Lilly und die Kängurus [2025]

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6–8 Minuten
Wertung: 4.5 von 6 Punkten  |   Kritik von Jens Adrian  |   Hinzugefügt am 12. Dezember 2025
Genre: Unterhaltung

Originaltitel: Kangaroo
Laufzeit: 107 min.
Produktionsland: Australien
Produktionsjahr: 2025
FSK-Freigabe: ab 6 Jahren

Regie: Kate Woods
Musik: Josie Mann, Matteo Zingales
Besetzung: Ryan Corr, Lily Whiteley, Brooke Satchwell, Deborah Mailman, Rarriwuy Hick, Rick Donald, Rachel House, Ryan Clark, Wayne Blair, Trisha Morton-Thomas, Emily Taheny, Ernie Dingo


Kurzinhalt:

Seit sechs Jahren präsentiert Chris Masterman (Ryan Corr) inzwischen das Wetter im australischen Fernsehen. Aber auch wenn ihn das insoweit berühmt gemacht hat, dass er seine eigenen Werbeartikel besitzt, er möchte gern mehr sein als nur der „Wettermann“. Doch sein Versuch, sich vor seiner Vorgesetzten Liz (Brooke Satchwell) zu profilieren, geht schief und die negative Berichterstattung sorgt dafür, dass Chris seinen Job verliert. Auf der Suche nach einem neuen passiert Chris den kleinen Ort Silver Gum, doch nicht nur die Hotelbesitzerin Jesse (Rachel House) lässt ihn abblitzen. Gerade, als Chris den Ort wieder verlassen will, fährt er ein Känguru an und entdeckt, dass das Junge den Unfall überstanden hat. Das kann er aber nicht zurücklassen, weshalb die elfjährige Lilly (Lily Whiteley) anbietet, Chris zu helfen. Nach dem Tod ihres Vaters ist Lilly mit ihrer Mutter Rosie (Deborah Mailman) in den Ort gezogen, doch möchte Lilly nichts, als weg von dort. Wie früher mit ihrem Vater kümmert sie sich um verwaiste Kängurujungen, die sie vor ihrer Mutter verstecken muss. Dank ihrer Großeltern kann Chris, bis sein Wagen repariert ist, in einer abgelegenen Hütte bleiben und sich um das Kängurujunge kümmern. Bald schon kommen weitere hinzu und Chris findet an diesem Ort etwas, das er nicht für möglich gehalten hat, während Lilly endlich wieder Vertrauen zu jemanden fasst …


Kritik:
Inspiriert von Chris „Brolga“ Barns, der als Känguru-Pfleger vor einigen Jahren international bekannt wurde, erzählt Filmemacherin Kate Woods in Lilly und die Kängurus unter anderem von einem Karrieristen, der gestrandet in einer Kleinstadt in Australien die vermutlich wertvollste Lektion seines Lebens lernt. Veredelt mit tollen Natur- und Tieraufnahmen, richtet sich das an die ganze Familie und ist warmherzig erzählt, selbst wenn die Geschichte ohne wirkliche Überraschungen auskommt. Der schönen Botschaft schadet das nicht.

Im Zentrum der Erzählung stehen die Titel gebende, elfjährige Lilly (der Name wurde für die deutschsprachige Fassung geändert, im Original heißt sie Charlie), die nach dem Tod ihres Vaters mit ihrer Mutter von der Küste Australiens ins Landesinnere zu den Großeltern gezogen ist, und der Wettermoderator Chris Masterman. Seit sechs Jahren präsentiert er das Wetter und lässt sich dabei vor der Kamera regelmäßig durch den Kakao ziehen. Darum möchte Chris mehr und am liebsten eine eigene Show. Doch sein Versuch, sich ins Rampenlicht zu rücken, geht nach hinten los und in den sozialen Medien erlebt er ein Desaster, das seine Karriere beendet. Auf der Suche nach einem neuen Job kommt Chris in der Kleinstadt Silver Gum vorbei, wo man auf seine Starallüren aber nicht reagiert. Als er den Ort wieder verlassen will, fährt er ein Känguru an, das den Unfall nicht überlebt. Doch Chris bemerkt, dass dessen Junges den Aufprall überstanden hat, ohne Hilfe aber nicht überleben wird. Lilly, die den Unfall gesehen hat, sorgt dafür, dass Chris in einer abgelegenen Scheune ihrer Großeltern unterkommen und sich dort um das Kängurujunge kümmern kann, während Chris auf die Reparatur seines Autos wartet. Als Chris zum ersten Mal in seinem Leben etwas anderes als die eigenen Interessen voranstellt, erkennt Lilly in ihm Potential. Doch Chris möchte an sich weiterziehen und so droht Lilly, noch isolierter zu werden, als zuvor.

Dabei sind sich Chris und Lilly ähnlicher, als sie denken. Beide fühlen sich allein, Chris, da er durch seine selbstsüchtige Aktion bloßgestellt wurde und in der Öffentlichkeit in Ungnade gefallen ist, Lilly, die sich seit dem Umzug lieber mit verwaisten Kängurus in ihr Zimmer zurückzieht, anstatt Freunde zu finden. Sie schwänzt die Schule und muss die pflegebedürftigen Tiere vor ihrer Mutter verstecken, für die die Umstellung ebenfalls nicht einfach gewesen ist. Umso mehr, da Lilly ihr gegenüber manchmal sehr verletzend auftritt. Wie für ihren Vater sind für Lilly die Kängurus wichtig und dass viele Menschen ihnen gegenüber oftmals so gleichgültig sind, kann sie nicht verstehen. Bei Chris beobachtet sie das Gegenteil. Dass er das Känguru überfahren hat, nimmt ihn sichtbar mit, wenn auch aus einem anderen Grund, als Lilly zunächst annimmt. Doch je mehr Zeit Chris in der Kleinstadt verbringt, umso mehr erkennt er, dass er in das Leben, das er geführt hat, nicht wird zurückkehren können. Gerade er, der immer zuerst an sich selbst gedacht hat, lernt, das Wohl anderer – und sei es „nur“ das der Kängurus – über sein eigenes zu stellen.

