Fast & Furious Five [2011]

Wertung: 5.5 von 6 Punkten  |   Kritik von Jens Adrian  |   Hinzugefügt am 15. Juli 2019
Genre: Action / Krimi / Thriller

Originaltitel: Fast Five
Laufzeit: 130 min.
Produktionsland: USA / Brasilien
Produktionsjahr: 2011
FSK-Freigabe: ab 12 Jahren

Regie: Justin Lin
Musik: Brian Tyler
Darsteller: Vin Diesel, Paul Walker, Jordana Brewster, Tyrese Gibson, Ludacris, Matt Schulze, Sung Kang, Gal Gadot, Tego Calderon, Don Omar, Joaquim de Almeida, Dwayne Johnson, Elsa Pataky


Kurzinhalt:

Nach einer spektakulären Flucht aus der Haft setzen sich Dominic Toretto (Vin Diesel), der ehemalige FBI-Agent Brian O’Conner (Paul Walker) und Torettos Schwester Mia (Jordana Brewster) nach Brasilien ab. Als sie dort mit Dominics ehemaligem Partner Vince (Matt Schulze) einen Coup durchführen, kreuzen sie den Weg des einflussreichen Hernan Reyes (Joaquim de Almeida). Der herrscht mit seinem Drogenimperium über die Favelas von Rio und hat jeden korrupten Polizisten auf seiner Seite, gibt sich nach außen jedoch als seriösen Geschäftsmann. So treten Dominic, Brian und Mia die Flucht nach vor an, trommeln ihre alte Crew um Han (Sung Kang), Gisele (Gal Gadot) und Roman (Tyrese Gibson) zusammen, um Reyes auszuräuchern. Allerdings rechnen sie nicht mit dem US-Bundesbeamten Luke Hobbs (Dwayne Johnson), der mit seinem Team Jagd auf die Räuber macht. Der hat noch nie ein Ziel verfehlt und so kämpft das Gauner-Team an zwei Fronten gegen eine wahre Übermacht …


Kritik:
Als geradezu kompromisslos unterhaltsamer Caper-Film gibt es bei Fast & Furious Five nicht viel besser zu machen. Zehn Jahre nach dem ersten Teil, The Fast and the Furious [2001], präsentieren die Beteiligten nicht nur ihren bis dahin besten Einstand, sondern versammeln auch die bekannten Figuren der vorigen Filme für ein Actionfeuerwerk, das es nicht nur hinsichtlich der reinen Zerstörungswut mit einem Einsatz von James Bond aufnehmen könnte. Die handwerkliche Umsetzung von Regisseur Justin Lin scheint dabei so mühelos, dass es richtig Spaß macht, zuzusehen.

Das, obwohl die Geschichte gar nicht so leichtfüßig klingt: Im nahtlosen Anschluss an das Ende von Fast & Furious - Neues Modell. Originalteile. [2009] müssen Dominic Toretto, seine Schwester Mia und der ehemalige FBI-Agent Brian O’Conner, der nun endgültig die Seiten gewechselt hat, nach Südamerika fliehen. Dort hat sich auch Vince aus Torettos alter Crew niedergelassen und beschafft ihnen einen Auftrag, bei dem sie mehrere Autos aus der Obhut der Drogenfahndung befreien müssen. Das klingt spannend, reicht den Machern aber als vollkommen überdrehter Actionhöhepunkt offensichtlich nicht aus. Deshalb werden die Autos in einem Zug transportiert und müssen während der Fahrt gestohlen werden. Wie das vonstattengeht, sei hier nicht verraten, außer dass die ersten 20 Minuten packender sind, als bei anderen Filmen die letzten 20.

Das grundsätzlich hohe Erzähltempo behält sich Filmemacher Lin bei, kann bei den schweißtreibenden Stunts jedoch merklich mehr auf praktische Tricks setzen als zuvor. In ein paar Einstellungen mag man hier den Spezialeffekt sehen, insgesamt sieht diese PS-lastige Version des klassischen Eisenbahnraubs jedoch schlicht irrsinnig glaubhaft aus. So gerät das Trio ins Fadenkreuz des mächtigen Reyes, der die Favelas in Brasiliens Hauptstadt Rio de Janeiro kontrolliert und die Hälfte der Polizei in der Tasche hat. Gleichzeitig werden sie vom amerikanischen Diplomatischen Sicherheitsdienst gejagt, da sie für den Mord an drei Drogenfahndern im Zug verantwortlich gemacht werden.
Fast & Furious Five wäre kein Film der Reihe, wenn nicht wieder schnelle Autos im Mittelpunkt stehen würden und das tun sie, zumindest zeitweise, tatsächlich. Dann jedoch eher, um eine Auflockerung zu bieten, wenn sich die Hauptfiguren ein Rennen liefern, oder sie sind in der Story selbst sinnvoll eingesetzt bei einem Finale, das inhaltlich jeder Beschreibung spottet, aber eine – man traut es sich fast nicht zu sagen – so spaßige Spur der Zerstörung durch Rio zieht, dass einem dabei merklich heißer wird beim Zusehen.

