The Running Man [2025]

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Wertung: 3.5 von 6 Punkten  |   Kritik von Jens Adrian  |   Hinzugefügt am 11. November 2025
Genre: Action / Science Fiction

Originaltitel: The Running Man
Laufzeit: 133 min.
Produktionsland: Großbritannien / USA
Produktionsjahr: 2025
FSK-Freigabe: ab 16 Jahren

Regie: Edgar Wright
Musik: Steven Price
Besetzung: Glen Powell, Josh Brolin, Colman Domingo, Lee Pace, Jayme Lawson, Michael Cera, Emilia Jones, William H. Macy, David Zayas, Katy O’Brian, Martin Herlihy, Daniel Ezra, Karl Glusman, Simon Haines, Sean Hayes, Sandra Dickinson, George Carroll, Sophie Simnett


Kurzinhalt:

„Ungehorsam“ sei der Grund gewesen, weshalb Ben Richards (Glen Powell) seine letzten Arbeitsplätze verloren hat. Dabei hat er sich lediglich für Kolleginnen und Kollegen engagiert sowie für die Gewerkschaften stark gemacht. Die meisten Firmen gehören zum selben Großkonzern, der eine Liste mit unerwünschten Personen führt, auf welcher Ben nun steht. Um ein dringend benötigtes Medikament für seine Tochter zu besorgen und ihr sowie seiner Frau Sheila (Jayme Lawson) ein besseres Leben abseits des Viertels Slumside zu ermöglichen, sieht Ben keine andere Chance, als sich als Kandidat für die vielen brutalen Fernsehshows zu bewerben, bei denen große Gewinne locken. Produzent Dan Killian (Josh Brolin) kann Ben für „The Running Man“ gewinnen, die erfolgreichste und brutalste Reality-Show. Darin werden drei Kandidatinnen und Kandidaten quer durchs Land gejagt. Wer 30 Tage übersteht, erhält einen unvorstellbar großen Gewinn. Angeheizt von Moderator Bobby T (Colman Domingo) werden die Bürgerinnen und Bürger im Land mit Belohnungen gelockt, Sichtungen der Kandidaten zu melden und eine Einheit von Elite-Killern ist ihnen auf den Fersen mit dem Ziel, ihre Beute so publikumswirksam wie möglich zur Strecke zu bringen. Denn diese Menschenjagd kennt nur ein Ende: den Tod. Mit der ganzen Nation im Nacken erfährt Ben am eigenen Leib, dass das Studio nicht fair spielt …


Kritik:
Eine Geschichte wie diejenige von Stephen Kings Roman Menschenjagd [1982] heute auf die große Leinwand zu bringen, scheint bereits bei einem flüchtigen Blick ein Selbstläufer zu sein und das nicht nur, weil die Vorlage im Jahr 2025 spielt. Sie handelt vielmehr davon, wie große Konzerne die Bevölkerung ausbeutet und sie dabei sogar gegeneinander aufhetzt, inszeniert als Spektakel, das von der eigentlichen Ungerechtigkeit ablenken soll, die das Leben der Menschen so elend macht. Filmemacher Edgar Wright bringt diesen Aspekt in der zweiten Kinoadaption des Stoffes auch unüberhörbar und zeitgemäß zur Geltung. Doch The Running Man enttäuscht ausgerechnet beim Spektakel und weiß dabei sichtbar nicht, wie es die Story zu einem für das Publikum erfüllenden Abschluss bringen soll.

In naher Zukunft gibt es das Gewaltmonopol des Staates nicht mehr. Die Polizei wird von großen Konzernen gestellt, die auch alle anderen Bereiche des Lebens kontrollieren. Ben Richards hat sich stets für seine Kolleginnen und Kollegen eingesetzt, war in einer Gewerkschaft organisiert und wurde deshalb auf eine Liste derjenigen Personen gesetzt, die von keiner Firma mehr eingestellt werden, die zu dem großen Megakonzern gehört. Als seine zweijährige Tochter schwerkrank wird und auch seine Frau Sheila nicht genug verdient, um die wichtigen Medikamente zu bezahlen, entschließt sich Ben, an einem Casting für die großen Fernsehsendungen teilzunehmen. In den Shows werden die Kandidatinnen und Kandidaten publikumswirksam gedemütigt. Die erfolgreichste ist „The Running Man“, in der drei ‚Spieler‘ ausgewählt werden, die 30 Tage im Land überleben müssen, während alle Menschen in der Bevölkerung sie melden und sogar jagen dürfen. Zusätzlich zu einer fünfköpfigen Spezialeinheit der Jäger. Es ist eine Menschenjagd nationalen Ausmaßes, aber wer gewinnt, erhält eine Milliarde Newdollar, genug für ein sorgenfreies Leben. Hierfür wird Ben ausgewählt und sieht sich wenig später auf der Flucht vor allen und jedem. Doch der Sender wie auch Produzent Dan Killian haben das Spiel manipuliert.