Die Titel gebende Lilly spielt dabei lange Zeit eine untergeordnete Rolle, doch das ändert sich, als sie ebenfalls die Dinge in die eigene Hand nimmt und dabei sogar den Mut fasst, den anderen Kindern zu vertrauen. Zugegeben, inhaltlich mag das letzte Drittel etwas weit hergeholt sein und letztlich für Lilly nirgendwo hinführen, es beschreibt aber auch ihre Entwicklung, die sich zuerst mit Chris und später mit den anderen Kindern aus dem Schneckenhaus heraus traut, in das sie sich nach ihrem Verlust zurückgezogen hat. Lilly und die Kängurus stellt diese Figuren auf einnehmende wie warmherzige Weise vor, so dass selbst der „Bösewicht“ der Story, ein Anwohner, der mit Chris aneinandergerät, nie zu bedrohlich erscheint – oder nicht rehabilitiert werden könnte. Filmemacherin Woods konzentriert sich vielmehr darauf, ihrem Publikum nicht nur Informationen über die (jungen) Kängurus mitzugeben, sondern eine leichtfüßige Atmosphäre zu erzeugen, die Zuschauerinnen und Zuschauer aller Altersklassen inspirieren kann. Das funktioniert ebenso dank der gelungenen Besetzung, angeführt von Ryan Corr und Lily Whiteley.

STUDIOCANAL veröffentlicht Lilly und die Kängurus für das Heimkino unter anderem auf einer Blu-ray, bei der die einnehmenden Landschafts- und Naturaufnahmen erstklassig zur Geltung kommen. Der überraschend räumliche Ton ist sowohl auf deutsch wie auf englisch in Dolby Atmos präsentiert, während zwei kurze Featurettes einen Blick hinter die Kulissen und auf die Arbeit mit den tatsächlichen Känguru-Babys am Set werfen. Dass die Filmausschnitte beim Blick hinter die Kulissen leicht ruckeln, ist aber schade. In welchen Einstellungen täuschend echte Puppen verwendet wurden, lässt sich kaum sagen und sogar das digital nacherschaffene Känguru „Roger“, das wie Barns zu einem Internetphänomen wurde, dürfte ein junges Publikum buchstäblich umhauen. Es ist vermutlich die beste Möglichkeit, den hoffnungsvollen Familienfilm zu erleben, sowohl für Fans als auch solche, die es werden wollen. Dank der positiven Aussagen und der herzlichen Atmosphäre lohnt das allemal.


Fazit:
Nicht nur auf Grund der deutschen Titelgebung fühlt man sich ein wenig an Ella und der schwarze Jaguar [2024] erinnert. Dabei steht über weite Strecken tatsächlich Chris im Vordergrund, der an einem der unwahrscheinlichsten Orte ein Zuhause und eine Familie findet, von der er gar nicht wusste, dass er sie vermisst. Für Lilly bietet er die Möglichkeit, das Vermächtnis ihres Vaters fortzuführen, das sie bereits verloren glaubte. Sieht man, wie die behelfsmäßige Unterkunft, in der Chris untergebracht wird, stückweise zu einer Känguru-Auffangstation aufgebaut wird, ist das nicht zuletzt dank der immens putzigen tierischen Stars einfach schön anzusehen. Regisseurin Kate Woods findet viele tolle Einstellungen, die sowohl die Landschaft als auch die Tierwelt Australiens in Szene setzen, angefangen mit dem Wettrennen, das sich Lilly mit den Kängurus liefert. Dabei rundet eine herzliche Botschaft, wenn die Menschen nicht nur zur Natur, sondern auch zueinander finden, die Erzählung gelungen ab. Lilly und die Kängurus ist ein warmes und hoffnungsvolles, toll bebildertes Abenteuer für die ganze Familie. Dass die Geschichte dabei nie versucht, mehr zu sein oder den Figuren zusätzliche Tiefe zu verleihen, kann man ihr in Anbetracht dessen – und der charmanten Reiseempfehlung für Australien – kaum vorwerfen. Schön!



Die Blu-ray-Disc-Veröffentlichung von Lilly und die Kängurus

Wertung der Blu-ray-Disc: 4.5 von 6 Punkten

Features der Blu-ray
Tonspuren Deutsch, Englisch jeweils Dolby Atmos
Untertitel Deutsch
Extras*  • Hinter den Kulissen (6 min.)
 • Die Arbeit mit den Känguru-Babys (3 min.)
 • Trailer zum Film (2 min.)

* nur mit deutschem Ton

Lilly und die Kängurus-Packshot Lilly und die Kängurus
ist seit dem 11. Dezember 2025
bei STUDIOCANAL digital und
ab 18. Dezember 2025 auf Blu-ray und DVD
sowie als TVoD erhältlich!
Urheberrecht des Bildes liegt bei STUDIOCANAL GmbH
Verwendet mit freundlicher Genehmigung.
 

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