Mit Dwayne Johnson in der Rolle des US-Agenten Luke Hobbs wartet Fast & Furious Five zudem mit einer neuen Figur auf, die für Jubelmomente beim Publikum sorgt. Johnson ist sich der überzogenen Geschichte, den absurden Momenten und seiner eigenen Figur, die ständig schweißgebadet glänzt und dabei mit hünenhaft eisernem Blick eine unerschütterliche Autorität ausstrahlt, derart bewusst, dass es ihm schwergefallen sein muss, den Zuschauerinnen und Zuschauern nicht bei jedem Blick in die Kamera zuzuzwinkern. Gerade in den packenden Zweikämpfen mit Vin Diesel entwickelt er ein Flair, das ihn als institutionellen, wenn auch nicht als moralischen Gegenpol zu den rasenden Dieben etabliert. Die scharen nämlich erneut ein Team um sich, um Reyes auszutrocknen, was jedoch nicht so funktioniert, wie sie sich erhoffen.

Mit Diesel, dem stets sympathischen Paul Walker und Jordana Brewster, die die gesamte Palette an Gesichtern der vorigen Teile anführen, wartet Regisseur Justin Lin mit einer Menge Figuren auf. Die bekommen dankenswerterweise alle etwas zu tun und sei es nur, für humorvolle Ablenkung zu sorgen. Der eigentliche Star sind die Actionsequenzen, getoppt von einem Finale, das nicht vorweggenommen sei, das aber alles in den Schatten stellt, was die Reihe bislang zu bieten hatte. Was bis dahin geschieht, ist unumwunden unterhaltsam, oft amüsant und mitreißend, wenn auch im Mittelteil etwa 15 Minuten zu lang. Doch das ändert nichts daran, dass Fast & Furious Five nicht nur der beste Teil der Filmreihe ist, sondern hervorragend kurzweilig obendrein. Was kann man mehr erwarten?


Fazit:
Viele Elemente der Geschichte erinnern an andere Filme, doch lässt Regisseur Justin Lin seinem Publikum keine Zeit, groß darüber nachzudenken. Von den ersten Minuten an verblüfft er mit einem Stakkato an Stunts, lockeren Sprüchen und einer Story, durch die alle bekannten Figuren erneut zusammengeführt werden. Das grundlegende Thema „Familie“ bleibt erhalten, doch das ist kein Kritikpunkt. Statt wie eingangs bei der Filmreihe auf wenig spannende Autorennen und die Tuning-Szene zu setzen, präsentiert sich Fast & Furious Five als Heist-Film um mehrere Diebstähle und die Vorbereitung hierzu, die nicht nur kurzweilig präsentiert wird, sondern in einen Thriller eingebettet ist, in dem sich die vertrauten Figuren an zwei Fronten verteidigen müssen. Dwayne Johnson punktet wie gewohnt mit seinem Charme, doch es gibt hier bedeutend mehr zu entdecken. Die Actionsequenzen nehmen sich kaum Zeit für den Aufbau und wechseln sofort auf die Überholspur. Dass die Macher das Tempo halten können, ist erstaunlich und zeichnet den fünften Teil ebenso aus. Vor allem macht er so bedeutend mehr Spaß, als ein Film dieser Art nach dem, was er auf dem Papier zu bieten hat, machen sollte. Als hochtourige Actionunterhaltung kann es kaum besser werden, auch dank der stimmigen Besetzung und der sehenswerten Umsetzung.
Der Teaser während des Abspanns lässt dabei erahnen, dass die Macher mit einer Fortsetzung bereits fest gerechnet haben. Wer hätte vor 10 Jahren gedacht, dass man dem hoffnungsvoll entgegenblicken würde?