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Kritik von Jens Adrian |
Hinzugefügt am 23. Dezember 2025
Originaltitel: Anaconda
Laufzeit: 99 min.
Produktionsland: USA
Produktionsjahr: 2025
FSK-Freigabe: ab 12 Jahren
Regie: Tom Gormican
Musik: David Fleming
Besetzung: Paul Rudd, Jack Black, Steve Zahn, Thandiwe Newton, Daniela Melchior, Selton Mello, Ione Skye, Ben Lawson
Kurzinhalt:
Als die vier Freunde Doug (Jack Black), Griff (Paul Rudd), Claire (Thandiwe Newton) und Kenny (Steve Zahn) anlässlich Dougs Geburtstag zusammenkommen und ein Video, das sie inszeniert haben, als sie noch Kinder waren, einlegen, ist es beinahe, als wäre es erst gestern gewesen. Keiner von ihnen ist mit der Situation des eigenen Lebens wirklich zufrieden und darum schlägt der auf namenlose Nebenrollen abonnierte Schauspieler Griff vor, dass sie gemeinsam ein Remake des Horrorfilms „Anaconda“ machen sollten. Zwar haben sie kein Geld, aber für weniger als 50.000 Dollar könnten sie es in Brasilien als Independentprojekt auf die Beine stellen. Im Dschungel angekommen, unterstützt sie Santiago (Selton Mello) als Schlangenexperte, während Kapitänin Ana (Daniela Melchior) sie mit dem Boot flussaufwärts bringt. Doch schon wenig später werden sie tatsächlich von einer riesigen Schlange gejagt und geraten außerdem ins Visier einer ganz anderen Gruppe …
Kritik:
Tom Gormicans so-etwas-wie-ein-Reboot von Anaconda, des gleichnamigen, oft unfreiwillig lustigen Horrorfilms aus dem Jahr 1997, eignet sich nur für ein spezielles Publikum. Angelegt als wohlwollende Persiflage des Originals, ist sich die Komödie dessen Klischees und der eigenen durchaus bewusst. Aber anstatt hier auch neue Wege zu gehen, sind die Verantwortlichen der Meinung, wenn man sich darüber lustig macht, würde das ausreichen. Unterhaltsamer macht es das Gezeigte aber nicht.
Doug McCallister verdient sein Geld mit Hochzeitsvideos, aber an sich möchte er seit Kindertagen nicht weniger, als einen Spielfilm inszenieren. Zusammen mit seinen Freunden Griff, Claire und Kenny hat er damals Kurzfilme gedreht, aber während Griff eine Karriere im Showbusiness verfolgt hat, hat sich Doug ins sichere Familienleben eingefügt. Zu seinem Geburtstag kommt die alte Clique wieder zusammen und Griff teilt ihnen mit, dass er die Rechte am Hollywoodfilm „Anaconda“ erworben hätte, den sie damals gemeinsam unzählige Male verschlungen haben. Und er schlägt ihnen vor, dass sie ein Remake von „Anaconda“ machen sollten, als kleine Independent-Produktion. Nur er und Claire vor der Kamera, Doug als Regisseur und Kenny als Kameramann – wie früher. Wenig später finden sie sich im Amazonas wieder auf dem Boot von Ana, die sie flussaufwärts bringt, und mit dem Schlangenexperten Santiago an ihrer Seite. Doch die kleine Produktion nimmt eine unerwartete Wendung, als sie wirklich von einer Riesenschlange gejagt werden und sich bewaffnete Männer an ihre Fersen heften.
Das klingt auf den ersten Blick gar nicht uninteressant, zumal mit Bootskapitänin Ana eine Figur Teil des Teams ist, die ihre eigenen Absichten verfolgt, wie bereits beim Prolog deutlich wird. Aber aus keiner der Ideen weiß Anaconda wirklich etwas zu machen oder besser, an nichts hiervon ist Filmemacher Gormican interessiert. Sieht man von der hanebüchenen Ausgangslage ab, deutet die Geschichte beispielsweise an, dass zwischen Claire und Griff eine Anziehung besteht, außer im Epilog wird das aber nicht weiterverfolgt. Auch wohnt Ana dem Treiben über weite Stecken nur bei, ohne wirklich etwas zu tun zu bekommen. Tritt sie dann in Aktion, ist das genauso abstrus, wie sich alle Figuren hier verhalten. Die werden von einer riesigen Anaconda verfolgt, einen Fluchtreflex besitzen sie aber nicht, sondern wollen unbedingt ihren Film zu Ende drehen. Überhaupt besitzen selbst die vermeintlichen Horrorszenen keinen wirklichen Aufbau, sondern greifen jedes nur erdenkliche Klischee auf, sodass der Ausgang stets absehbar bleibt. Wer also bis zum Ende durchhält, überrascht nicht. Zwar zieht die Erzählung das Genre nicht in dem Maße durch den Kakao, wie beispielsweise Die nackte Kanone [2025], das kann aber auch daran liegen, dass den Verantwortlichen selbst diese Ambition fehlt.
