Destination Zero [1997]

Wertung: 3 von 6 Punkten  |   Kritik von Dominik Starck  |   Hinzugefügt am 23. Juni 2009
Genre: Science Fiction / Action

Originaltitel: The Sender
Laufzeit: 94 min.
Produktionsland: USA
Produktionsjahr: 1997
FSK-Freigabe: ab 16 Jahren

Regie: Richard Pepin
Musik: John Sponsler
Darsteller: Michael Madsen, R. Lee Ermy, Robert Vaughn, Shelli Lether, Brian Bloom, Steven Williams, Dyan Cannon, Erica Everage


Kurzinhalt:
Als man Wrackteile vom Militärflugzeug seines vor 30 Jahren unter mysteriösen Umständen abgestürzten Vaters findet, ist Navy-Offizier Dallas Grayson (Michael Madsen) schnell zur Stelle. Ebenso schnell versuchen Militärs einer Spezialeinheit, ihn wieder loszuwerden, denn was man da fand sei streng geheim.
Doch Dallas hat ohnehin auch andere Sorgen: seine kleine Tochter (Erica Everage) ist an Krebs erkrankt, doch zu seiner Überraschung geht es ihr bereits deutlich besser. Wie sich bald zeigt nicht ohne Grund, denn ihr vermeintlich imaginärer Schutzengel Angel (Shelli Lether) ist real- und ein Alien!
Dallas' Tochter ist Trägerin eines wichtigen Gens in Hinblick auf interstellare Reisen. Dahinter sind dummerweise auch machtgierige Geheimnisträger her, welche Dallas' Tochter entführen, um sich das Gen nutzbar zu machen. Der totgeglaubte Dallas und Angel machen sich zu ihrer Rettung auf den Weg zur Area 51 ...


Kritik:
Zugegeben, es fällt schwer, sich nach Ansicht dieses Filmes ohne weiteres festzulegen; möchte man sich kopfschüttelnd über die infantile Story ärgern oder gewinnt man dem Film aufgrund eines nicht zu unterschätzenden Unterhaltungsfaktors und dem ganz standesgemäßen B-Movie-Flair doch noch Etwas ab? Für beide Betrachtungsweisen gibt es durchaus mehr als ausreichende Argumente.

Dem aussagekräftigeren Originaltitel The Sender verpasste man im Deutschen sowohl einen deutschen – im TV wurde der Film beispielweise unter Paranormal: Im Bann der Aliens ausgestrahlt – als auch einen neuen englischen Titel, die zwar einprägsam, aber auch völlig bezugslos sind. Die Produktionsgeschichte beginnt bei Richard Preston, Jr. und Nathan Long beziehungsweise bei deren Drehbuch.
Dieses Skript landete bei PM Entertainment, jener heute nicht mehr existenten Actionschmiede, die zu ihrer Zeit durchaus das eine oder andere Action-B-Movie im besten Sinne des Wortes abgeliefert hatte. Wie sich rückblickend zeigen sollte, gehört The Sender noch zu den letzten besseren Arbeiten der Gesellschaft.
Die PM-Bosse Richard Pepin und Joseph Merhi übernahmen gemeinsam die Produktion, wobei Pepin auch gleich noch den Regiestuhl besetzte. Zusammen lieferte man genau das ab, was der geneigte Zuschauer von einer PM-Produktion erwarten konnte. Praktisch spätestens alle 15 Minuten eine ausufernde und dabei manches Mal durchaus ansehnliche Actionszene, die von einer dünnen Story und routinierten Darstellern zusammen gehalten werden.

