Avatar: Fire and Ash [2025]

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7–10 Minuten
Wertung: 5.5 von 6 Punkten  |   Kritik von Jens Adrian  |   Hinzugefügt am 16. Dezember 2025
Genre: Science Fiction / Action

Originaltitel: Avatar: Fire and Ash
Laufzeit: 195 min.
Produktionsland: USA
Produktionsjahr: 2025
FSK-Freigabe: ab 12 Jahren

Regie: James Cameron
Musik: Simon Franglen
Besetzung: Zoe Saldaña, Sam Worthington, Sigourney Weaver, Stephen Lang, Oona Chaplin, Cliff Curtis, Britain Dalton, Trinity Jo-Li Bliss, Jack Champion, Bailey Bass, Kate Winslet, Giovanni Ribisi, Joel David Moore, CCH Pounder, Edie Falco, Brendan Cowell, Jemaine Clement, Filip Geljo, Duane Evans, Jr., Dileep Rao, Matt Gerald, David Thewlis


Kurzinhalt:

Der Schock sitzt tief nach dem verheerenden Angriff der Menschen auf das Na’vi-Küstenvolk der Metkayina. Während Neytiri (Zoe Saldaña) und Jake (Sam Worthington) auf jeweils unterschiedliche Weise trauern, ist ihr Sohn Lo’ak (Britain Dalton) der Überzeugung, dass er eine Schuld auf sich geladen hat, die er nie wird begleichen können. Jake versucht, die Na’vi auf den nächsten Angriff vorzubereiten, der kommen wird, doch das Küstenvolk lehnt den Einsatz von menschlichen Waffen ab, da der Stahl den Geist vergiften soll. Um den Menschenjungen „Spider“ (Jack Champion), der die Luft auf Pandora nicht atmen kann, außer Gefahr zu bringen, will die Familie Sully, einschließlich ihrer Töchter Kiri (Sigourney Weaver) und Tuk (Trinity Jo-Li Bliss), Spider zu anderen Menschen begleiten. Doch auf dem Weg dorthin wird die Karawane von Varang (Oona Chaplin) und ihrem Asche-Volk, den Mangkwan, angegriffen. Varang hat sich von Eywa abgewandt und verachtet alle Na’vi, die dem Glauben an das Bewusstsein des Planeten verhaftet sind. Colonel Quaritch (Stephen Lang), dessen Mission nach wie vor darin besteht, Jake zu fassen und ihn zum menschlichen Stützpunkt zurück zu bringen, sieht in Varang mehr als die Feindin seines Feindes – sie könnte der Schlüssel sein, die Na’vi endgültig zu besiegen, um die Kolonialisierung Pandoras durch die Menschen zu ermöglichen …


Kritik:
Man mag Filmemacher James Cameron, nicht zu Unrecht, vorwerfen, dass er in Avatar: Fire and Ash im Grunde dieselbe Geschichte erzählt, zumindest hinsichtlich ihrer Struktur, wie in Avatar: The Way of Water [2022] oder Avatar – Aufbruch nach Pandora [2009]. Doch baut er im dritten Teil seiner auf fünf Filme ausgelegten Geschichte die bereits etablierte Welt nicht nur aus, sondern so gelungen auf den ersten beiden auf, dass er die Figuren mehr noch als bislang in den Mittelpunkt rücken kann. Das nimmt vor allem in der zweiten Hälfte teils unvermittelt mit, während einen die Bilder vom ersten Moment an wieder in eine Welt entführen, die man am Ende der überraschend kurzweiligen drei Stunden noch gar nicht wieder verlassen will.