Gehaltvoller ist der Humor dabei ohnehin nicht und wenn es der einsame Höhepunkt der Charakterentwicklung ist, dass eine Person eine andere anpinkelt, braucht es doch ein ganz spezielles Publikum, um hierbei in schallendes Gelächter ausbrechen zu können. Dabei ist die handwerkliche Umsetzung durchaus gelungen. Dschungelflair kommt ebenso auf, wie die sichtbar computergenerierte Anaconda für Schreckmomente sorgen könnte, wären die nicht durchweg lange absehbar. Treibt es Anaconda mit dem Meta-Verständnis auf die Spitze, als Doug, Griff, Claire und Kenny plötzlich einer anderen Filmcrew gegenüberstehen, sorgen allenfalls die Gastauftritte und die Referenzen an das Original für Schmunzeln. Aber auch hier wird etwas vorgestellt, das in den nächsten Minuten bereits verwendet wird. Eine wirkliche Entwicklung, Hinweise, die früh eingestreut, später wichtig werden, gibt es gar nicht. Beinahe, als würde Regisseur Gormican den Pfad regulärer Erzählungen verlassen, wenn Griff Santiagos besten Freund ins Wasser wirft. Was folgt wirkt inhaltlich so notdürftig zusammengeschustert und gekünstelt, dass Dougs Jugendproduktion des „Quatch“ im Vergleich geradezu preiswürdig anmutet.
Anaconda besitzt viele Anspielungen an das Showgeschäft im allgemeinen und Hollywood im speziellen. Doch anstatt hier bissig zu geraten und vielleicht sogar entlarvend, wenn es um das Selbstverständnis einiger Filmschaffenden oder die berechnende Herangehensweise der Studios geht, traut sich das Drehbuch keinen wirklich bösen Kommentar zu. Nicht einmal der naheliegendste Gag wird aufgegriffen und auf die Besetzung von Rollen jenseits des passenden Alters angespielt, wenn Doug und Griff behaupten, sie wollten ein Remake von Anaconda [1997] machen, seit sie Kinder waren, auch wenn Jack Black und Paul Rudd jeweils beinahe 30 Jahre alt waren, als der Streifen in den Kinos lief. Man bekommt das Gefühl, als wollte Regisseur Tom Gormican dem Publikum etwas zum Lachen geben, ohne es sich mit irgendjemandem zu verscherzen. Das Ergebnis ist so zahn- wie konturlos und zieht sich trotz der kompakten Laufzeit spürbar hin.
Fazit:
Dass sich das Meta-Reboot weniger ernst nimmt, als das Original mit Jennifer Lopez, kann man Regisseur Tom Gormican nicht zum Vorwurf machen. Im Gegenteil, es könnte sogar helfen. Dabei hat der Filmemacher bei Massive Talent [2022] mit Nicolas Cage bewiesen, dass er mit dem Konzept der übergeordneten Erzählung umzugehen weiß. Aber hier wirkt der Ansatz geradezu erzwungen, zumal nichts hieran irgendeinen Sinn ergibt. Weder die Story, noch die Figuren, die nicht wie richtige Menschen agieren. Kitschig und überzogen, kommt hier nie irgendwie Spannung auf, geschweige denn, dass die Schockmomente überraschen würden. Wie auch, wenn selbst die Charaktere auf der Leinwand kaum davon mitgenommen werden. Immerhin ist Anaconda handwerklich gut umgesetzt. Selbst die leicht erkennbaren Trickeffekte reichen dafür aus. Aber der Humor, der sämtliche Momente ins Lächerliche zieht, ohne Hintersinn oder dass wenigstens die Figuren ernst genommen werden, richtet sich nur an ein bestimmtes Publikum. Wer bei der Filmvorschau nicht vor Lachen vom Sessel rutscht, sollte wissen, besser oder lustiger wird das in Spielfilmlänge nicht.

