildeten Tänzerinnen und Tänzer sieht, die sich um eine Aufnahme an der renommierten Schule bewerben, verlässt Alex trotz der Ermunterungen der ehemaligen Ballerina Hanna (Lilia Skala) der Mut und sie lenkt sich mit ihrem Alltag, ihrer Freundin Jeanie (Sunny Johnson), die selbst Eiskunstläuferin werden möchte, und Richie (Kyle T. Heffner) ab. Bis Nick (Michael Nouri) in ihr Leben tritt, der ihr Potential erkennt und versucht, sie zu ermutigen, ihren Traum nicht nur zu träumen, sondern ihn lebendig werden zu lassen …


Kritik:
Geschichten junger Menschen, die mit Ehrgeiz und Fleiß ihren Traum gegen alle Widrigkeiten verfolgen und schließlich damit Erfolg haben, sind nicht nur ungemein inspirierend, sondern in Hollywood gleichermaßen weit verbreitet. Auch Musikfilme dieser Art gibt es viele. Flashdance erzählt keine solche Geschichte, selbst wenn es auf den ersten Blick so aussehen mag. Nichtsdestotrotz hat sich der Genreklassiker einen Platz im Herzen des Publikums erspielt und lädt auch heute noch zum Mitwippen bei toll choreografierten Tanzszenen ein.

In deren Mittelpunkt steht die erst 18jährige Alex Owens, die tagsüber als Schweißerin in einer von Männern dominierten Domäne arbeitet, nachts ihr Geld als Tänzerin in einer benachbarten Bar verdient. An jenem Ort treffen sich viele Menschen, deren Träume größer sind als das Leben, das sie führen. Richie möchte als Comedian auf der Bühne stehen, verdient sich sein Geld aber als Koch. Alex’ beste Freundin Jeanie, gespielt von der nur ein Jahr nach Veröffentlichung verstorbenen Sunny Johnson, strebt eine Karriere als Eiskunstläuferin an, gerät aber in die Fänge des Stripclubbesitzers Johnny. Alex, die sich das Tanzen selbst beigebracht hat, möchte eine professionelle Tänzerin werden, wie ihre Mentorin Hanna, eine ehemalige Ballerina. Doch ein Blick auf den Auswahlprozess bei der renommierten Tanzschule des Pittsburgh Conservatory of Dance and Repertory entmutigt Alex, da dort bereits Tänzerinnen und Tänzer mit einer vorangehenden Tanzausbildung vorsprechen. Zugleich findet sie Ablenkung in der Liebesbeziehung mit ihrem Vorgesetzten Nick, der eines abends auf sie aufmerksam wird.

Insoweit klingt die Story von Flashdance nicht wirklich anspruchsvoller als bei vielen anderen Genrefilmen, selbst wenn sie von wahren Begebenheiten inspiriert ist. Erschwerend kommt hinzu, dass Drehbuchautor Joe Eszterhas, der später mit seiner Vorlage zum inzwischen zum Kultfilm avancierten Showgirls [1995] eine ganz ähnliche Geschichte erzählen würde, die verschiedenen Aspekte der Story kaum strukturiert. Geradezu wahllos wechseln sich Szenen ab, die Alex bei den Tanzproben zeigen, sie oder ihre Mitstreiterinnen bei den Auftritten in der Bar oder beim Fitnesstraining vor einem rein weißen Hintergrund, bzw. die wenig knisternde Lovestory mit Nick oder Jeanies Elternhaus und ihrer zerplatzten Karriereträume. All dies könnte man vertiefen und weiter vorstellen, so dass sich Adrian Lynes zweiter Spielfilm weniger wie eine Aneinanderreihung von Musikvideos, unterbrochen von improvisierten Liebesdramaszenen anfühlen würde. Es wäre daher auch interessant zu sehen, welche Wege die ursprüngliche Filmfassung nehmen sollte, die zweieinhalb Stunden dauerte, ehe das Studio auf eine radikale Kürzung bestand.

