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Kritik von Jens Adrian |
Hinzugefügt am 4. Dezember 2025
Originaltitel: Five Nights at Freddy’s 2
Laufzeit: 104 min.
Produktionsland: USA
Produktionsjahr: 2025
FSK-Freigabe: ab 16 Jahren
Regie: Emma Tammi
Musik: The Newton Brothers
Besetzung: Josh Hutcherson, Elizabeth Lail, Piper Rubio, Matthew Lillard, Mckenna Grace, Freddy Carter, Theodus Crane, Skeet Ulrich, Teo Briones, Wayne Knight, Kellen Goff (Stimme), Megan Fox (Stimme), Matthew „MatPat“ Patrick (Stimme)
Kurzinhalt:
Ein paar Jahre sind vergangen, seit die tödlichen Animatronikpuppen der Pizzeriakette Freddy’s ihr Unwesen getrieben haben. Der Schreck scheint verflogen und die sogenannten Fazbears haben beinahe Kultstatus erreicht, so dass ein eigenes Faz-Fest in der Stadt organisiert wird. Während Mike Schmidt (Josh Hutcherson) versucht, seiner jüngeren Schwester Abby (Piper Rubio) ein normales Leben zu ermöglichen, findet die kaum Anschluss und sehnt sich zu den einzigen Freunden zurück, die sie je glaubt, gehabt zu haben – den Fazbears Freddy (Kellen Goff), Chica (Megan Fox) und Bonnie (Matthew „MatPat“ Patrick). Als die junge Filmcrew der „Spectral Scoopers“ um Lisa (Mckenna Grace), die paranormale Phänomene aufdecken will, mit Hilfe des Wachmanns Michael (Freddy Carter) in die allererste, verlassene Freddy’s-Filiale eindringt, setzen sie etwas Böses frei, das alsbald Abby in den Bann und eine Spur der Gewalt nach sich zieht. Einzig Vanessa (Elizabeth Lail) erkennt, was der Stadt droht, wenn sie die Animatronikpuppen nicht aufhalten …
Kritik:
Filmemacherin Emma Tammi kehrt nach dem Überraschungserfolg der Videospieladaption Five Nights at Freddy’s [2023] zu den mordenden Riesenanimatronikpuppen zurück und präsentiert mit Five Nights at Freddy’s 2 im Grunde das, was Fans des ersten Teils erwarten würden. Es gibt mehr von den (un)heimlichen Stars zu sehen und auch neue Animatronikfiguren wie die Marionette feiern ihren Einstand. Doch die Hintergrundgeschichte gerät deutlich simpler und der Horror geradezu einfallslos.
Nach einem Prolog im Jahr 1982, der die an sich tragische neue Widersacherin etabliert, setzt die Hauptgeschichte 20 Jahre später und damit zwei nach dem ersten Teil an. Womit der ehemalige Sicherheitswachmann Mike Schmidt seinen Lebensunterhalt für sich und seine elfjährige Schwester Abby verdient, für die er sorgt, verrät der Film zwar nicht, Abby aber kann ihre Freunde, die Animatronikpuppen aus „Freddy Fazbear’s Pizzeria“ nicht vergessen. In der Schule findet sie keinen Freundeskreis und ins Freddy’s darf sie laut Mike nicht zurückkehren, da die Fazbears, wie die Puppen auch genannt werden, kaputt seien. Doch das entspricht nicht der Wahrheit und als Abby auf einem Merchandisingartikel eine Nachricht ihrer Freunde Freddy, Chica und Bonnie erhält, wird sie in die allererste Filiale des Freddy’s-Franchise gelockt, wo sich etwas Böses einen Weg in die Freiheit sucht.
Wer bzw. was das ist, verrät Regisseurin Tammi erneut früh, anstatt das Publikum raten zu lassen. Überraschend ist dabei vielmehr, wie kurz manche Gastauftritte bekannter Jungdarstellerinnen tatsächlich ausfallen. Dafür rückt das Drehbuch neben Mike und Abby erneut Vanessa Shelly ins Zentrum, Tochter des Fazbear-Erfinders William Afton. Auch sie wird von den Ereignissen des ersten Films immer noch verfolgt, den man noch vor Augen haben sollte, will man die Situation der Figuren untereinander verstehen. Doch gerade, als sich Mike und Vanessa näher zu kommen scheinen, gerät Abby in den Bann der Puppen, so dass die persönliche Entwicklung der beinahe Verliebten einmal mehr auf der Stelle tritt. Abby kommt als Figur dabei ebenso wenig voran. Vanessas Hintergrund weiter zu vertiefen, klingt auf den ersten Blick wie ein guter Einfall, aber ausgerechnet sie hat in der Geschichte kaum etwas zu tun. Überhaupt scheint das Drehbuch trotz der recht kompakten Laufzeit von etwas mehr als eineinhalb Stunden (im Abspann versteckt sich ebenso eine Szene als Überleitung für eine mögliche Fortsetzung, wie ganz am Ende ein längerer Tonschnipsel) Mühe zu haben, die Figuren sinnvoll zu beschäftigen. Eine wiederkehrende Auseinandersetzung zwischen Abby und ihrem Lehrer bezüglich ihres Projekts für die Wissenschaftsmesse der Schule mündet in einer Sequenz, die ein erfahrenes Publikum vom ersten Auftritt an kommen sieht. Überhaupt wird Abbys fehlende Begabung hinsichtlich der Robotik nie relevant. Auch wenn sich Vanessa und Mike aufteilen, um die mordenden Puppen aufzuhalten, verhalten sie sich beinahe so einfältig, wie ihre Widersacher und haben die vernünftigsten Einfälle erst dann, wenn eine Handvoll absehbarer Momente so geschehen durfte, wie im Drehbuch festgeschrieben.
