Arthur der Große [2024]

Wertung: 4.5 von 6 Punkten  |   Kritik von Jens Adrian  |   Hinzugefügt am 13. April 2024
Genre: Unterhaltung

Originaltitel: Arthur the King
Laufzeit: 106 min.
Produktionsland: USA
Produktionsjahr: 2023
FSK-Freigabe: ab 6 Jahren

Regie: Simon Cellan Jones
Musik: Kevin Matley
Besetzung: Mark Wahlberg, Simu Liu, Juliet Rylance, Nathalie Emmanuel, Ali Suliman, Rob Collins, Michael Landes, Bear Grylls, Paul Guilfoyle


Kurzinhalt:

Profisportler Michael Light (Mark Wahlberg) wird das Gefühl nicht los, in seinem Leben nicht das erreicht zu haben, was er sich vorgestellt hat. Und die Zeit wird knapp. Nachdem es ihm nicht gelingt, einen Sponsor zu finden, der ihm und seinem Team eine Teilnahme an der „Adventure Racing Weltmeisterschaft“ in der Dominikanischen Republik ermöglicht, steuert er sein eigenes Geld bei und stellt mit dem erfahrenen, aber noch älteren Chik (Ali Suliman), der Klettersportlerin Olivia (Nathalie Emmanuel) und Leo (Simu Liu) ein Team zusammen, das auf den ersten Blick entweder zu alt oder zu unerfahren erscheint. Der Wettkampf ist körperlich anstrengend und die Vorbereitungszeit viel zu kurz. Doch sie treten an und sehen sich alsbald mit einem fünften Teammitglied konfrontiert: ein streunender Hund, dem Michael Tage zuvor und hunderte Meilen weit zurück etwas zu fressen gegeben hat. Während der Hund, den sie „Arthur“ nennen, ihnen weiter auf Schritt und Tritt folgt und Michaels Frau Helen (Juliet Rylance) nebst Tochter Ruby (Cece Valentina) zuhause in Colorado seinen Fortschritt verfolgen, beginnt er zu verstehen, dass sein Team nur gewinnen kann, wenn sie alle an einem Strang ziehen, statt dass er den Ton angibt …


Kritik:
Es gibt bei dem auf wahren Begebenheiten basierenden, für die ganze Familie geeigneten Arthur der Große so wenige Überraschungen, dass es umso mehr erstaunt, wie gut Simon Cellan Jones’ Underdog-Story funktioniert. Das liegt nicht von ungefähr an dem tierischen Nebendarsteller, der die Entwicklung der Hauptfigur noch unterstreicht. Doch auch ohne diese pelzige Unterstützung zupft der tadellos dargebrachte und durchaus inspirierende Unterhaltungsfilm genau die richtigen Saiten, damit man bis zum Ende mitfiebert.

Im Zentrum steht der Athlet Michael Light, dessen Figur auf dem schwedischen Elitesportler Mikael Lindnord basiert. Michaels Ziel ist es, wie sein mit Ehren aus der Armee ausgeschiedener Vater endlich Anerkennung zu finden. Er trainiert hart und scheiterte – wie zuvor – zuletzt vor drei Jahren mit seinem Team bei der „Adventure Racing Weltmeisterschaft“. Und das auf geradezu spektakuläre Art und Weise bereits am ersten Tag. Grund hierfür war Michaels überbordender Ehrgeiz und eine fatale Fehleinschätzung seinerseits. Nun will er es noch einmal wissen und rekrutiert ein Team, das auf dem Papier bereits keine Chance hat, um in der Dominikanischen Republik bei dem überaus anspruchsvollen Wettkampf zu bestehen. Das besondere an der Sportart, bei der die Sportlerinnen und Sportler über einen Zeitraum von wenigstens fünf bis zehn Tagen eine Strecke von 700 Kilometern abwechselnd als Lauf, mit dem Fahrrad, kletternd oder im Kajak zurücklegen müssen, ist der Umstand, dass nur bestimmte Übergangszonen zwischen den Disziplinen vorgegeben sind. Welchen Weg die Athletinnen und Athleten mit dem vorgegeben Sportgerät wählen, ob beispielsweise querfeldein oder auf herkömmlichen Straßen, bleibt ihnen selbst überlassen. Es wundert daher nicht, dass bei dem Tag und Nacht, bei Dauerregen oder sengender Sonne ausgetragenen Wettkampf alles passieren kann.