Worauf Produzent Killian aus ist, wird in einem Satz zu Beginn klar, wenn Richards vor ihm sitzt, der bei jeder anderen Show außer „The Running Man“ mitmachen möchte. Ben ist der wütendste Mann, der je vor ihm gesessen hat. Und tatsächlich strahlt Glen Powell in der Rolle einen brodelnden Zorn aus, dass man meinen könnte, er würde jeden Moment aus ihm herausbrechen. Nicht nur, dass er dafür bestraft wird, dass er sich für andere eingesetzt hat, nun leidet seine Tochter darunter und es gibt scheinbar nichts, was er dagegen tun kann. Als Kandidat bei „The Running Man“ mitzuspielen, scheint seine einzige Option und doch ist er es, der diesen Weg freiwillig wählt. Sein Vorsprechen führt ihn heraus aus einer hoffnungslosen Gegend, in der die privaten Sicherheitskräfte nicht mehr tun, als das Elend zu verwalten. Der Wolkenkratzer des Studios liegt hingegen im privilegierten Teil der Stadt, der durch eine Mauer und von Sicherheitspersonal bewachten Schleusen von dem Slums abgeschottet ist. Die Armen dürfen die Bereiche nur betreten, wenn sie einen guten Grund vorweisen können, Herumlungern wird bestraft.

Es ist ein so düsteres wie geradezu prophetisch erscheinendes Bild dieser Gesellschaft, die Regisseur Wright hier vorstellt. Killian rät Ben, er soll sich nach Beginn der Jagd bei Seinesgleichen verstecken, während Bens Bekannter Molie der Auffassung ist, diese Menschen würden Ben ohne zu zögern ausliefern, denn jede bestätigte Meldung von Bens Aufenthalt wird belohnt, für die Meldung, die zu seiner Ergreifung führt, fällt die Belohnung noch höher aus. Ergreifung bedeutet dabei, dass die Kandidaten getötet werden. Je brutaler ihr Ende, umso höher die Einschaltquoten. The Running Man zeigt eine Welt, in der das Publikum nach dem Blut auf der Straße lechzt und sich von den Mächtigen instrumentalisieren lässt, sich gegen die Schwächsten der Gesellschaft zu wenden. Die Kandidaten befinden sich auf einer noch niedrigeren sozialen Stufe als selbst die Mittellosen. Dass sie so wahrgenommen werden, liegt auch daran, dass Spielmoderator Bobby T mit Produzent Killian dem Publikum Schauergeschichten über die Kandidatinnen und Kandidaten füttert. Ziel ist, sie zu dämonisieren, so dass die Jagd auf sie und der Mord an ihnen so etwas wie eine ausgleichende Gerechtigkeit darstellen. Viele Aspekte sind heute so relevant, wenn nicht gar relevanter noch, als vor über 40 Jahren.

So zutreffend, wenn auch kaum subtil, die Gesellschaftskritik ist, sie ist der größte Pluspunkt der Story, denn es gelingt Edgar Wright ausgerechnet nicht, die Action auf eine packende Art und Weise zu präsentieren, beinahe, als wäre er der falsche Regisseur für diese Art Stoff. Das liegt nicht am dahinterstehenden Aufwand, sondern vielmehr daran, dass es in den Actionsequenzen keine richtige Dramaturgie gibt. Wird ein Haus, in dem sich Ben versteckt, von Sicherheitskräften aufgesucht, bricht von einem Moment auf den anderen ein Kugelhagel über ihn herein und das Tempo wird für mehrere Minuten angezogen, ehe alles wieder schlagartig vorbei ist. So ergeht es The Running Man in all den rasanten Abschnitten. Es gibt keinen langsamen Aufbau, bei dem sich die Schlinge zuzieht, so schlagartig die Action kommt, so schnell ist sie vorbei. Das führt zu einem letzten Drittel, bei dem die Verantwortlichen merklich Mühe haben, ihre Geschichte zu irgendeinem Abschluss zu bringen. Spät erst wird eine Geisel eingeführt, die Ben auf seinem Weg begleiten soll, inhaltlich aber ebenso überflüssig ist, wie sie urplötzlich wieder aus der Geschichte herausgeschrieben wird. Dass sie in den wenigen Minuten überdies einen Gesinnungswechsel um 180° absolviert, ist schlicht unglaubwürdig und unnötig zugleich. Da fällt das nachgelagerte Finale, welches das Publikum um den großen Showdown gewissermaßen beraubt, beinahe nicht mehr ins Gewicht.


Fazit:
Treffend beschreiben die Verantwortlichen die „Running Man“-Show als das neue Kolosseum. Es ist ein Spektakel, eine Inszenierung, bei der dem Publikum serviert wird, was es verlangt – oder was es braucht, um es von der Ursache des tatsächlichen Ungleichgewichts abzulenken, unter dem die Menschen jeden Tag leiden. Beginnt die Jagd und erscheint Bens Gesicht überall, auf jedem Monitor und jeder Anzeigetafel, steigt die Anspannung merklich. Dass ihn eine Jede und ein Jeder melden kann, sogar töten, ist eine beängstigende Ausgangslage, wie auch die Manipulation des Spiels durch die Verantwortlichen, die für die Einschaltquoten alles tun würden. Dass sich die sozial Benachteiligten zusehends mit Ben identifizieren, ist zwar eine gelungene Aussage, wie dies zustande kommt, arbeitet der Film aber nicht heraus und es sorgt am Ende nicht für den gesellschaftlichen Umbruch, der angeteasert wird. Insbesondere vom Actionaspekt hat man dabei allerdings mehr erwartet. Die Ideen hinter den einzelnen Höhepunkten sind nicht uninteressant, aber es fehlt darin ein mitreißender Aufbau ebenso, wie ein entsprechender Ausklang. In den beiden tragenden Rollen überzeugen Glen Powell und Josh Brolin durchaus und die Gesellschaftskritik ist The Running Man gut gelungen. Doch so unterhaltsam das ist, packend oder überraschend ist es leider viel zu selten.
 

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