Die Geschichte setzt direkt nach dem zweiten Teil an. Der ehemalige Corporal Jake Sully, der inzwischen als Na’vi mit Neytiri eine Familie gegründet hat, befindet sich nach ihrem Verlust immer noch in Trauer. Neytiri, die sich fühlt, als wäre ihr alles genommen worden, versucht mit der Situation umzugehen, indem sie sich zurückzieht und den Traditionen ihres Volkes folgt. Jake lenkt sich mit der alltäglichen Arbeit ab und ist bemüht, das Küstenvolk der Metkayina bestmöglich auf den nächsten Angriff durch die Menschen vorzubereiten. Ihr Sohn Lo’ak macht sich nicht nur große Vorwürfe wegen allem, was geschehen ist, sondern hat auch das Gefühl, dass er seinem Vater nie genügen kann. Währenddessen ist der in Na’vi-Form zurückgekehrte Colonel Quaritch immer noch darauf aus, den als Verräter gebrandmarkten Sully aufzuspüren, bei dem sich auch der Menschenjunge „Spider“ befindet, Quaritchs Sohn. Den hat Jake zwar bei sich aufgenommen, obwohl Neytiri ihn schon deshalb ablehnt, da er ein Mensch ist, doch in Anbetracht dessen, dass Spider die Luft auf Pandora nicht atmen kann, entscheiden sie, dass sie ihn zurück zu den übrigen Menschen bringen, die sich gegen die rücksichtslose Siedlungspolitik stellen. Auf dem Weg dorthin werden sie von einem Clan angegriffen, der von der furchtlosen Varang angeführt wird. Das sogenannte Asche-Volk hat sich von Eywa abgewandt und ihre Verachtung für alle anderen Na’vi-Völker, die Eywa verehren, will sich Quaritch zunutze machen.

Bis es soweit ist, ist allerdings die Hälfte der Erzählung vorüber, in der die Verantwortlichen die Zeit nutzen, die Charaktere voranzubringen. Die Familie Sully befindet sich an einem dunklen Ort, jedes der Mitglieder für sich. Jake ist so zurückgezogen wie Neytiri, wenn auch auf eine andere Art und Weise, während ihre Kinder mit der Trauer gewissermaßen allein gelassen sind. Dabei bemerkt Kiri, dass sie anders ist als die übrigen Na’vi, selbst wenn sie nicht weiß, wie und weshalb. Auch Tuk und Spider haben jemanden verloren, aber wie auch Lo’ak niemanden, an den sie sich wenden können. Regisseur James Cameron begleitet seine Figuren und besucht in der ersten Hälfte manche Wegstationen der vorigen beiden Filme, während er inhaltliche Punkte wieder aufgreift. Das mag diejenigen enttäuschen, die sich wünschen, dass wie zuletzt direkt ein ganz neues Gebiet von Pandora vorgestellt wird, doch steht dies bei Fire and Ash nicht im Vordergrund. Das heißt nicht, dass es nichts Neues zu entdecken gäbe. Angefangen von neuen Unterwasserwesen über das Volk der Windhändler, das durch die Luft reist, bis hin zum Asche-Volk, dessen Heimat aber erst spät gezeigt wird. Wie gehabt sprüht die Präsentation vor Details und das gesamte Ökosystem wirkt derart lebendig und in sich schlüssig, dass man sich sofort darin verlieren möchte.

Die Bilder sind einmal mehr eine Wucht und wer der Meinung ist, dass der erste Angriff des Asche-Volkes bereits für Staunen sorgt, darf sich für das letztendliche Finale auf eine Optik einstellen, die im besten Sinne nicht von dieser Welt ist. Das gilt gleichermaßen für die Klangkulisse, die einen förmlich in den Bann der jeweiligen Situation zieht. Dass dies auch für die Figuren gilt, ist nicht nur dem Umstand geschuldet, dass man sie inzwischen kennt, sondern sie alle in Fire and Ash spürbar weiterentwickelt werden. Sei es, dass sich eine Situation zwischen Jake und Neytiri, in der sie darüber sprechen, das Undenkbare zu tun, um den Clan und die Familie zu beschützen, später umkehrt, oder sich Jake und Quaritch in der Situation wiederfinden, beide ein Vater für Spider zu sein, während Neytiris Hass auf die Menschen droht, dass dieser sich gegen ihre eigene Familie wendet. Das macht greifbar, wie viel diese Familie durchgemacht hat, und wenn sie getrennt und beinahe gebrochen wird, würde man tatsächlich nicht darauf wetten wollen, ob sich diese Wunden wieder heilen lassen.

