The Smashing Machine [2025]

Kategorien: 

, , ,
Wertung: 4 von 6 Punkten  |   Kritik von Jens Adrian  |   Hinzugefügt am 10. September 2025
Genre: Drama / Biografie

Originaltitel: The Smashing Machine
Laufzeit: 123 min.
Produktionsland: USA / Japan / Kanada
Produktionsjahr: 2025
FSK-Freigabe: noch nicht bekannt

Regie: Benny Safdie
Musik: Nala Sinephro
Besetzung: Dwayne Johnson, Emily Blunt, Ryan Bader, Bas Rutten, Oleksandr Usyk, Lyndsey Gavin, Satoshi Ishii, James Moontasri, Yoko Hamamura, Stephen Quadros, Paul Cheng, Cyborg Abreu, Andre Tricoteux, Marcus Aurélio, Whitney Moore, Paul Lazenby, Olga Dzyurak, Eric Odbaatar, Zoe Kosovic


Kurzinhalt:

Nachdem er bei seinem Debüt 1997 seinen Gegner scheinbar mühelos zu Boden ringt, beginnt für den UFC-Kämpfer Mark Kerr (Dwayne Johnson) eine schier kometenhafte Karriere. Insbesondere in Japan wird er zum Star der neuen Sportart. Seine Freundin Dawn (Emily Blunt) ist in der Zeit ein Anker für ihn, wie auch sein ehemaliger Mentor und Mitkämpfer Mark Coleman (Ryan Bader). Doch die körperlichen Strapazen fordern ihren Tribut und schnell wird Kerr abhängig von starken Schmerzmitteln. Nicht einmal Dawn kann zu ihm durchdringen. Als Mark den damals wichtigsten Kampf in seiner Karriere verliert, stürzt er vollends ab. Doch mit eisernem Willen und dank seines Trainers Bas (Bas Rutten) gelingt ihm ein Comeback. Je näher die wichtigen Kämpfe rücken, umso größer werden die Differenzen zwischen Mark und Dawn, die in einer verheerenden Abwärtsspirale gefangen scheinen, die Mark auch die Karriere kosten könnte …


Kritik:
Das biografische Sportlerdrama The Smashing Machine erzählt vom Aufstieg des Ultimate Fighting Champion-Siegers Mark Kerr, der als einer der Pioniere des Sports gilt. Der Wrestler und Mixed Martial Arts-Kämpfer betrat Ende der 1990er-Jahre die internationale Bühne und feierte im Jahr 2000 ein großes Comeback. Getragen von zwei starken Darbietungen und einer geradezu greifbaren Authentizität richtet sich die Erzählung nicht nur an Fans des Sports. Dennoch fehlt es der Erzählung an einer Zugkraft, die durchgehend fesseln könnte.

In die Rolle des überraschenden UFC-Champions schlüpft der ehemalige Wrestler Dwayne „The Rock“ Johnson, der tatsächlich gerade einmal vier Jahre jünger ist als Kerr selbst. Betritt dieser die internationale Sportbühne im Jahr 1997, kommt seine Siegesserie vollkommen überraschend. Ungeschlagen kämpft er sich von einem Wettkampf zum nächsten, mit seiner Freundin Dawn hinter sich, die mit Sorge beobachtet, was für einen körperlichen Preis Mark für seine Siege zahlt. Schnell benötigt er immer stärkere Schmerzmittel, die nicht nur zu einer körperlichen Abhängigkeit führen, sondern seinen Gemütszustand beeinflussen. Dennoch – oder gerade deshalb – tritt er bei Interviews ruhig und überlegt mit Empathie für seine Gegner auf. Doch dann verliert er seinen ersten Kampf und kann mit der Niederlage in keiner Art und Weise umgehen, selbst wenn sie durch ein Foul herbeigeführt wurde. Es folgt ein Absturz, an den sich zwar ein Comeback anschließt, doch gleichzeitig ändert sich die Dynamik zwischen Mark und Dawn, woraufhin die Beziehung für beide eine geradezu zerstörerische Richtung einschlägt.

Sportdramen, die den Aufstieg, Fall und Wiederaufstieg von Sportlerinnen und Sportlern erzählen, gibt es viele, was nicht bedeutet, dass sie nicht in der Lage wären, das Publikum mitzureißen. Sei es durch motivierende Trainingsszenen, die Euphorie des Sieges oder den unbändigen Willen der zentralen Figuren, sich aus einem tiefen Tal emporzukämpfen. Benny Safdies The Smashing Machine bietet all dies und stellt ins Zentrum einer geradezu dokumentarischen Präsentation eine Darbietung, die einen Großteil des Publikums überraschen dürfte. Eingefangen in Bildern, die durch die Farbgebung und das Rauschen, die kleinen Zooms und wackeligen Perspektiven den Eindruck erwecken, als würde eine Dokumentarfilmcrew das Geschehen und die Figuren begleiten, zeigt Dwayne Johnson eine schauspielerische Bandbreite und Tiefe, die man angesichts seiner bisherigen Rollen kaum erwartet hätte. Er verleiht Kerr eine differenzierte Persönlichkeit, die sich durch seinen Siegeswillen ebenso auszeichnet wie dadurch, dass er Niederlagen nicht verkraften kann. Seine körperliche wie seelische Abhängigkeit von Schmerzmitteln macht seinen Absturz dabei nur tragischer, zumal es beinahe so scheint, als wäre die Frau an seiner Seite, die ihn so lange buchstäblich lebensrettend unterstützt hat, gleichermaßen für den Strudel aus Zweifel und Ablenkung verantwortlich, der ihn den Sieg kosten könnte. Lange Zeit nur im Hintergrund eingebunden, trägt Emily Blunt im letzten Drittel die wohl beste Szene des Dramas.

