Der Grinch [2018]

Wertung: 4 von 6 Punkten  |   Kritik von Jens Adrian  |   Hinzugefügt am 26. Mai 2019
Genre: Animation / Komödie / Fantasy

Originaltitel: The Grinch
Laufzeit: 85 min.
Produktionsland: Frankreich / China / Japan / USA
Produktionsjahr: 2018
FSK-Freigabe: ohne Altersbeschränkung

Regie: Yarrow Cheney, Scott Mosier
Musik: Danny Elfman
Stimmen: Benedict Cumberbatch (Otto Waalkes), Cameron Seely (Xara Eich), Rashida Jones (Natascha Geisler), Pharrell Williams (Alexander Doering), Tristan O’Hare (Freddy Antoine Gerberon), Kenan Thompson (Michael Iwannek), Sam Lavagnino (Vicco Clarén), Ramone Hamilton (Oskar Hansch), Angela Lansbury (Kornelia Boje), Scarlett Estevez (Marlene Schick)


Kurzinhalt:

Ein wenig außerhalb von Whoville wohnt der miesepeterige Grinch (Benedict Cumberbatch / Otto Waalkes) mit seinem treuen Gefährten, dem Hund Max, in einer Höhle. Jedes Jahr, je dichter das Weihnachtsfest rückt, bei dem die Bewohner von Whoville den ganzen Ort festlich schmücken und sich mit Plätzchen, Geschenken, Eierpunsch und guter Laune in weihnachtliche Stimmung versetzen, wird der Grinch umso griesgrämiger. Für die Whos, so der Grinch, ist Weihnachten nicht mehr als Geschenke und viel, viel Essen. Darum beschließt er, ihnen Weihnachten zu stehlen, damit sie sehen, was vom Fest ohne diese Dinge übrig bleibt. Zur gleichen Zeit beschließt die junge Cindy-Lou Who (Cameron Seely / Xara Eich), dass ihr größter Wunsch für Weihnachten so wichtig ist, dass sie ihn dem Weihnachtsmann selbst überbringen muss. Da ihre Mutter (Rashida Jones / Natascha Geisler) ihr gesagt hat, dass der Nordpol zu wenig weg ist, um noch rechtzeitig dorthin reisen zu können, stellt sie mit ihren Freunden dem Weihnachtsmann eine Falle und ahnt nicht, dass am Ende der Grinch hineintappen wird …


Kritik:
Seit Jahrzehnten werden die Kinderbücher des amerikanischen Autors Theodor Seuss Geisel, besser bekannt unter dem Pseudonym Dr. Seuss, für die große und kleine Leinwand adaptiert. Nach Horton hört ein Hu! [2008] und Der Lorax [2012] wurde nun auch die 1957 erschienene Geschichte Der Grinch als moderner Animationsfilm umgesetzt, nachdem sie im Jahr 2000 bereits mit Jim Carrey in der Titelrolle von Ron Howard als Realfilm adaptiert worden war. Sie handelt davon, wie der griesgrämige Grinch den Bewohnern von Whoville Weihnachten stiehlt und dabei mit seinen eigenen Enttäuschungen konfrontiert wird. Dem beizuwohnen ist auf Grund der bunten Präsentation insbesondere für Kinder ein Fest.

Was von Beginn an auffällt, ist die liebevoll detailreiche Animation, die bei Der Grinch gleichermaßen auf Bewegung und eine farbenfrohe Gestaltung dieser fantasievollen Welt setzt. Dabei erhebt die Umsetzung keinerlei Anspruch auf Realismus. Wer photorealistische Figuren oder Umgebungen erwartet, wird enttäuscht werden. Dafür besitzen die Charaktere, angefangen vom haarigen Grinch über seinen treuen Gefährten, den Hund Max, das Rentier Fred oder die Bewohner von Whoville einen unverkennbaren Look, der sie sofort als Figuren des Seuss-Universums ausweist. Wer beispielsweise Horton hört ein Hu! gesehen hat, wird sich hier sofort zurechtfinden.
In Whoville steht Weihnachten kurz bevor, der Ort mit etwas mehr als 200 Häusern, die allesamt aussehen, als wären sie aus Lebkuchen gemacht, sind festlich geschmückt. Der immer fröhliche Mr. Bricklebaum kündigt sogar die Pläne der Bürgermeisterin an, dass dieses Jahr Weihnachten im Ort dreimal so groß gefeiert werden soll, wie zuvor. All diese Fröhlichkeit und Weihnachten insbesondere sind dem Grinch ein Dorn im Auge, der selbst eine bösartige Gemeinheit versprüht, dass man meinen könnte, er erfreue sich am Unglück anderer.