Die Geschichte des zu seinem eigenen Nachteil verbissenen Sportlers, der eine letzte Chance auf einen Sieg hat, wurde schon unzählige Male erzählt. Was Arthur der Große von anderen Genrevertretern abhebt, ist dass Michael in einer Übergangszone einem verletzten und abgemagerten, streunenden Hund etwas zu Fressen gibt und dieser das Team fortan über hunderte von Meilen begleitet. Damit eroberte Lindnords Team seinerzeit (2014 in Ecuador und nicht, wie hier geschildert 2018 in der Dominikanischen Republik) nicht nur die Herzen der Zuschauerinnen und Zuschauer, sondern Filmemacher Jones auch diejenigen des Publikums. Zum einen, da der Film anfangs das beschwerliche Leben des herrenlosen Straßenhundes, der vom Team „Arthur“ getauft wird, begleitet. Zum anderen aber auch, da sich Arthur im Verlauf des Rennens für das Team entsprechend einsetzt und sie sogar vor Gefahren warnt. Das mag etwas weit hergeholt sein, wie auch Michaels Rettungsmission auf einem Fluss, aber es verfehlt dennoch nicht die emotionale Wirkung.

Dass man mit dem ungleichen Team mitfiebert, liegt auch an den unterschiedlichen Facetten der jeweiligen Mitglieder. Für Michael und Chik ist es auf Grund ihres Alters wohl die letzte Möglichkeit, den Titel einer Adventure Racing Meisterschaft zu holen. Die erfahrene Klettersportlerin Olivia steht Zeit ihres Lebens im Schatten ihres berühmten Vaters und tritt mit zusätzlichen privaten Sorgen an, während der inzwischen zum Social Media-Star avancierte Leo immer wieder mit Michael aneinandergerät. Sie stellen sich einer Strecke, mit Michaels kompromisslosem Ehrgeiz als einem großen Hindernis, die auf Grund der klimatischen Bedingungen und der widrigen Witterung bereits ohne zeitlichen Druck eine kaum zu überwindende Herausforderung darstellen würde. Regisseur Simon Cellan Jones versetzt das Publikum unmittelbar an ihre Seite, mitunter in wackeligeren Einstellungen, als einem recht sein mag. Doch auch deshalb fühlt man sich mit den Figuren verbunden und spätestens, wenn zwei der Mitglieder hunderte Meter hoch über einer Schlucht an einer Zipline hängen, kann man nicht anders, als von ihrem Einsatz mitgerissen zu werden. Die Sequenz ist pures Adrenalin und Schwindelfreiheit definitiv zu empfehlen.

Dem gegenüber steht die Geschichte um den grundloyalen Arthur und die Verbindung, die er insbesondere zu Michael aufbaut. In dem tierischen Begleiter entdeckt der kämpferische und geradezu selbstzerstörerisch sture Profisportler viele Eigenschaften von sich selbst – und in dessen Treue ein Beispiel für Zusammenhalt, das Michael bislang fehlt. Biegt Arthur der Große mit durchaus absehbaren Zwischenstopps auf die Zielgerade ein, ist das fünfte Teammitglied durchaus auch im Herzen des Publikums angekommen, wobei die bewegendsten Momente daran anschließen. Dann richtet sich die Story auch eher an ein junges Publikum, während die sportliche Herausforderung zuvor wohl am ehesten ältere Zuschauerinnen und Zuschauer ansprechen dürfte. Es ändert nichts daran, dass der Kampf dieses gesamten Teams, dem man keinen Sieg zutrauen würde, durchaus inspiriert und gerade zum Ende hin auch berührt. Dafür muss man nicht einmal ein Hundemensch sein, selbst wenn es vermutlich hilft.


Fazit:
Zu sehen, wie das Team zusammenarbeitet, um sich gegenseitig anzuspornen, die ungemein fordernde, körperliche Herausforderung zu meisten, ist ebenso motivierend, wie mitzuerleben, wie der ausgestoßene Streuner Arthur in ihre Gemeinschaft aufgenommen wird. Diese zwei Aspekte zusammen zu bringen, mag sich erzwungen anhören, doch manchmal schreibt das Leben die überraschendsten Geschichten. Oder liefert wenigstens Inspiration hierfür. In jedem Fall sorgen diese zwei Teile der Story dafür, dass am Ende die ganze Familie etwas zu entdecken hat und jemanden findet, mit dem man mitfiebern kann. Inhaltlich überraschend mag das nicht sein, aber gerade zum Schluss hin sorgen die berührenden Momente dafür, dass einem warm ums Herz wird. Michael wächst in seiner Verantwortung, lernt, dass Freundschaft und Zusammenhalt wichtiger sind, als ein Sieg um jeden Preis. Es ist eine greifbare Entwicklung, dank der man mit ihm umso mehr mitfiebert. Das ist toll und spürbar kräftezehrend eingefangen und so präsentiert Arthur der Große eine Wohlfühlgeschichte für die ganze Familie, die einem ein Lächeln ins Gesicht zaubert und vielleicht sogar für feuchte Augen sorgt. Schön!