Doch all das ändert kaum etwas daran, was Flashdance vielleicht mit dem zeitlichen Abstand von inzwischen 40 Jahren sogar besser gelingt, als damals: In chicen Bildern und unterlegt mit einem eingängigen Soundtrack eine durchaus inspirierende Geschichte zu erzählen. Für den Song „Flashdance...What a Feeling“ wurde der Film sogar mit dem Oscar ausgezeichnet, der Pop-Klassiker „Maniac“ war darüber hinaus ebenso nominiert, wie auch Kamera und Schnitt. Die Tanzszenen selbst, in denen wohlgemerkt nicht Hauptdarstellerin Jennifer Beals, sondern stattdessen teilweise mehrere andere Tänzerinnen (und ein Tänzer) zu sehen sind, sind fantastisch umgesetzt, mit hohem Tempo und einem erstklassigen Rhythmusgefühl. Dass die Inszenierung stark auf die körperlichen Reize der Hauptdarstellerinnen setzt, ist kein wirklicher Kritikpunkt. Selbst wenn Alex’ Liebesbeziehung mit Nick nicht wirklich greifbar wird, die sinnliche Chemie, die von der Körpersprache bei den Tänzen allein ausgeht, ist mit Händen zu greifen. Dabei findet sich auch hier bereits die Handschrift der beiden Produzenten Jerry Bruckheimer und Don Simpson wieder (Beverly Hills Cop - Ich lös’ den Fall auf jeden Fall [1984], Top Gun [1986] und The Rock: Fels der Entscheidung [1996]), die stark auf stylisch-ästhetische Bilder und weniger auf den Inhalt derselben setzen.

Wippen manch zusehende Figuren bei den Tänzen mit den Füßen mit, kann man sich selbst dabei ertappen, dass es einem schon seit längerem ebenso ergeht. Die ansteckende Energie überträgt sich merklich auf das Publikum und der einfachere Blick auf die Welt sorgt trotz des immer wieder durchscheinenden Sexismus und Rassismus mancher Figuren dafür, dass man ihnen dies nicht nachträgt. Inhaltlich ist Flashdance dabei wenig mehr als ein Gerüst für die verschiedenen Tanzeinlagen und man mag argumentieren, dass der Film gerade dann aufhört, wenn die Geschichte doch in Fahrt kommen müsste. Doch wie sie dann weitergeht, haben andere Filme bereits erzählt. Auch deshalb ist Adrian Lynes Film heute noch durchaus sehenswert.


Fazit:
Man könnte es geradezu verklärend nennen, wie Adrian Lyne die Welt seiner Figuren vorgestellt. Jeder Konflikt wird innerhalb kürzester Zeit aufgelöst, von dem Familienzwist angefangen, wenn Jeanie einen anderen Lebensweg einschlägt, als ihr Vater es möchte, über Nicks vermeintlichen Betrug an Alex, bis hin zum wie ein Zuhälter auftretenden Johnny, der Richie die Nase brechen lässt. Nichts davon ist nachhaltig, keine Figur wirklich böse und sie alle kommen gut miteinander klar. Das mag der Naivität der 1980er-Jahre geschuldet sein und lebensfremd, doch ist die Geschichte so im besten Sinn ein Zeugnis ihrer Zeit, welche die Figuren nicht unnötig belastet. Die verfolgen allesamt ihre Träume mit mehr oder weniger Erfolg. Versetzt mit mitreißenden Tanzeinlagen und einer fantastischen Musikauswahl, erzählt Flashdance handwerklich tadellos und optisch eindrucksvoll nicht die Geschichte eines großen Durchbruchs der jungen Tänzerin Alex, sondern wie es ihr gelingt, den Mut aufzubringen, es überhaupt erst zu versuchen. Das klingt weniger ambitioniert, als andere Geschichten, aber es ist der erste Schritt auf einem langen Weg und daher nicht weniger inspirierend. Selbst dann, wenn die Story um die Chancen, die wir uns erarbeiten und auch nutzen, selbst nicht nur eine Realitätsflucht bietet, sondern mehr Potential brachliegen lässt, als sie nutzt.