Dabei stellt sich Hauptdarsteller Michael Madsen noch als größter Trumpf heraus, ist aber trotz seiner Doppelfunktion als Star und gleichzeitiger "Associate Producer" meilenweit von seinen Bestleistungen entfernt, wie er sie unter Regisseuren wie Quentin Tarantino in Reservoir Dogs [1992] und Kill Bill [2003/2004] unter Beweis stellte. Hier schlendert er mit gewohnter Lässigkeit durch Holprigkeiten des Drehbuchs und macht hinter seiner Ray Ban-Brille breites Grinsen zum außerirdischen Spiel. Immer einen mehr oder weniger flotten Spruch auf den Lippen darf er draufhauen, nebenbei den führsorglichen Vater darbieten und dann wieder Spaß haben; etwa beim Porsche fahren. Trotzdem kann man sich des Gefühls nicht erwehren er habe sich gelangweilt und hauptsächlich den nächsten Scheck im Auge gehabt, was schade ist.
Dennoch schien man sich gut verstanden zu haben, denn bis zum Ende der PM-Schmiede 2000 war Madsen weiter für diese im Einsatz (siehe der kurz zuvor veröffentlichte The Stuntdriver – Executive Target [1997], bei dem Madsen ebenfalls als "Associate Producer" genannt wird, und The Stray – Der Racheengel [1999]).
Die anderen, teilweise durchaus bekannten Gesichter schneiden allerdings größtenteils auch nur mäßig ab. R. Lee Ermy (Full Metall Jacket [1987], The Frighteners [1996]), der im Grunde erneut seine Paraderollen des harten militärischen Hundes variieren muss, bleibt Staffage und Steven Williams (Akte X - Die unheimlichen Fälle des FBI [1993-2002]), den Regisseur Pepin aus der ebenfalls von ihm produzierten Serie L.A. Heat [1996] importierte, wirkt als großer Bösewicht im Hintergrund stocksteif, während er rein optisch unfreiwillig komisch in Szene gesetzt wurde. Die Nebenrolle von Dyan Cannon ist solide aber nicht weiter lobenswert und der großartige Altmeister Robert Vaughn (Die glorreichen Sieben [1960]) gibt eigentlich auch nur den "Solo für UNCLE". Dennoch adelt er gewissermaßen die Produktion mit seinem Auftritt. Die weibliche Hauptrolle Shelli Lether schaut zwar nett aus, schafft es darüber hinaus aber kaum auf eine Durchschnittsleistung.

Die am Computer generierten Spezialeffekte dieses Films sind nach heutigen Maßstäben einfach grausam schlecht und könnten zum großen Teil mit ein wenig Übung ohne große Probleme am heimischen PC übertroffen werden. Berücksichtigt man das überschaubare Budget und den Entstehungszeitpunkt des Films relativiert sich dieser negative Eindruck jedoch ein wenig. Zwar können die Effekte auch unter diesen Gesichtspunkten nicht für sich in Anspruch nehmen wirklich gut zu sein, schneiden aber durchaus noch ordentlich ab. Und heute kann man auch mal ein Auge zudrücken oder sich wegen der nostalgischen Künstlichkeit amüsieren.

Ein wichtiger Aspekt bei den Filmen von PM waren stets die Stunts und zumindest in Sachen Quantität kann man wirklich nicht meckern. Obwohl mitunter etwas aufgesetzt, lenken die in regelmäßigen Abständen einsetzenden Actionszenen dankenswerter Weise von der Story ab, ehe man sich als Zuschauer zu sehr ins Kopfschütteln hineinsteigern kann. Da wird dann während der vornehmlichen Autojagden auch so ziemlich alles verschrottet, was greifbar ist. Das ist nicht immer logisch oder physikalisch korrekt, sieht aber in der Regel spektakulär aus. Und über sich eigentlich ungerechtfertigt x-fach überschlagende Autos regt sich der geneigte Betrachter letztlich seit den Tagen des A-Team [1983-1987] schon nicht mehr auf.
Negativ zu Buche schlagen in diesem Produktionsaspekt lediglich zwei Umstände, nämlich dass sich der Ablauf der Verfolgungsjagden im Grunde immer wiederholt und zweitens, dass die finale Schießerei in der produktionstechnisch gerade noch passablen Area 51 leider eine ziemlich langweilige Schießbudenballerei geworden ist. Sie bildet damit kein abschließendes Highlight, sondern bleibt unter dem Niveau des zuvor gebotenen. Schade.


Fazit:
Unter künstlerischen Gesichtspunkten ist Destination Zero sicher alles andere als gut. Heutzutage unfreiwillig komische CGI-Effekte durchziehen einen mit bekannten Darstellern besetzten Film, die aber fast ausnahmslos gerade noch Durchschnittsleistungen liefern oder schlicht klischeebeladene Figuren abgeben müssen. Dabei tut die hanebüchene Story ihr Übriges, um ein wenig lobreiches, vorschnelles Urteil zuzulassen.
Auf der anderen Seite ist Michael Madsen auch auf Autopilot noch eine halbwegs coole Type, mancher Spruch macht Laune und der Hauptschauwert, die Actionszenen, können sich durchaus sehen lassen, solange man sich nicht mit so etwas wie Glaubwürdigkeit belastet.
Ein immerhin großflächig unterhaltsames "guilty pleasure" für Freunde anspruchsfreier, leicht trashiger B-Movie-Action.