Man könnte beinahe meinen, dass sich dieses Muster wiederholt, die Sullys vereint sind, getrennt werden, dann wieder zusammen finden, um sich wieder zu verlieren. Tatsächlich sind sie aber erst dann wie eine richtige Familie wieder zusammen und sehen einander, wenn sich im letzten Drittel stückweise alles gegen sie wendet. Bis dahin wartet Avatar: Fire and Ash mit vielen Eindrücken auf, die Staunen machen, aber erst ganz am Ende begreift man, worin der Clou des neu vorgestellten Volkes liegt. Sind die Na’vi trotz ihrer Speere sowie Pfeil und Bogen den Menschen in ihren Kampfschiffen und mit ihren Waffen hinsichtlich ihrer Geschwindigkeit überlegen, vereint das Asche-Volk die Schnelligkeit der Na’vi mit der Feuerkraft der Menschen. Wird diese Allianz besiegelt, ahnt man bereits, dass dies die womöglich größte Bedrohung darstellen könnte, die Pandora je gesehen hat. Wird sie aber entfesselt, entbrennt Cameron ein Inferno auf der Leinwand, das seinesgleichen sucht.

Dabei ist der Kritikpunkt nicht von der Hand zu weisen, dass insbesondere die erzählerische Struktur seit Teil eins unverändert ist und da Fire and Ash viele Orte nochmals aufsucht, die bereits vorgestellt wurden, scheint auch dies „nur“ eine Variation des bekannten Themas. Doch rückt das Drehbuch die Familie stärker als zuvor ins Zentrum, die aus dem tiefen Tal, in dem sie beginnt, einen Weg nach vorn finden muss. Sie dabei zu begleiten, ist immer noch mühelos unterhaltsam und lässt die drei Stunden deutlich schneller vergehen, als man vermuten würde. Vor allem aber geschieht dies vor einer derart einnehmenden Kulisse, dass man kaum anders kann, als davon mitgenommen zu werden. Die Leinwand kann dafür gar nicht groß genug sein.


Fazit:
Erzählt von Neytiris und Jakes Sohn Lo’ak, bringt der dritte Besuch auf Pandora Teil eins und zwei inhaltlich zusammen und präsentiert mit der Anführerin des Asche-Volkes, Varang, eine Widersacherin, die eine beängstigende wie brutale Unbarmherzigkeit besitzt, die man von den Na’vi bislang nicht kennt. Selbst wenn ihr Volk nicht in dem Umfang in Aktion tritt, wie man dies vielleicht erwarten würde, das Asche-Volk sorgt dafür, dass die Ereignisse des dritten Akts die verheerendsten der bisherigen Filme sind. Gerade dann, wenn alles verloren scheint oder es zu befürchten steht, dass diese Familie, deren Geschichte hier im Zentrum steht, wieder einen Verlust erleidet, bemerkt man, wie sehr diese Figuren zusammen- und einem ans Herz gewachsen sind. Zwar fällt auf, dass manche Wechsel in der Erzählung nicht flüssig erscheinen, als wären die Szenen abgeschnitten oder die Aneinanderreihung nicht stimmig, doch diese Kritikpunkte treten, wie auch die bekannte Struktur der Geschichte in den Hintergrund, wenn das Geschehen so sehr packt, dass man sich dabei ertappt, wie man die Luft anhält, weil man fürchtet, dass Filmemacher James Cameron die Auflösung der Situation auf den nächsten Film verschieben könnte. Wäre dies der letzte Besuch auf Pandora, es wäre ein gelungener Abschied. Gleichzeitig bleibt aber der Eindruck, als gäbe es noch so unendlich viel mehr zu entdecken. Die Geschichte mag nicht neu sein, aber die Konzentration auf die Figuren bindet einen dafür umso mehr. In der Action packend, beim Entdecken der Welt ungemein faszinierend und mit einer optisch wie akustisch absolut umwerfenden Präsentation, ist Avatar: Fire and Ash ein einmaliges Kinoerlebnis, dessen Optik über wie unter Wasser schlichtweg unvorstellbar ist, mit Farben und einer Größe der Szenerie, die immer beeindruckender wird, bis zu einem Finale, das einmal mehr alles übertrifft.
 

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