Die 4K Ultra-HD-Veröffentlichung von Flashdance

Zum 40. Geburtstag des kultigen Tanzfilms präsentiert Paramount Home Entertainment diesen erstmals als 4K Ultra-HD-Steelbook® mit (beinahe) inhaltsgleicher Blu-ray-Disc. Das Steelbook® ist in passender Farbgebung und überaus schlicht gehalten. Auch passt der Druck gelungen zum Film, doch die Informationen zu den Ton- und Untertitelspuren sind wie so oft nur auf einem zusätzlich angebrachten Backcover enthalten, das man entfernen muss, wenn man das Steelbook® öffnen will. Ein Booklet gibt es bedauerlicherweise nicht und das Backcover kann man (wieder einmal) leider auch nicht in das Steelbook® hineinlegen.

Features der 4K Ultra-HD bzw. Blu-ray
  4K Ultra-HD-Disc Blu-ray-Disc
Tonspuren Deutsch 2.0 Dolby Digital, Englisch 5.1 DTS-HD Master Audio, Englisch Audiodeskription, Französisch 2.0 Dolby Digital, Japanisch 2.0 Dolby Digital Deutsch 2.0 Dolby Digital, Englisch 5.1 DTS-HD Master Audio, Spanisch 2.0 Dolby Digital, Französisch 2.0 Dolby Digital, Italienisch 2.0 Dolby Digital, Japanisch Mono Dolby Digital
Untertitel Englisch, Englisch für Hörgeschädigte, Deutsch, Spanisch (Spanien sowie Lateinamerika), Französisch, Japanisch Dänisch, Deutsch, Englisch, Spanisch, Französisch, Italienisch, Japanisch, Holländisch, Norwegisch, Finnisch, Schwedisch
Extras keine keine

Was als erstes auffällt, ist das Fehlen sämtlichen Bonusmaterials. Weder die 4K Ultra-HD-, noch die Blu-ray-Disc enthalten irgendwelche Special Features. Das ist insofern überaus verwunderlich, da nicht nur die 2007 ebenfalls bei Paramount erschienene Special Collector’s Edition DVD eine Handvoll Featurettes und Trailers als Extras enthielt, sondern diese zum Teil bei der sogar im europäischen Ausland aktuell erschienenen 4K-Veröffentlichung auf der Blu-ray-Disc enthalten sind. Dabei handelt es sich um ein Video mit Filmemacher Adrian Lyne, eine Featurette über das Aussehen und die Veröffentlichung des Films, die alle bereits bei der hierzulande zuletzt erschienenen Blu-ray durch Abwesenheit glänzten. Die dem 4K Ultra-HD-Steelbook® beiliegende Blu-ray-Disc hat im Übrigen dieselbe Seriennummer wie die 2019 in Deutschland erschienene Disc. Es handelt sich somit vermutlich nicht um die aktuell restaurierte Filmfassung, was einige dort vorhandene Verschmutzungen, die bei der 4K-Disc fehlen, untermauern. Dass keine der bisher verfügbaren zusätzlichen Features hier enthalten sind, ist überaus bedauerlich, wie auch der Umstand, dass es keinen Audiokommentar zum Film gibt, beispielsweise von Regisseur Lyne, der die 4K-Restaurierung überwacht haben soll.