Das beweist ausgerechnet beim Horroraspekt so wenig Einfallsreichtum, dass das obligatorische Aufleuchten der Augen der Puppen, die an sich inaktiv sein sollen, gar nicht mehr als Klischee auffällt. Vielmehr kündigen sich alle Schreckmomente weit im Voraus an und verlaufen genau so, wie man es bereits unzählige Male, nicht zuletzt im ersten Teil, gesehen hat. Gleichzeitig gelingt es Five Nights at Freddy’s 2 nicht, die Mythologie nachvollziehbar zu erweitern. Nicht nur, dass es anfangs schwerfällt zu verstehen, in welcher Freddy’s-Filiale sich die Figuren befinden (immerhin sieht das Franchise grundsätzlich überall gleich aus), wie die Marionette nun funktionieren soll, insbesondere in der zweiten Hälfte, wird nie schlüssig dargebracht. Umso mehr, da ein entscheidender Moment gar nicht gezeigt wird. Es ist ein Augenblick, der so wenig fesselt wie das restliche Geschehen, das sich trotz vieler lockerer Sprüche ernster nimmt, als im ersten Film. Dass die Kommentare absehbar kitschig klingen, hilft dabei nicht.
Die Hintergrundgeschichte eng mit dem Vorgänger und auch mit Vanessa zu verzahnen, ist eine interessante Idee und würde dem Ende auch eine gewisse Tragik verleihen. Dass der letzte Austausch der Charaktere aber nicht klingt, als wäre die Geschichte fertig erzählt, sie aber so tun, als wäre das Schlimmste überstanden, obwohl sie wissen, dass die größte Gefahr immer noch auf freiem Fuß ist, lässt Five Nights at Freddy’s 2 unfertig erscheinen. Regisseurin Tammi beendet ihre Erzählung einfach, vielleicht, um sich ein inhaltliches Sprungbrett für Teil drei offen zu halten. All das hat man bereits gesehen und nichts hiervon wirkt frisch oder packend. Das tatsächliche Highlight sind die Animatronikpuppen, die eine greifbare Präsenz besitzen, selbst wenn es lange dauert, ehe sie überhaupt in Aktion treten dürfen. Fans des Franchise und insbesondere des ersten Films wird das freuen, auch wenn sich ein horroraffines Publikum mehr tatsächlichen Horror wünschen würde.
Fazit:
Das Drehbuch findet viele Momente, in denen die Figuren mit einer Taschenlampe dunkle Zimmer ausleuchten und von einer bösen Puppe überrascht werden, die sich teils trotz ihres Gewichts und der Tatsache, dass sie sonst den Boden zum Beben bringt, angeschlichen hat. Insofern bleibt Regisseurin Emma Tammi dem Markenzeichen des Videospielfranchise treu. Ein erfahrenes Genrepublikum wird tatsächlich alle diese Momente lange kommen sehen, wie auch die Auflösung von Szenen, in denen sich Figuren die Anwesenheit anderer nur vorstellen. Das heißt nicht, dass die Schreckmomente nicht effektiv wären, auch dank der laut eingespielten Musik, doch gerät die Erzählung so bedauerlicherweise überhaupt nie spannend. Vielmehr ist sie mit unnötigen Figuren und Elementen gespickt wie dem Faz-Fest, bei dem sich die Menschen in der Stadt als die mordenden Animatronikpuppen verkleiden. Oder auch Vanessa selbst, die für das Vorankommen oder die Auflösung der Story ebenso völlig unwichtig ist. Inhaltlich ist die Erzählung schlichtweg einfältig und das nicht erst, wenn Mike und Vanessa, die sich mit einem Jahrzehnte alten Computersystem auskennen, nicht die richtigen Entscheidungen zur richtigen Zeit treffen. Keine menschliche Figur scheint hierzu im Stande. Zugegeben, die überlebensgroßen Roboterpuppen sind tadellos umgesetzt und Five Nights at Freddy’s 2 ist durchweg sauber inszeniert. Dabei aber gleichzeitig von Anfang bis Ende klischeehaft und in der Geschichte und den jeweiligen Szenen so einfallslos, dass jeder Ladebildschirm eines Videospiels spannender gerät.

