Training Day [2001]

Wertung: 5 von 6 Punkten  |   Kritik von Jens Adrian  |   Hinzugefügt am 08. Februar 2010
Genre: Thriller / Drama

Originaltitel: Training Day
Laufzeit: 122 min.
Produktionsland: USA / Australien
Produktionsjahr: 2001
FSK-Freigabe: ab 16 Jahren

Regie: Antoine Fuqua
Musik: Mark Mancina
Darsteller: Denzel Washington, Ethan Hawke, Scott Glenn, Eva Mendes, Cliff Curtis, Tom Berenger, Harris Yulin, Raymond J. Barry, Jaime Gomez, Dr. Dre, Snoop Dogg, Macy Gray, Charlotte Ayanna, Nick Chinlund


Kurzinhalt:
Auf eigenen Wunsch ins Drogendezernat der Polizei von Los Angeles versetzt, sieht sich der Neuankömmling Jake (Ethan Hawke) in seinem Partner Alonzo (Denzel Washington) einem Veteranen der Straße gegenüber. Der verspricht, ihn einzulernen, so dass er dort allein überleben wird können, also klappern beide eine Reihe von Orten ab, denen Alonzo jeden Tag Besuch abstattet.
Als der erfahrene Drogenfahnder in Verwahrung genommene Drogen nicht als Beweismittel verbucht, sondern sie im Handschuhfach lagert, um sie später wieder in der Arbeit gebrauchen zu können, denkt sich Jake noch nichts Schlimmes. Aber je mehr er von Alonzos Methoden zu sehen bekommt, umso stärker wehrt er sich gegen seine Vorgehensweisen. Als der Bogen schließlich überspannt wird und Jake aussteigen möchte, muss er erkennen, wie genau Alonzo auf diesen Moment hingearbeitet hat. Nur wie soll er sich aus der Zwickmühle befreien, in die ihn der hoch dekorierte Drogenfahnder mit jahrelanger Erfahrung und Kontakten in allen Bereichen gebracht hat?


Kritik:
Es ist der erste Tag für den Frischling Jake, der von Alonzo bei der Drogenfahndung eingelernt werden soll. Aber auch wenn die durch Alonzo erreichten Verurteilungen für ihn sprechen, sind es seine Methoden, die Jake zu schaffen machen. Denn statt die Drogensüchtigen festzunehmen, konfisziert der Straßenveteran die Suchtmittel und lässt die Käufer wieder laufen. Auch genügt es ihm, zwei Obdachlose, die ein Mädchen vergewaltigen wollten, zu verprügeln und sie dann zurück auf die Straße zu schicken, anstatt sie ins Gefängnis zu stecken. Dafür scheint Alonzo Kontakte in allen Stadtteilen zu besitzen und Einlass in die schlimmsten Gegenden gewährt zu bekommen. Dass der Drogenfahnder jedoch Dreck am Stecken hat, bemerkt man auch als Zuschauer sehr schnell. Wie Jake erlebt man den ersten Tag mit dem von Denzel Washington intensiv und mitunter beinahe beängstigend gespielten Alonzo als einen Trip in die Hölle des Straßendschungels, fernab aller Illusionen, die ein junger Polizist haben könnte. Aber auch wenn sein Mentor ihm vorredet, man könne in der Realität nicht mit schwarz/weiß-Malerei bestehen, weiß Jake dennoch was richtig und was falsch ist. Nur bis er – und der Zuschauer – erkennt, was Alonzo tatsächlich vor hat, ist es schon zu spät um umzukehren.