Bei der ist das sehr weich dargestellte Eröffnungslogo nicht repräsentativ für die Qualität des eigentlichen Films, der sich aber zugegebenermaßen nur in wenigen Einstellungen durch seine Schärfe auszeichnet. Das ist aber wohl hauptsächlich dem verwendeten Filmmaterial und den eingesetzten Kameras geschuldet, die ein insgesamt weiches Bild produzieren, das in Anbetracht der Szenen mit natürlichen Lichtquellen in schwach ausgeleuchteten Innenräumen und vielen Aufnahmen mit Gegenlicht aber nichtsdestoweniger beeindruckt.
Vor allem dank des erweiterten Farbspektrums der 4K Ultra-HD-Disc in HDR (sowohl HDR10 als auch Dolby Vision sind enthalten). Teils knallige Neonfarben, ein tiefer Kontrast in den dunklen Szenen und die mit den auf die Bühnen gerichteten Scheinwerfern erstklassige Akzente schaffen ein stimmiges, dynamisches Bild, das gelungen das Flair jener Zeit heraufbeschwört. Besser hat Flashdance in den 40 Jahren seit seiner Veröffentlichung sicherlich nicht ausgesehen. Sieht man im Gegenzug hierzu das Bild der beiliegenden Blu-ray, mag deren Schärfe der 4K-Veröffentlichung im ersten Moment sogar überlegen scheinen. Doch die zackigen Kanten bei den Seilen der Brücke beim Vorspann und auch spätere Aufnahmen machen deutlich, dass das Bild hier künstlich nachgeschärft wurde, was nicht nur Artefakte und Ghosting produziert, sondern auch ein ständig präsentes Rauschen, gerade in dunklen Bereichen. In 4K ist dies kaum zu sehen und das Bild insgesamt ruhiger, trotz des sichtbaren Filmkorns. Die Farbgestaltung der 4K Ultra-HD-Disc ist darüber hinaus nicht wirklich dunkler, erlaubt aber mehr Details sowie eine warme Farbpalette mit mehr Abstufungen trotz einiger greller Farbtupfer. Kurzum, das Bild der 4K Ultra-HD-Disc ist trotz des augenscheinlich weicheren Bildes nicht nur die bessere Wahl, es sorgt dafür, dass der Film heute besser aussieht, als je zuvor im Heimvideobereich.

  • Achtung: Die Tanznummer ab Minute 54 enthält einen Stroboskop-Lichteffekt, der in HDR überaus intensiv ist. Ein Publikum, das auf diese Effekte sensibel reagiert, sollte entsprechende Vorsicht walten lassen. In Anbetracht der Länge des Effekts, ist dies selbst für ein sonst unempfindliches Publikum durchaus unangenehm.
Bei den enthaltenen Tonspuren handelt es sich augenscheinlich um dieselben wie bei der letzten Blu-ray-Veröffentlichung. Der 5.1-Surround-Mix der englischen Sprachfassung ist dem Alter des Films entsprechend zurückhaltend und beschränkt sich auf die vorderen Kanäle. Die Songs selbst kommen aber durchweg gut zur Geltung, selbst wenn die Dialoge mitunter spürbar leiser sind.

Fans des Tanzfilms erhalten mit dem 4K Ultra-HD-Steelbook® die optisch zweifellos beste Präsentation des kultigen Genrehits, der sich seinen Platz in der Reihe der Achtzigerjahrefilme verdient hat. Für sich genommen ist die Veröffentlichung von Flashdance eine eindeutige Empfehlung, selbst wenn es überaus bedauerlich ist, dass hierzulande keinerlei Bonusmaterial mitgeliefert wird. Ob das diejenigen stören wird, die sich als Puristen für die Tanzeinlagen interessieren, sei dahingestellt, wünschenswert wäre es dennoch gewesen. So sollten all diejenigen zugreifen, die mit der 4K Ultra-HD-Disc eine kleine Zeitreise unternehmen können. Wer nur die Blu-ray einsetzt, kann ebenso gut zur verfügbaren Single-Disc-Edition greifen.

Wertung der 4K Ultra-HD-Disc:
4.5 von 6 Punkten

Flashdance-Packshot Flashdance
ist seit 20. April 2023 als
4K Ultra-HD mit Blu-ray,
auch als limitiertes Steelbook zum 40. Jubiläum,
von Paramount Home Entertainment erhältlich!
Urheberrecht des Bildes liegt bei Paramount Home Entertainment.
Verwendet mit freundlicher Genehmigung.