|
Kritik von Jens Adrian |
Hinzugefügt am 11. Oktober 2025
Laufzeit: 84 min.
Produktionsland: Deutschland
Produktionsjahr: 2025
FSK-Freigabe: ab 12 Jahren
Regie: Sebastian Husak
Musik: Giovanni Berg
Besetzung: Leonard Scheicher, Zeynep Bozbay, Johannes Nussbaum, Caro Cult
Kurzinhalt:
Um das Ferienhaus seiner Eltern auszuräumen, fährt Fiete (Leonard Scheicher) mit seiner Freundin Amiri (Zeynep Bozbay) an die Küste. Dort angekommen, treffen sie auf Luca (Johannes Nussbaum), mit dem Fiete seit Kindertagen befreundet war. 10 Jahre lang haben sie sich nicht gesprochen oder gesehen. Fiete wirkt reserviert, während sich Amiri mit Luca eingangs gut versteht. Doch während Fiete sich langsam Luca zu öffnen beginnt, obwohl das Ereignis, das sie getrennt hat, immer noch zwischen ihnen steht, Amiri erkennt Seiten an Luca, die ihr nicht gefallen. Und je mehr Zeit Fiete mit ihm verbringt, umso mehr kommen diese Seiten auch bei ihrem Freund zum Vorschein. Bis die Stimmung schließlich kippt …
Kritik:
In seinem Spielfilmregiedebüt erzählt Filmemacher Sebastian Husak kammerspielartig von einem unerwarteten Wiedersehen zweier Freunde seit Kindertagen, die sich seit einem tragischen Ereignis vor 10 Jahren nicht mehr gesehen haben. Stark gespielt und ebenso gelungen bebildert, zeigt Bubbles … wir waren doch Freunde, wie unterschiedlich sich zwei Menschen entwickeln können und wie viel sie doch gemeinsam haben. Den Ursachen hierfür nähert sich die Erzählung aber nicht, was das Ergebnis nicht weniger sehenswert macht.
An sich soll es nur ein kurzer Trip von Berlin an die Küste sein, wo Fiete mit seiner Freundin Amiri ein Ferienhaus ausräumen will, das sich seine Eltern mit den Nachbarn geteilt haben. Doch in der Abgeschiedenheit angekommen, treffen sie in dem Haus auf Fietes Freund aus Kindertagen, Luca. Die haben sich seit einem Jahrzehnt nicht gesehen oder gesprochen, aber so extrovertiert Luca reagiert, Fiete ist über das Wiedersehen alles andere als erfreut. Dafür lässt sich Amiri die Gelegenheit nicht entgehen, sich peinliche Kindheitsgeschichten über ihren Freund erzählen zu lassen. So vordergründig ausgelassen die Stimmung ist, Amiri muss erkennen, dass Luca eine andere Seite und Ansichten hat, mit denen sie nicht einverstanden ist. Auch wenn Fiete in Lucas Gegenwart aufzutauen scheint, zwischen ihnen steht eine dunkle Vergangenheit. Das Wiedersehen reißt Wunden auf, die nie verheilt sind.
Welche das sind, deutet Filmemacher Husak bereits früh an, wenn er Zeichnungen und Fotos aus Fietes Jugend zeigt, die in dem Ferienhaus aufgehängt sind. Tatsächlich weiht Fiete Amiri auch früh ein, wenn er seine Version der Ereignisse schildert. Von einer vertrauensvollen Beziehung zwischen den beiden kann jedoch keine Rede sein, wenn Fiete, abgelenkt aus Eifersucht, als Amiri auf der Fähre mit einem anderen Mann spricht, ihre Fotokamera ins Meer fallen lässt und es ihr im Anschluss nicht einmal beichtet. Das Wiedersehen mit Luca ist Fiete sichtlich unangenehm und während sich Amiri insbesondere nach Alkoholkonsum gut mit dem Jugendfreund ihres Freundes zu verstehen scheint, wirkt Fiete beinahe fehl am Platz. Es dauert, bis die Vertrautheit zwischen Fiete und Luca zurückkehrt, der zuvor bereits für Ablenkung sorgt, wenn sich ein leichtfüßiger Abend auf Grund eines Streitgesprächs zwischen Amiri und Luca zum Bösen wendet. Je mehr Zeit sie miteinander verbringen, umso mehr offenbaren sich auch an Fiete Seiten, die Amiri nicht gutheißt.