Warum der Grinch so ist, wie er ist, sei hier nicht verraten, ist aber auch kein großes Geheimnis und überdies weit absehbar. Wie es überhaupt kommt, dass er als einziger grün ist, während alle anderen kaum Ähnlichkeit mit ihm haben, wird hingegen nicht beantwortet. Jedenfalls schmiedet der Grinch den Plan, den Bewohnern von Whoville Weihnachten zu stehlen – an Heiligabend. Dass es ihm weniger darum geht, sie unglücklich zu machen, sondern er den Bewohnern vorwirft, das Weihnachtsfest bestehe nur aus Geschenken und dem ständigen Essen, kommt in Der Grinch zwar am Rande zum Ausdruck, die Konsum-Kritik, die hier mitschwingt, könnte jedoch beinahe überhört werden. Gleichzeitig hat die sechsjährige Cindy-Lou einen kühnen Plan: Sie will dem Weihnachtsmann persönlich ihren größten Wunsch vortragen, der nicht sie selbst betrifft, sondern ihre Mutter Donna. Die arbeitet so viel für andere, für Cindy-Lou und ihre beiden Brüder, dass Donna selbst vollkommen untergeht. Darum wünscht sich Cindy-Lou Hilfe für ihre Mutter und ersinnt mit ihren Freunden einen Plan, dem Weihnachtsmann eine Falle zu stellen, um ihn auch zu erwischen.

Wohin all das führen wird, ist wenig überraschend. Das allein kann man Der Grinch auch nicht zum Vorwurf machen. Die weihnachtliche Geschichte läuft zwar nach einem absehbaren Schema ab, hat das Herz jedoch am rechten Fleck und hält für Kinder auch noch eine hörenswerte Botschaft bereit. Schade ist jedoch, dass die Filmvorschau die lustigsten Momente allesamt vorwegnimmt. Es gibt kaum einen humorvollen Einfall, der nicht im Vorfeld bereits verraten worden wäre. Zugegeben, die Grimassen des Grinch zu sehen, seine Erfindungen und seine Bewegungen sind dennoch amüsant, doch vor allem für ein älteres Publikum hält dies keine Überraschungen bereit. Dass die bereits angesprochene Kritik, Weihnachten auf Geschenke zu reduzieren, fast vollkommen untergeht, ist ebenfalls eine kaum nachvollziehbare Entscheidung. Die Geschichte hätte – ähnlich wie Charles Dickens’ Eine Weihnachtsgeschichte [1843] – durchaus Potential, eine Erzählebene für ein älteres Publikum einzuweben, was die Macher bedauerlicherweise versäumen.
Die temporeiche Inszenierung, die bunten Lichter und das knuffige Aussehen der Figuren werden Kinder sicherlich begeistern. Dass sich Der Grinch speziell an sie richtet, ist kein Kritikpunkt.


Fazit:
Die Filmemacher Yarrow Cheney und Scott Mosier erwecken Dr. Seuss’ vielleicht unverwechselbarste Geschichte als Animationsfilm auf eine Art und Weise zum Leben, dass man bereits ab dem ersten Moment weiß, in wessen Welt man sich befindet. Das Aussehen der Figuren und Whovilles selbst ist unverkennbar und versprüht durchaus Charme. Auch die kunterbunten Details der Weihnachtsbeleuchtung und die Whos sind gelungen. Allerdings würde man erwarten, dass sich die Macher gleichmäßig darum kümmern, den griesgrämigen Grinch zuerst vorzustellen, die Umsetzung seines Plans zu zeigen und ihn anschließend zu läutern – letzteres passiert jedoch in nur wenigen Minuten. Die Geschichte hat das Herz am richtigen Fleck und ist tadellos erzählt. Nur auch ohne Überraschungen oder inhaltlichen Tiefgang. Der Grinch sieht toll aus und ist eine Ansammlung amüsanter, aber oberflächlich humorvoller Momente, von denen die besten bereits in der Vorschau zu sehen waren. Was hier darüber hinaus geht, ist nie langweilig, aber auch für die Jüngsten wohl eher auf Grund der Präsentation denn des Inhalts fesselnd.