Abgesehen von der Hauptfigur beleuchtet Filmemacher Safdie auch die Entwicklung des Kampfsports, der zahlreiche andere Sportarten wie Martial Arts, Wrestling oder Karate vereint, und schildert, wie sich das Regelwerk selbst in der kurzen Zeitspanne, die die Erzählung abdeckt, verändert hat. Das macht es einem Publikum, das darin auf den ersten Blick nicht mehr als eine brutale Klopperei sieht, einfacher, einen Zugang zu finden. Wird Mark von einer Frau im Krankenhaus gefragt, ob er den Mann hasst, der ihm seine Verletzungen zugefügt hat, erwidert er darauf, „absolut nicht“. Obwohl sie sich im Ring gegenseitig Verletzungen zufügen, pflegen sie abseits der Arena mitunter sogar freundschaftliche Verbindungen, wie Kerr mit Mark Coleman, der ihm in seinen dunkelsten Stunden beisteht. Doch so greifbar der Blick in die Welt dieser damals noch jungen Sportart ist, die UFC wurde erst 1993 gegründet, es gelingt The Smashing Machine selten, daraus eine packende Erzählung zu entwickeln. Sei es, dass Marks Weg in die Schmerzmittelsucht nicht wirklich gezeigt wird, sondern gewissermaßen von Beginn an vorhanden ist, oder dass man ein Streitgespräch zwischen ihm und Dawn nicht ordnen kann, wenn er ihr vorwirft, sie würde ihn mit der Familienplanung unter Druck setzen. Da dies nie zuvor thematisiert wurde, erscheint der Moment, so gut er gespielt ist, schlicht fehl am Platz, wie die oftmals dudelige Musik. Einblicke in die Ernährungs- und Trainingsroutine sind interessant, werden aber nie wieder aufgegriffen, ebenso wie Dawns Alkoholkonsum nur ein einziges Mal zur Sprache kommt. Entsteht daraus ein Konflikt, bedient das zwar Klischees des Genres, für ein besseres Verständnis der Figuren sorgen die Momente aber nicht.

Das ändert nichts daran, dass Kerrs Werdegang in jenen Jahren mit einem sichtbaren Detailgrad und unübersehbarem Engagement von Dwayne Johnson nachgezeichnet wird, der sich hier nicht nur zu einer körperlichen Präsenz entwickelt. Das zu beobachten, besitzt durchaus seinen Reiz, doch es fehlt eine Charakterzeichnung, die über den Mann hinausgeht, der es nicht gewohnt ist, zu verlieren. Was hat ihn überhaupt zum Sport getrieben, wie ist er in die Schmerzmittelabhängigkeit geraten und wohin hat ihn sein Weg seither geführt? Regisseur Safdie ist an Antworten auf diese Fragen ebenso wenig interessiert, wie daran, die übrigen Figuren zu vertiefen. Über Dawn erfährt man bis auf ihren Namen schlicht überhaupt nichts und ebenso wenig, was beide ineinander sehen. Ohne ein Verständnis hierfür fällt es aber schwer, mit ihnen auf ihrer Achterbahnfahrt einer Beziehung mitzufühlen. So chic und authentisch all dies in Szene gesetzt ist, es fehlt an einer menschlichen Komponente, die das Publikum wirklich mitnimmt. Das ist trotz der vielen sehenswerten Aspekte auch ein wenig schade.


Fazit:
Lange bevor Mixed Martial Arts-Kämpfer Superstars waren, die unvorstellbare Summen verdienen, hat Mark Kerr die Sportart auf der internationalen Bühne repräsentiert. Fans haben seinen Aufstieg miterlebt und seinen Absturz, ehe er sich in einen Wettkampf zurückgekämpft hat, der ihn am Ende gegen seinen Freund Mark Coleman hätte stellen können. Die Geschichte klingt, als wäre sie voller Klischees, was nicht bedeutet, dass sich Vieles hiervon nicht so zugetragen hat. Filmemacher Benny Safdie erzählt sie mit einem Detailreichtum und auf eine dokumentarische Art und Weise, dass es den Anschein hat, man würde einen exklusiven Blick hinter die Kulissen erhaschen können. Doch Kerr ist so oft in sich gekehrt, dass es schwerfällt zu erkennen, was in ihm vorgeht und selbst wenn die Streitgespräche mit Dawn auch die Besetzung sichtlich fordern, emotional nehmen die Szenen kaum mit, da die Figuren zu wenig greifbar werden. The Smashing Machine ist bemerkenswert gespielt, allen voran von Dwayne Johnson und Emily Blunt, die beide sichtbar engagiert sind. Auch die Präsentation ist überaus gelungen und die Einblicke in jene Sportart sind auch für ein Publikum interessant, das damit nicht unbedingt etwas anzufangen weiß. Doch ohne das Gefühl, die Charaktere wirklich zu verstehen, gerät die Erzählung nie mitreißend und endet in einem Moment, der weder euphorisch, noch tragisch genug ist, um wirklich nachzuwirken. Doch das bedeutet nicht, dass es hier nichts zu entdecken gäbe, im Gegenteil.
 

Tags:


Springen zu:

WordPress Cookie Plugin von Real Cookie Banner