Dass dem so ist, ist ebenso wenig überraschend, wie dass die Stimmung umso aggressiver gerät, je mehr Alkohol an den Abenden fließt. Bubbles schildert das Wiedersehen der beiden Freunde als ein Auf und Ab, eine Annäherung in der nostalgischen Verklärung ihrer gemeinsamen Vergangenheit, und eine Entfremdung auf Grund ihrer Erlebnisse seither und ihrer aktuellen Situation. Solange, bis die Situation zwischen ihnen unwiederbringlich kippt. Gerade diese Momente zählen zu den stärksten, in denen auch die Besetzung sichtlich gefordert ist. Kommen die Umstände des Geheimnisses ans Licht, wird die tiefe Verletzung greifbar, die in den 10 Jahren ohne eine Aussprache nie verheilen konnte. Trotz ihrer gemeinsamen Erlebnisse leben beide in unterschiedlichen Blasen, die ihre Sicht auf die Welt prägen, und es scheint beinahe, als würde Luca Fiete immer stärker in seine hineinziehen können. Wird aber das Thema der politischen Ambitionen von Luca angesprochen, soll dies wohl darauf hindeuten, dass das traumatische Erlebnis ihn dorthin geführt haben soll. Das ist aber inhaltlich nicht nur arg weit hergeholt, sondern wird außerdem nicht weiterverfolgt, so dass der Aspekt der Story so aufgesetzt wie unnötig erscheint. Ebenso die Vorurteile, die Luca Amiri gegenüber hat bzw. haben könnte. Auch hier reißt das Drehbuch einen Konflikt an, der aber im Sande verläuft.
Ähnlich verhält es sich mit Lucas Freundin Katja, bei der es eine Verbindung mit Amiri gibt, die aber ebenfalls nirgendwo hinführt. Die Figur insgesamt ist für die Erzählung nicht wichtig und unterstreicht vielmehr, dass sich das Geschehen in der zweiten Hälfte spürbar in die Länge zieht. Viele Szenen verharren unnötig lange in der letzten Einstellung, Dialoge drehen sich mehrmals im Kreis, ehe sie an einer Auflösung ankommen, als sollte damit die Laufzeit von Bubbles auf die gängige Spielfilmlänge von eineinhalb Stunden gestreckt werden. Das ist schade, denn die Geschichte bietet durchaus Potential, die Sichtweisen der unterschiedlichen Blasen einander gegenüber zu stellen: Städter gegen ländliche Bevölkerung, Traditionalisten gegen Progressive. Auch würde man sich mehr Interaktionen zwischen Amiri und Fiete wünschen, die über Fietes Bedenken hinsichtlich Amiris Vorstellung ihrer Beziehung kein Wort verlieren.
Das bedeutet nicht, dass es nicht lohnen würde, sich darauf einzulassen. Insbesondere die Darbietungen von Leonard Scheicher, Johannes Nussbaum und Zeynep Bozbay sind sehenswert, wie auch die Stimmung durch die malerischen Bilder der rauen Landschaft gelungen eingefangen wird. Für ein Publikum, das bereit ist, sich hierauf einzulassen, ist Bubbles eine klare Empfehlung.
Fazit:
Je mehr Zeit Fiete mit Luca verbringt, umso mehr Seiten kommen bei ihrem Freund zutage, die Amiri nicht gefallen. Das nicht nur bezogen auf vermeintliche „Jugendsünden“ oder das die Freundschaft belastende Geschehen. Unterschiede zwischen den beiden Freunden sind ab dem ersten Moment erkennbar und immer wieder, wenn es nach einem Konflikt, die zunehmend heftiger werden, so etwas wie eine Annäherung gibt, wird deutlich, dass sowohl Fiete als auch Luca zu sehr in ihren eigenen Welten verhaftet sind, als dass sie einander wirklich verstehen könnten. Das ist edel bebildert mit der rauen, sich ständig ändernden Landschaft als passendes Spiegelbild unserer Gesellschaft und der Erwartungen, die daran gestellt werden. Aber viele Szenen sind spürbar länger, als notwendig und es bleibt der Eindruck, als fehle Bubbles … wir waren doch Freunde ein klärendes Finale, das einen Abschluss bieten würde, anstatt die Unversöhnlichkeit gleichermaßen herauszustellen, wie dass man der eigenen Vergangenheit nicht entkommen kann. So viel Potential ungenutzt bleibt, wie diese Themen in der bemerkenswert gut gespielten Independent-Produktion ausgearbeitet sind, ist sehenswert.

