Collide [2016]

Wertung: 1.5 von 6 Punkten  |   Kritik von Jens Adrian  |   Hinzugefügt am 23. April 2017
Genre: Action / Thriller

Originaltitel: Collide
Laufzeit: 99 min.
Produktionsland: Großbritannien / Deutschland / China
Produktionsjahr: 2015
FSK-Freigabe: ab 12 Jahren

Regie: Eran Creevy
Musik: Ilan Eshkeri
Darsteller: Nicholas Hoult, Felicity Jones, Anthony Hopkins, Ben Kingsley, Marwan Kenzari, Aleksandar Jovanovic, Christian Rubeck, Erdal Yildiz, Clemens Schick


Kurzinhalt:

An sich hat Casey (Nicholas Hoult) dem kriminellen Leben abgeschworen und aufgehört, für den sprunghaften Geran (Ben Kingsley) zu arbeiten. Doch als seine Freundin Juliette (Felicity Jones) erkrankt und eine Transplantation in den USA die einzige Rettung ist, nimmt Casey noch einen Auftrag an. Zusammen mit Matthias (Marwan Kenzari) soll er dem Drogenbaron Hagen Kahl (Anthony Hopkins) einen LKW voller Kokain stehlen. Doch der Coup geht schief, Casey wird gefangen und soll Kahl verraten, wer ihn beauftragt hat. Er kann zwar fliehen, doch wissen Kahl und seine Schergen von Juliette. Es bleibt ihm nur, Kahl und Geran gegeneinander auszuspielen ...


Kritik:
Es gibt Filme, die sind so schlecht, dass sie schon wieder auf ihre ganz spezielle Art und Weise gut sind. Der Actionthriller Collide von Regisseur Eran Creevy ist selbst für einen durchschnittlich unterhaltsamen Filmabend zu schlecht, aber auch wieder nicht so grauenvoll, dass man ihn als Trash-Fest empfehlen kann. Vor allem muss man sich schlichtweg fragen, wie sich vier bekannte (davon zwei oscarprämierte und eine oscarnominierte) Hollywood-Darsteller hier hinein verirren konnten.

Man könnte es auch so ausdrücken: Sowohl Zac Efron, als auch Amber Heard besaßen wohl einen besseren Instinkt als Nicholas Hoult und Felicity Jones, da sie vor Drehbeginn die Reißleine zogen und aus der Produktion ausstiegen. Die beiden übrig gebliebenen Hauptdarsteller werden vermutlich froh sein, für 2016 jeweils auch andere Projekte in ihrer Filmografie vorweisen zu können, selbst wenn man ihnen keinen direkten Vorwurf machen kann. Woran Collide vor allem anderen krankt ist ein Drehbuch, das selbst aus der irrsinnigen Ausgangsidee nichts zu machen versteht.

Darin soll der aus den USA in Deutschland versteckt lebende Kriminelle Casey einen LKW des Drogenbarons mit gut bürgerlicher Fassade, Hagen Kahl, voller Kokain stehlen. Er tut dies für Kahls Geschäftspartner Geran, der seiner Meinung nach durch Kahl nicht genügend wertgeschätzt wird. Dass sich Casey überhaupt darauf einlässt, liegt an seiner schwerkranken Freundin Juliette, die eine Nierentransplantation benötigt, die sie in den USA bezahlen muss. Das klingt im Grunde, als könnte man daraus einen passablen Thriller stricken, würden dem Skript nicht ständig die Dialoge in die Quere kommen.

Angefangen bei dem von Ben Kingsley gespielten, in Goldtöne gekleideten, vollgekoksten Geran, dessen hochtrabendster Dialog den Vergleich zwischen einem Rennpferd und einer Bordsteinschwalbe umfasst, bis hin zu dem von Anthony Hopkins verkörperten Hagen Kahl. Kahl ist die Sorte Bösewicht, die sich bei jedem Auftritt mit einem Monolog vorstellt und die Hintergründe seines Handelns erläutert, selbst wenn niemand ihn danach gefragt hat. So zitiert er Shakespeare, taucht seltsamerweise immer dort auf, wo er gerade gebraucht wird und hat eine schier endlose Armee durchtrainierter und kampferprobter Schergen zur Verfügung, die selbst mit automatischen Waffen nichts zu treffen scheinen. Dafür halten sie die Waffen immerhin so, wie es "cool" aussieht, obwohl niemand mit Erfahrung eine Handfeuerwaffe so halten und abfeuern würde. Und sie schießen selbst in Anwesenheit von Ordnungshütern immer darauf los, als könnte ihnen niemand etwas anhaben.

Casey findet sich alsbald auf der Flucht vor Kahl und seinen Helfern wieder, immerhin hat er ihm mehrere Millionen Dollar geklaut. Auch Geran ist ihm nicht wohlgesonnen, glaubt der doch, dass Casey ihn verraten hat. Das einzige, das Collide von anderen halbgaren Thrillern unterscheidet, die regelmäßig direkt für den Heimkinomarkt veröffentlicht werden, ist zum einen, dass der Film ein ansehnliches Budget vorweisen kann, wobei zu hoffen ist, dass die vier Darsteller hiervon das meiste erhalten haben, in ihrem eigenen Interesse. Zum anderen, dass der Film in Deutschland gedreht wurde und die größten Actionsequenzen sogar auf der hiesigen Autobahn spielen.

Das wäre umso bemerkenswerter, besäße Regisseur Eran Creevy ein Gespür, die zugegebenermaßen ansehnlichen und beeindruckenden Stunts auch entsprechend umzusetzen. Doch statt die Crashs und Explosionen wirklich auszunutzen, entpuppt sich Collide als fahrig und unüberlegt inszeniert. So gibt es zwischen den Schnitten immer wieder kleine Sprünge, wie wenn von einer Außenaufnahme ins Cockpit des Autos geschnitten wird und dann nochmals ein Crash stattfindet, der eine halbe Sekunde zuvor in der Außenansicht zu sehen gewesen ist. Oder wenn bei der Verfolgungsjagd durch die Gassen eines Dorfes die Autos an derselben Kreuzung vorbeifahren und man in der (zu kurzen) Totalen am Rand eine Fahrradgruppe einer vorigen Einstellung sieht. Anstatt hier einen visuellen Zusammenhalt der Sequenz zu erzeugen, verpufft die Set-Planung am Bildschirmrand. Der Aufwand bei der Produktion ist unbestritten zu sehen, doch die Umsetzung so unbeholfen und plump, dass kein Spaß dabei aufkommt.


Fazit:
Dass sich sämtliche Figuren vollkommen unnormal verhalten, selbst Spezialkräfte der Polizei hier wahllos in der Gegend herumschießen, aber nicht in der Lage sind, einen Rückausgang bei einem Gebäude abzusichern, setzt dem indiskutablen Skript die Krone auf. Vor allem wird es im Verlauf des Films nur abstruser. Die handwerklichen Defizite, die nicht auf das Budget oder die Stunts zurückzuführen sind, sondern auf ungünstig gewählte Kameraperspektiven und ebenso kontraproduktive Schnitte, disqualifizieren Collide selbst als hirnlosen Unterhaltungsfilm. Wie sich die namhaften Darsteller hierher verirren konnte, verstehe wer will. Selbst auf Autopilot können sie die Dialoge und das Skript nicht vor dem Totalschaden bewahren, das mit haarsträubenden Wendungen versucht, die Kurve zu bekommen. 100 Minuten Stau auf der Autobahn machen mehr Spaß als dieser Murks.