Training Day bedeutete nach respektablen Erfolgen den Durchbruch für Regisseur Antoine Fuqua und für Denzel Washington bedeutete es eine der größten Auszeichnungen seiner Karriere. Für seine Darbietung bekam er zurecht den Oscar. Sein Leinwandpartner Ethan Hawke war ebenfalls nominiert und es liegt an beiden Darstellern, dass das fesselnde Polizistenthrillerdrama trotz seiner Schwächen so sehr überzeugt.
Mäandriert der Film im ersten Drittel augenscheinlich ziellos umher, bleibt man ab der zweiten Konfrontation mit Roger (routiniert verkörpert von Scott Glenn) gebannt sitzen, wenn sich Jake fortwährend in Situationen wiederfindet, die immer auswegloser zu werden scheinen und unweigerlich auf eine Katastrophe zusteuern. Washington dabei als Bösewicht zu beobachten, wäre grundsätzlich reizvoll genug, doch mitzuerleben, wie jeder Moment mit ihm auf Grund einer inneren Anspannung, die von ihm ausgeht, zu zerbersten droht, macht Training Day zu einem aufwühlenden Film. Demgegenüber sieht man Ethan Hawke an, wie sich Jake mit jeder Faser seines Körpers gegen die Ungerechtigkeiten wehrt, die er beobachten muss. Wenn er letztlich erkennt, wie der Tag enden soll, wird seine innere Panik spürbar. Zwar gelingt es ihm nicht sofort, wie dem Zuschauer ebenso wenig, die Hintergründe von Alonzos Handlungen aufzudecken, doch muss man vielleicht gerade das dem Drehbuch von Autor David Ayer zugute halten. So wird man selbst dazu aufgefordert, sich die Puzzlestücke zurecht zu legen, um Alonzos Handlungen zu begreifen und findet sich an Jakes Stelle wieder, statt ihm immer einen Schritt voraus zu sein. Ayer schrieb die erste Drehbuchfassung bereits 1995, also drei Jahre, bevor der Skandal um die Rampart Division des Los Angeles Police Department, einer Anti-Drogen-Einheit, die wegen Korruption und Amtsmissbrauch vor Gericht stand, Schlagzeilen machte. So schockierend Alonzos Verhalten somit auch sein mag, es ist traurigerweise nicht unrealistisch.

Die knapp zwei Stunden merkt man Training Day nicht an, auch wenn der Anfang etwas schleppend in Fahrt kommt. Wenn man schließlich erkennt, dass auch Alonzos Trips durch die Stadt nicht wahllos ausfallen, sondern immer ein bestimmtes Ziel verfolgen, wird man auch als Zuseher zunehmend unruhiger, da man nicht weiß, worauf der korrupte Polizist hinarbeitet. Dank der ausnahmslos erstklassigen Darstellerriege, die sich bis in die Nebenrollen aufzählen lässt, der beiden Hauptdarsteller, die engagierter nicht mimen könnten, und der handwerklich tadellosen Umsetzung, bleibt Antoine Fuquas Thriller einer der besten des Genres. Die authentische Atmosphäre, in der man sich schon nach wenigen Minuten wiederfindet, ist diesbezüglich nur ein Tropfen auf den heißen Stein.


Fazit:
Der Titel ist tatsächlich wörtlich zu verstehen, immerhin handelt es sich hierbei um Jakes ersten Tag mit seinem neuen Mentor Alonzo. Doch egal auf welchen Straßendschungel man als neuer Drogenfahnder in Los Angeles eingestellt sein mag, die Hölle, durch die Alonzo seinen neuen Partner und den Zuschauer schickt, stellt die eigenen Moralvorstellungen auf den Kopf.
Exzellent gespielt, insbesondere von Washington und Hawke, und in einem beängstigend realistischen Ambiente tadellos gefilmt, mag Training Day zu Beginn etwas orientierungslos erscheinen, und man hätte vielleicht auch Manches anders machen können, doch das schmälert nicht die Leistungen der Beteiligten um Antoine Fuqua. Ihm gelang ein nach dem ersten Drittel packendes, anspruchsvolles und komplexes Thrillerdrama, das einen ungeschönten Blick auf einen Beruf wirft, bei dem das Tragen einer Polizeimarke ein begangenes Verbrechen noch lange nicht rechtfertigt.